Buggenhagen holt mit 59 Silber im Kugelstoßen

SID
Marianne Buggenhagen holte mit 59 Jahren die paralympische Silbermedaille im Kugelstoßen
© spox

Eigentlich hätte ja schon nach den paralympischen Spielen in Peking Schluss sein sollen für Marianne Buggenhagen. Gold im Diskus und Bronze im Kugelstoßen - der krönende Abschluss einer mehr als 20 Jahre währenden Karriere voller internationaler Erfolge.

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Dann kam alles anders: Die drohende Schulteroperation verlief glimpflicher als gedacht, vier Jahre später fügt die seit knapp 35 Jahren querschnittsgelähmte Berlinerin in London ihrer beeindruckenden paralympischen Medaillensammlung Silber im Kugelstoßen hinzu - mit 59 Jahren.

"Ich hatte sogar überlegt, die Paralympics auszulassen, weil der Diskuswettbewerb gestrichen wurde. Doch mein Mann und mein Trainer haben gesagt: Du musst weitermachen", sagte Buggenhagen, für die Kugelstoßen bislang immer nur eine Komplementärdisziplin war.

Aber im Behindertensport müssen die Athleten flexibel bleiben, nach Peking wurde ihre Paradedisziplin aus dem Programm genommen: "Es mussten Disziplinen gestrichen werden, da hat wahrscheinlich einer die Augen zugemacht und irgendwas angetippt, das war dann das Diskuswerfen."

London etwas Besonderes

Alles egal, die Freude über ihren zweiten Platz hinter der Chinesin Liwan Yang überstrahlte am Samstagabend im Londoner Olympiastadion den Ärger über die Willkür der Organisatoren. Überhaupt verbindet die Sozialarbeiterin seit jeher sportliche Ziele mit der Erweiterung ihres Horizontes. "Ich betrachtete den Sport immer auch als Möglichkeit, endlich einmal in viele Länder reisen zu dürfen."

Möglichkeiten dazu hatte Buggenhagen in ihrer langen Karriere mehr als genug, London ist für die Berlinerin dennoch etwas ganz besonderes: "Ich weiß ja noch nicht, ob diese Spiele meine letzten sind, aber die Stimmung hier ist klasse. Man hat als Athlet das Gefühl, die 80.000 sind alle nur für dich gekommen und feuern dich an."

"Wenn sie mich mit 63 noch wollen, warum nicht?"

Mehr als 2,7 Millionen Karten wurden für die Paralympics bereits abgesetzt. Buggenhagen, die seit Jahrzehnten für eine stärkere Anerkennung ihres Sports in der Mitte der Gesellschaft kämpft, ist angestachelt. Es ist noch nicht lange her, dass sie ihre Kugeln vor Kleinstpublikum stoßen musste. Neun paralympische Goldmedaillen hin oder her - ans Aufhören denkt Buggenhagen noch lange nicht.

In vier Jahren locken die Spiele in Rio de Janeiro dann mit Sonne, Strand und Meer. "Es kann sehr gut sein, dass ich noch weitermache - wenn sie mich mit 63 Jahren bei den Paralympics noch wollen, warum nicht?"