Eventuell "keine Bewerbung für 2024"

SID
Berlin und Hamburg wollen die Olympischen Spiele nach Deutschland holen
© getty

Die deutsche Bewerbung für die Olympischen Spiele 2024 ist trotz des wachsenden Zuspruchs in Berlin und Hamburg nicht sicher. "Es könnte sein, dass wir zu dem Schluss kommen, keine Bewerbung für die Spiele 2024 abzugeben, weil uns die Zustimmung vielleicht nicht hoch genug erscheint", sagte Walter Schneeloch, Vizepräsident Breitensport des DOSB, der Rheinischen Post.

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Schneeloch, eines von acht DOSB-Präsidiumsmitgliedern, die über die Empfehlung abstimmen, will nicht um jeden Preis in das Rennen um Olympia 2024 einsteigen. "Bevor wir auf die Nase fallen, könnten wir einer neuen Bewerbung etwas mehr Zeit geben", sagte der 67-Jährige.

Eine Sichtweise, für die Rainer Brechtken kaum Verständnis hat. "Diese furchtbare Ängstlichkeit kann ich überhaupt nicht nachvollziehen", sagte der Präsident des Deutschen Turner-Bundes (DTB) dem SID am Mittwoch. Es gelte, einen "Arsch in der Hose" zu haben: "Wenn die Politik, der Sport und die Wirtschaft das gemeinschaftlich wollen, dann bin ich überzeugt, dass wir eine Mehrheit kriegen."

Dagmar Freitag (SPD), Vorsitzendende des Sportausschusses im Bundestag, schlug in die gleiche Kerbe. "Wir können in Deutschland nicht nur ständig kritisieren, dass internationale sportliche Großereignisse zunehmend in autokratische Länder vergeben werden, sondern müssen dann auch Farbe bekennen und mit Deutschland in den internationalen Wettbewerb eintreten", sagte Freitag dem SID.

Umfragen "kein Totschlagkriterium"

Bei einer vom DOSB in Auftrag gegebenen Forsa-Umfrage hatten 64 Prozent der befragten Hamburger Zustimmung für die Spiele signalisiert, in Berlin lag der Wert bei 55 Prozent. Am Montag gibt der DOSB eine Empfehlung an seine Mitglieder, die dann am 21. März in der Frankfurter Paulskirche die Siegerstadt bestätigen sollen. Das Abnicken der DOSB-Mitglieder gilt als Formalie.

Über das weitere Verfahren sagte Schneeloch: "Wir haben uns im Präsidium auf einen Katalog von zehn Kriterien geeinigt, an denen wir Hamburg und Berlin messen. Eins davon sind die Ergebnisse der jetzt vorliegenden Meinungsumfrage. Sie sind aber kein Totschlagkriterium", erklärte der Präsident des Landessportbundes NRW.

Auch für Berlin gebe es "viele gute Gründe, die wir in Erwägung ziehen: die internationale Bekanntheit der Hauptstadt zum Beispiel oder die Tatsache, dass es dort bereits ein Olympiastadion gibt", so Schneeloch weiter. Er begrüßt das Verfahren, eine Bewerbung um 2024 an eine um 2028 zu binden: "Wenn wir die Bewerbung Münchens um die Winterspiele 2018 an eine um die Spiele 2022 gekoppelt hätten, hätten wir Olympia bekommen."

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