Brussig-Schwestern holen zweimal Gold im Judo

SID
Die eineiigen Zwillinge Carmen (l.) und Ramona Brussig holten jeweils Gold bei den Paralympics in London
© Getty

Der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) muss hellseherische Fähigkeiten besitzen: Bereits eine halbe Stunde vor dem Kampf von Carmen Brussig verkündete Friedhelm Julius Beucher stolz den Sieg der Judoka und fragte sich sogleich, ob wohl auch ihr eineiiger Zwilling Ramona Gold gewonnen hätte. Beucher hatte sich zwar mit den Kämpfen vertan - er meinte wohl das Halbfinale - falsch lag er dennoch nicht: Die beiden fast blinden Judo-Schwestern bescherten dem DBS am Donnerstagabend die beiden ersten Goldmedaillen der paralympischen Spiele.

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Und auch in den anderen Sportarten waren die deutschen Behindertensportler erfolgreich, zwei silberne und zwei bronzene Medaillen zauberten dem Chef de Mission, Karl Quade, ein Lächeln auf die Lippen: "Das ist ein super Auftakt. Ich saß heute neben Michael Vesper (seinem olympischen Kollegen, Anm. d. Red.) im Velodrom und habe zu ihm gesagt: 'Zum Glück erleben wir kein Waterloo so wie ihr'."

Der DOSB hatte in den ersten beiden Tagen keine Medaillen gewinnen können.

Nur 19 Sekunden bis Gold

"Ich bin so erleichtert, weil ich wusste, was für ein schwerer Kampf das wird", sagte Carmen Brussig nach ihrem Sieg über die Taiwanerin Kai-Lin Lee in der Klasse bis 48 Kilo. Die Bronzemedaillengewinnerin von Peking musste über die vollen fünf Minuten gehen, bis sie als Siegerin feststand.

Anders ihre Schwester Ramona, die sich bereits nach 19 Sekunden bei ihrer Gegnerin Wang Lijin revanchiert hatte - 2008 war die Schwerinerin der Chinesin im Finale noch unterlegen. Gefeiert wird übrigens erst später: "Zuerst drücken wir den Männern morgen noch die Daumen", sagte Ramona Brussig.

Richtig feiern darf dafür schon Manuela Schmermund, die nach einer fulminanten Aufholjagd im Sportschießen überraschend noch Silber gewann. "Ich bin völlig fertig, mir tun alle Knochen weh. Nachdem ich den Vorkampf so versaut habe, habe ich mit gar nichts mehr gerechnet.

Dass es nun Silber geworden ist, ist toll", sagte Schmermund, die nach dem Anschießen mit dem Luftgewehr auf Platz sieben gerade so das Finale erreicht hatte. Dort drehte sie dann auf, landete mit 493,6 Punkten knapp hinter der chinesischen Siegerin Zhang Cuiping (500,9).

Bundespräsident Gauck übergibt Bronze an Bahnradfahrer Graf

Anders als Britta Steffen & Co fischten die Handicapschwimmer gleich zum Auftakt der Wettbewerbe im Aquatics Centre Edelmetall aus dem Becken. Die querschnittsgelähmte Kirsten Bruhn, die vor vier Jahren mit fünf Medaillen erfolgreichste deutsche Athletin in Peking war, gewann bei ihrem ersten Start in London über 100 Meter Rücken Silber.

Der 28-jährige Sebastian Iwanow, der ohne Kniescheibe und Schienbeine auf die Welt kam, holte zuvor über 100 Meter Rücken Bronze.

Bei seinen dritten Paralympics sicherte sich der am Oberschenkel amputierte Tobias Graf überraschend im 1000-Meter-Zeitfahren die Bronzemedaille. In 1:09,979 Minuten stellte der 28-Jährige aus Lossburg einen neuen Weltrekord in seiner Startklasse (C2) auf, wurde nach der Zusammenlegung von drei Schadensklassen insgesamt Dritter.

Bronze bekam er sogar persönlich von Bundespräsident Joachim Gauck überreicht. Ob der wohl ähnlich wie DBS-Präsident Beucher hellseherische Fähigkeiten hatte, als er sich den Wettbewerb aussuchte?

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