"Hamburger müssen die Zeche zahlen"

SID
Ein vertraulichen Entwurf der Kontrollinstanz soll Olympia in Hamburg sehr kritisch sehen
© getty

Ein internes Dokument des Hamburger Rechnungshofes gibt Kritikern einer Bewerbung um die Olympischen Spiele 2024 in der Hansestadt neuen Rückenwind. Mehrere Hamburger Medien veröffentlichten am Freitag zum Teil extrem olympiakritische Aussagen aus einem 55-seitigen vertraulichen Entwurf der Kontrollinstanz. Der Rechnungshof bezeichnete daraufhin das Schreiben ausdrücklich als vorläufige Fassung.

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In dem Dokument wird eindringlich auf die Gefahr hingewiesen, dass "aufgrund zusätzlicher olympiabedingter Investitionen auf notwendige Investitionen in vorhandenes Infrastrukturvermögen verzichtet werden könnte", schrieb das Hamburger Abendblatt.

Auch der frühe Zeitpunkt des Bürgereferendums am 29. November missfalle dem Rechnungshof. Dasselbe gilt für die Host-City-Verträge, die zwischen dem IOC und der Veranstalterstadt geschlossen werden. Unter anderem sei das Haftungsrisiko für die Hansestadt zu hoch. Der Rechnungshof schrieb mit Blick auf das Vertragswerk mit dem IOC von einer "deutlichen Unausgewogenheit von Leistung und Gegenleistung".

Zudem wurde bemängelt, dass es zum Zeitpunkt der Bürgerbefragung am 29. November noch keine belastbaren Finanz-Prognosen gebe, danach die Bewerbung aber bindend sei.

Rechnungshof weist Berichte zurück

Der Rechnungshof wies die Berichte zurück. Das an die Öffentlichkeit geratene Dokument gebe noch nicht die Auffassung des Organs wieder, heißt es in einer Stellungnahme vom Freitag. Die Institution verwies darauf, dass das vorliegende Dokument erst das Stadium eines "Prüferentwurfs" habe und dementsprechend mehrere interne Schritte bis zu einer offiziellen Stellungnahme fehlten. Die Behörde bedauerte die Veröffentlichung.

"Dieses Papier bestätigt unsere Kritik, dass am Ende die Hamburgerinnen und Hamburger die Zeche zahlen, und es verdeutlicht, dass die Bedenken des Rechnungshofs sehr ernst zu nehmen sind", sagte Sabine Lafrentz von der Volksinitiative Stop Olympia der Tageszeitung die Welt. Das Bündnis forderte die Hansestadt auf, es der US-Metropole Boston gleichzutun und die Bewerbung "ohne Referendum zurückzuziehen".

Folgt ähnliches Schicksal wie München 2022?

Sollten sich die Hamburger Bürger in der Befragung Ende November mehrheitlich gegen Olympia vor der Haustür aussprechen, würde der DOSB die Bewerbung fallen lassen. Ein solches Schicksal ereilte die Münchner Bewerbung um die Winterspiele 2022.

Neben Hamburg haben bisher Paris, Rom und Budapest ihre Bewerbungsabsicht für Olympia 2024 erklärt, für Boston wird wahrscheinlich Los Angeles einspringen. Über die Vergabe der Sommerspiele wird im Sommer 2017 beim 130. IOC-Kongress in der peruanischen Hauptstadt Lima entschieden.

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