Silber für "Lucky Loser" Ewald

SID
Ewald scheiterte nur knapp im Finale
© getty

Vom "Lucky Loser" zum Silbermedaillengewinner: Dank der Disqualifikation seines Viertelfinalbezwingers wegen "Brutalität während des Kampfes" hat Freistil-Ringer Marcel Ewald eine zweite Chance bei den Europaspielen in Baku erhalten - und den Titel erst im Finale verpasst. Die Silbermedaille des 31-Jährigen aus Weingarten blieb am fünften Wettkampftag das einzige Edelmetall für den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) in der aserbaidschanischen Hauptstadt.

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Ewald unterlag im Finale der Klasse bis 57 kg dem Russen Wiktor Lebedew mit 0:8 und gewann Silber - obwohl er sein Viertelfinale verloren hatte und über die Hoffnungsrunde ursprünglich maximal die Bronzemedaille möglich war.

"Eigentlich darf ich in meinem Leben keinen Lottoschein mehr ausfüllen, so viel Glück hatte ich", sagte Ewald: "Ich war EM-Zweiter. Das hier ist von der Wertigkeit noch ein Stück drüber. Hier in dieser Atmosphäre zu ringen, ist etwas ganz Besonderes."

Weiterkommen dank Disqualifikation

In der Runde der letzten Acht war der frühere Vize-Europameister beim 0:4 gegen Uladzislau Andrejew chancenlos. Da der Weißrusse sich im Halbfinale jedoch mit seinem georgischen Gegner Wladimir Chinchegaschwili anlegte und beide von den Ringrichtern disqualifiziert wurden, rückten Ewald und der Albaner Islam Islamaj ins Halbfinale auf - Ewald siegte 4:0. "Es geht um Chancenverwertung. Marcel hat sein Leben lang hart gearbeitet und nun das Glück des Tüchtigen", sagte DRB-Sportdirektor Jannis Zamanduridis nach der glücklichen Fügung vor dem Halbfinale. Zum ganz großen Wurf reichte es für Ewald dann aber nicht.

Andere deutsche Sportler sind noch auf dem Weg zur Medaille: Die Volleyballerinnen feierten einen Prestige-Erfolg gegen die von Ex-Bundestrainer Giovanni Guidetti betreuten Niederlande und haben das Viertelfinale im Blick. Im Tischtennis-Einzel zogen Europameister Dimitrij Ovtcharov und die Team-Europaspielsiegerinnen Han Ying und Petrissa Solja souverän ins Achtelfinale ein.

Prestige-Erfolg gegen Niederlande

Die Volleyballerinnen schlugen die Niederlande klar mit 3:0 (25:13, 25:23, 25:22) und setzten im ersten Aufeinandertreffen mit Guidetti seit dessen Demission wegen atmosphärischer Störungen im Januar ein Ausrufezeichen. Nach dem zweiten Sieg im dritten Spiel ist das Viertelfinale für die DVV-Auswahl in Reichweite.

"Wir waren heute wirklich sehr gut. Ich glaube aber, dass wir noch besser spielen können. Im ersten Satz habe ich den Volleyball gesehen, den ich immer sehen möchte", sagte Guidettis Nachfolger Luciano Pedullà.

Zum Auftakt der Tischtennis-Einzelwettbewerbe hatte der topgesetzte Europameister Ovtcharov (Hameln/Orenburg) mit dem Tschechen Dmitrij Prokopcov beim 4:0 keine Probleme. Auch Han Ying (Tarnobrzeg/Polen) und Solja (Berlin) meisterten ihre Pflichtaufgaben: Han Ying schlug die Russin Polina Michailowa glatt in vier Sätzen, Solja die Serbin Anamaria Erdelji mit 4:2.

"Das Einzel ist etwas komplett anderes als das Doppel, das erste Match ist immer eine besondere Situation. Ich war super nervös", sagte Han Ying, als Nummer zehn der Weltranglisten zurzeit die stärkste Europäerin und Titelfavoritin.

Boll wegen Lebensmittelvergiftung nicht dabei

Der bei den Männern eigentlich an Position zwei gesetzte Rekordeuropameister Timo Boll (Düsseldorf) hatte seine Teilnahme wegen einer Lebensmittelvergiftung am Mittwoch zurückgezogen. Die Sieger der Tischtennis-Einzelwettbewerbe in Baku sind direkt für die Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro qualifiziert.

Unterdessen gab es den ersten Verstoß gegen die Anti-Doping-Regeln bei den Europaspielen. Das Europäische Olympische Komitee gab am Mittwoch bekannt, dass beim albanischen Boxer Rexhildo Zeneli bei einer außerhalb des Wettkampfs am 13. Juni genommenen Urinprobe ein verbotenes Furosemid festgestellt worden sei. Zeneli wurde daher von den Europaspielen ausgeschlossen, bisher hatte er noch keinen Kampf bestritten. Furosemide führen zu einer Entwässerung des Körpers und können damit die Einnahme anderer verbotener Substanzen verschleiern.

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