Vorentscheidung schon am Dienstag?

SID
Die Entscheidung für die Wahl zur Bewerbung entscheidet sich zwischen Berlin und Hamburg
© getty

Der DOSB steht vor einer der folgenschwersten Beschlüsse seiner Geschichte. Am kommenden Dienstag könnte schon eine Vorentscheidung fallen, wer sich um die Olympischen und Paralympischen Spiele 2024 bewerben soll - Berlin oder Hamburg?

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Berlin oder Hamburg? Die beiden größten deutschen Städte biegen im Rennen um eine deutsche Olympia-Bewerbung auf die Ziegerade ein. Schon am Dienstag könnte eine Vorentscheidung fallen, mit welcher Stadt der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) an den Start gehen will.

Wenn der Dachverband des deutschen Sports die Ergebnisse der letzten Stimmungsumfragen aus beiden Metropolen veröffentlicht, steht eine der folgenschwersten Entscheidungen seiner Geschichte kurz bevor.

"Das Ergebnis der Befragung wird eine der ganz entscheidenden Fragen sein", sagt DOSB-Präsident Alfons Hörmann und betont: "Spiele gegen die Bevölkerung der jeweiligen Stadt funktionieren nicht." Seit Donnerstag liegen den DOSB-Bossen die Ergebnisse der Umfrage vor, alle haben sich strengste Verschwiegenheit auferlegt.

Bürgerbefragung: Mögliches Aus

Am kommenden Montag gibt der DOSB eine Empfehlung an seine Mitglieder, die dann am 21. März in der Frankfurter Paulskirche die Siegerstadt bestätigen sollen. Es wird nur noch eine Krönungsmesse sein. Die Delegierten der nicht empfohlenen Stadt werden gar nicht mehr nach Frankfurt reisen, das Abnicken der DOSB-Mitglieder gilt als Formalie.

Doch selbst diese richtungweisenden Entscheidungen sind erst der Anfang eines Marathons, an dessen Ziel die IOC-Mitglieder im Sommer 2017 im fernen Lima/Peru zum vierten Mal Olympische Spiele nach Deutschland vergeben sollen - nach Berlin und Garmisch-Partenkirchen 1936 sowie München 1972.

Doch schon im September dieses Jahres kann dem DOSB-Wahlsieger das vorzeitige Aus ereilen. Sowohl Berlin als auch Hamburg wollen im Falle des Zuschlags zu diesem Zeitpunkt ihre Bürger befragen. Sollten nicht mindestens 50 Prozent "ja" zu Olympia vor der Haustür und zu den dann konkreter vorliegenden Kosten und Verpflichtungen sagen, wird der DOSB beim Internationalen Olympischen Komitee keine Bewerbung einreichen.

Zweites "München" vermeiden

Nachdem genau dieses Schicksal 2013 schon München mit der Bewerbung um die Winterspiele 2022 ereilt hatte, stünde der deutsche Sport (mit Ausnahme des Fußballs) dann wohl engültig vor einer riesigen Depression, von der er sich jahrelang nicht erholen dürfte. Nichts würde es dann werden mit dem von den DOSB-Bossen unverblümt herbeigesehnten olympischen Konkunkturprogramm, das den auf breiter Front kriselnden und klammen Verbänden neues Leben einhauchen soll.

Entsprechende Prioritäten legt der DOSB: "Die Frage ist: Wo haben wir die größere Sicherheit, dass uns nicht ein zweites München passiert", sagt Hörmann: "Sport-Deutschland braucht und will die Spiele. Wir müssen uns in der geistigen Einstellung in Richtung Gewinnen aufmachen."

Im Herbst 2015 muss der DOSB seine Bereitschaft, Olympische Spiele 2024 ausrichten zu wollen, beim IOC hinterlegen. Bis spätestens 8. Januar 2016 müssen Bewerbungsunterlagen und eine Finanz-Garantieerklärung beim IOC eingereicht werden.

"Stimmung wird immer besser"

Die internationale Konkurrenz ist riesig. Einige Experten halten Hamburg oder Berlin für 2024 angesichts der US-Bewerbung mit Boston sogar für chancenlos. Als weiterer Bewerber steht Rom fest. Paris, Istanbul, Baku/Aserbaidschan und Doha/Katar stehen in den Startlöchern.

Nicht umsonst haben Berlin und Hamburg dem DOSB schon zugesichert, notfalls auch für 2028 den Hut in den Ring zu werfen. Nicht zuletzt dem deutschen IOC-Präsidenten Thomas Bach, dessen "Agenda 2020" dem Ringeorden vor allem wieder das Vertrauen westlicher Demokratien zurückbringen soll, dürfte es recht sein.

"Beide deutschen Städte können Olympia", sagt Michael Vesper. Der DOSB-Generalsekretär ist der wohl hartnäckigste Verfechter Olympischer Spiele in Deutschland. Vesper glaubt mittlerweile "an eine deutliche Mehrheit der Olympiabefürworter". Das sehe man "von Tag zu Tag, von Woche zu Woche. Die Stimmung in beiden Städten wird immer besser".

Dem gegenüber stehen die Zweifler aus Politik und Wirtschaft. Die Berliner NOlympia-Aktivistin Gabriele Hiller (Die Linke) sagt sogar unverblümt: "Es gibt eine Klientel in der Stadt, die gewaltbereit ist, um ihr Interesse deutlich zu machen. In dieser Stadt gibt es eine starke Gegenwehr, die nicht zu steuern ist, und darauf sollte sich der DOSB einstellen."

Die Opposition formiert sich in Berlin zuletzt stärker als in Hamburg. Zudem haben sich die Bürger der Hansestadt in ersten Testumfragen deutlich olympiafreundlicher gegeben als die Berliner. Sollte Hamburg bei der entscheidenden Erhebung eine Steigerung auf gut 65 Prozent Zustimmung verzeichnen und Berlin bei 50 Prozent stagnieren, dürften die Würfel gefallen sein.

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