Kirdjapkin holt Gold im 50-Kilometer-Gehen

SID
Viele Zuschauer aus Deutschland feuerten die Athleten an
© spox

Der russische Olympiasieger Sergej Kirdjapkin gab schon mit umgehängter Nationalfahne die ersten Sieger-Interviews, als Andre Höhne die letzten großen und wichtigen Schritte seines Geher-Lebens machte. Schritte voller Qual und voller Leiden, die den Berliner Routinier aber dennoch nach 3:44:26 Stunden auf einen bemerkenswerten elften Platz im 50 Kilometer-Marathon in London führten.

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"Ich bin erleichtert, dass es jetzt vorbei ist. Es war eine Wahnsinns-Anstrengung", sagte der 34-jährige, der am Ende der Saison in den sportlichen Ruhestand treten will: "Genug ist genug." Hinter Kirdjapkin holte der Australier Jared Tallent Silber, Bronze gewann der Chinese Tianfeng Si.

Mit einer schweren Knochenhaut- und Sehnenscheiden-Entzündung hatte sich Höhne durch den Wettkampf geschleppt, aber großen Kampfgeist auf der Zwei-Kilometer-Rundstrecke in der Nähe des Buckingham-Palastes bewiesen. Nachher war die Gefühlswelt des schmerzvoll humpelnden Höhnes gespalten, irgendwo zwischen Stolz und Frust: "Ich habe die zweitbeste Zeit meiner Laufbahn geschafft. Das hätte vor ein paar Jahren noch zu Medaillen gereicht", sagte er: "Wo ich jetzt gelandet bin, das ist dann schon undankbar."

Dicke Komplimente an Höhne verteilte nicht nur Bundestrainer Ronald Weigel ("Ein starker Auftritt"), sondern auch sein deutscher Rivale Christopher Linke, der in 3:49:19 Stunden auf Platz 24 gekommen war: "Ich wollte Andre hier unbedingt schlagen, das war meine Ambition. Aber ich kann nur meinen Hut ziehen vor seiner Leistung."

200.000 Kilometer in zwei Jahrzehnten

Linke, elf Jahre jünger als Höhne, musste bitteres Lehrgeld bezahlen, nachdem er kurz nach Halbzeit der langen Geher-Distanz das Tempo anzog, dann aber auf den letzten zehn Kilometern völlig einbrach: "Da kam nicht der berühmte Hammer, da wurde ich von einem Kometen erschlagen", sagte der völlig erschöpfte Potsdamer, der ebenfalls die zweitbeste Zeit seiner Karriere lief. Doch anders als Höhne blieb ihm nur die bloße Enttäuschung: "Ich bin platt, kaputt und nicht so glücklich jetzt."

Höhne versuchte, den Jüngeren anschließend zu trösten, den Herausforderer, der ihn in den letzten Jahren selbst noch einmal zusätzlich angetrieben hatte: "Ihm gehört die Zukunft. Ich habe ihm heute sozusagen den Staffelstab übergeben." Noch einmal hatte der 34-Jährige in der Olympia-Vorbereitung schier endlos Kilometer um Kilometer abgeschrubbt, insgesamt, so rechnete er vor, seien es in rund zwei Jahrzehnten Leistungssport wohl 200.000 Kilometer bei Wind und Wetter gewesen: "Das reicht für ein paar Erdumrundungen - und deshalb reicht es jetzt auch."

Und: Ist eine Rechnung offen geblieben? "Nein", sagte Höhne: "Ich bin glücklich mit dem, was ich geschafft habe. Und glücklich, dass ich jetzt aufhören darf." Dann schaute er demonstrativ herunter auf seine Füße und musste nicht mehr sagen. Grün und gelb und blau waren sie angelaufen nach der letzten Strapaze.

Der Medaillenspiegel im Überblick

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