Kein sicherer Schutz gegen Zika-Virus

SID
Das Zika-Virus könnte auch bei den olympischen Spielen eine Gefahr darstellen
© getty

Die Symptome sind die einer leichten Grippe, das Virus kann aber gravierende Folgen haben. Die Zika-Epidemie in Brasilien trifft auch die Olympiastadt Rio de Janeiro.

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Wenn bei den Olympischen Sommerspielen im August die Welt zu Gast in Rio de Janeiro ist, wartet ein gemeiner Virus als böses Andenken. Am 14. Mai 2015 hatte das brasilianische Gesundheitsministerium die ersten 16 Zika-Fälle im Nordosten bestätigt. Seither ist innerhalb eines Jahres aus der Erkrankung mit den anfangs nur grippeähnlichen Symptomen auf Entscheid der Weltgesundheitsorganisation WHO ein "öffentlicher Gesundheitsnotstand internationalen Ausmaßes" geworden.

Laut letztem WHO-Zika-Report vom 4. Mai ist der Krankheitserreger in 57 Ländern und Hoheitsgebieten aktiv, 37 davon auf dem amerikanischen Doppel-Kontinent. Brasiliens Gesundheitsbehörde vermeldete in ihrem jüngsten epidemiologischen Bericht 91.387 Verdachtsfälle im Jahr 2016, ein Drittel davon bereits bestätigt. Mit 25.930 wahrscheinlich auf den Virus zurückzuführenden Erkrankungen ist das Bundesland Rio de Janeiro nationaler Spitzenreiter.

Zika kann tödlich sein

Weil gerade dort, wo es zum Jahresanfang im südamerikanischen Sommer heiß und feucht ist, die Überträgermücke Aedes aegypti, weiß gestreift, tagaktiv und geräuschlos im Anflug, trotz aller Bekämpfung weiter fröhlich ihr Unwesen treibt. Der WHO liegen jedoch aus neun Ländern Anzeichen vor, dass der Virus auch durch Körperkontakt, wahrscheinlich beim Geschlechtsverkehr, weitergegeben werden kann. Und somit wäre jeder infizierte Olympiagast ein potenzieller Überträger, gerade nach der Heimreise.

Immerhin: Nur bei einem von vier Zika-Infizierten brechen Symptome wie leichtes Fieber, rötlicher Hautausschlag oder Bindehautentzündung aus. Der Virus ist vermutlich harmloser als der des von der gleichen Gelbfiebermücke übertragenen Denguefiebers, das bei inneren Blutungen zum Tod führen kann. Beängstigend sind dennoch die ersten mit dem Krankheitserreger in Verbindung gebrachten Folgeerscheinungen.

Der Verdacht erhärtet sich, dass Föten infizierter Schwangerer Schädelfehlbildungen, sogenannte Mikrozephalie, einhergehend mit einer geistigen Behinderung, davontragen. Auch gibt es Hinweise, auf einen Zusammenhang zwischen Zika und dem Guillain-Barré-Syndrom, einer entzündlichen Veränderungen des Nervensystems mit langer Rekonvaleszenzphase und, in einigen Fällen, tödlichem Ausgang. Mit weitergehender Forschung sind neue Konsequenzen nicht auszuschließen.

"Leute werden sich anstecken"

Weltweit arbeiten Institute für Infektionskrankheiten deshalb intensiv an wirksamen Medikamenten und immunisierenden Impfstoffen. Für 2016 sind aber noch keine marktreifen Produkte zu erwarten. So helfen bei den Spielen in Rio nur Mückenschutz und körperbedeckende Bekleidung. Und die Ausrottung der Mücken-Brutnester in stehenden Gewässern wie Pfützen und Wasserlachen.

Erst in der vergangenen Woche hatte Australiens Topgolfer Marc Leishman, Nummer 35 der Weltrangliste, wegen des Zika-Virus' seinen Olympiastart abgesagt. Andere Topsportler, wie die britische Leichtathletin Jessica Ennis-Hill, die vor vier Jahren in London Siebenkampf-Gold holte, oder die US-amerikanische Star-Torhüterin Hope Solo haben bereits starke Bedenken angemeldet.

"Probleme wird es geben, Leute werden sich anstecken", gibt der Virologe Amilcar Tanuri, Professor an Rios bundesstaatlicher Hochschule UFRJ, zu, schränkt aber ein: "Aus jahreszeitlichen Gründen wird es nicht kritisch werden." Weil es im August, im brasilianischen Winter, trocken und eher kühl ist. Für die Aedes aegypti ein ungeliebtes Klima. Und wenn Temperaturen dann doch außergewöhnlich hoch klettern? "Dann wird es unvorhersehbar", gesteht Tanuri ein.

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