Freitag: Unterstützung für Stepanowa zu spät

SID
Freitag: IOC-Unterstützung für Whistleblowerin Stepanowa zu spät
© getty

Für Dagmar Freitag, Vorsitzende des Sportausschusses im Deutschen Bundestag, kommt die vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) und dessen Präsident Thomas Bach zugesagte Unterstützung für die russische Whistleblowerin Julia Stepanowa und deren Mann Witali viel zu spät.

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"Ein viel deutlicheres Signal wäre es gewesen, wenn Herr Bach sich vor den Olympischen Spielen in Rio, in der Hochphase der Diskussion um die russische Dopingproblematik, an die Seite der Whistleblower gestellt hätte und so deutlich gemacht hätte, dass deren Insiderwissen und deren klares Bekenntnis zu einem sauberen Sport auch vom IOC geschätzt statt ignoriert wird", sagte Freitag.

Stattdessen habe Bach Julia Stepanowa zur Zuschauerin der olympischen Wettbewerbe degradiert. Dass Bach endlich den direkten Kontakt zu den Stepanows gesucht habe, sei ein lange erwartetes Signal, das allerdings zu spät gekommen sei.

Das IOC hatte Stepanowa (30) am 24. Juli, knapp zwei Wochen vor der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele, das Startrecht für Rio verweigert, da sie als ehemalige Dopingsünderin "nicht die ethischen Anforderungen" für einen Start erfüllt habe. Diese Entscheidung stieß weltweit auf harsche Kritik.

Bach sagte Stepanowa Hilfe zu

Das IOC hatte am Montag bestätigt, dass Bach den Stepanows bei einem gemeinsamen Treffen im September konkrete Hilfe zugesagt hat. Die Mittelstreckenläuferin Stepanowa erhält ein schon zuvor offeriertes Stipendium, Stepanow wird Anti-Doping-Berater beim IOC.

Freitag hofft, dass das Bekenntnis zu den Stepanowas auch langfristig Bestand haben wird. Es bleibe abzuwarten, "wie langfristig und intensiv die Einbindung von Julia und Witali Stepanow sein wird." Das einzig richtige Zeichen wäre eine nachhaltige und konsequente Nutzung des Insiderwissens, das beide zweifellos anbieten könnten.

Zweifel hatte dahingehend der Nürnberger Doping-Experte Fritz Sörgel geäußert. "Wenn das IOC diese Schritte ernst meint, sind sie zu begrüßen. Nach allem, was in den vergangenen Monaten passiert ist, kann man aber auch getrost davon ausgehen, dass Thomas Bach die Chance wahrgenommen hat, die Stepanows ans Gängelband zu nehmen", sagte Sörgel dem SID.

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