Dagobert Duck und ein Hallodri

Von SPOX
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© Getty

Die olympischen Spiele in Peking sind zu Ende. Schluss, aus, vorbei - nach 16 Tagen mit 29 Sportarten und 302 Entscheidungen.

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Unvergessen bleiben natürlich die Überflieger Usain Bolt und Michael Phelps, oder auch Britta Steffens Doppel-Gold sowie die herzzerreißende Geschichte um Gewichtheber Matthias Steiner.

Doch was war sonst noch, wen darf man auf keinen Fall vergessen und wer sind die heimlichen Helden der Spiele? SPOX blickt Tag für Tag auf Olympia zurück und erzählt die etwas anderen Geschichten der Frauen und Männer der 16 Olympia-Tage. 

Hier geht's zu Tag 1 bis 6 und Tag 12 bis 16.

Tag 7:

Der Mann des Tages: Roger Federer: Mann, war der Schweizer nach seinem Aus im Einzel niedergeschlagen. Wieder keine Olympia-Medaille, es war wie verhext. Umso größer - ja fast orgiastischer - die Freude nach dem Finaleinzug im Doppel an der Seite von Stanislas Wawrinka. Beide lagen sich nach dem Sieg gegen die topgesetzten Gebrüder Bryan noch lange selig in den Armen.

Die Frau des Tages: Franziska van Almsick: Sie hat sich so schön mit Britta Steffen über deren Goldmedaille gefreut und sie hat sie so schön in den Arm genommen. Das allein würde schon fast für den Titel "Frau des Tages" genügen. Aber Franzi ist auch noch eine Frau vom Fach. "Britta kann sogar Gold gewinnen", und: "Auf der zweiten Bahn ist Britta die Beste", hat Franzi vor dem Finale analysiert. Und verdammt noch mal: Sie hatte Recht.

Tag 8:

Mann des Tages: Phelps oder Bolt? Bolt oder Phelps? Phelps! Nein, Bolt! Quatsch: Boll! So, jetzt hätten wir's. Phelps, diesen Dagobert Duck der internationalen Schwimmerszene, oder diesen Hallodri Bolt, der vor lauter Überlegenheit seine Gegner veräppelt, kann jeder zum Mann des Tages machen. Auf Timo Boll muss man erst mal kommen. Der hat sich nämlich nicht nur mit zwei Einzelsiegen gegen Japan sehr nützlich gemacht, sondern auch noch ein Leben gerettet und das ist ja wohl ein bisschen mehr wert als ein Haufen Gold. Hätte Boll nämlich das letzte Spiel gegen Japan nicht gewonnen, hätte sich Christian Süß nach eigener Aussage das Leben genommen. Ein Hoch auf Timo Boll.

Frau des Tages: Es soll jetzt wirklich keine Häme sein, aber Nadine Capellmann ist die Frau des Tages. Warum? Weil sie beim Grand Prix Speciale einen Haufen Pferdemist zusammenritt und ausschied. Weil sie damit so ganz anders ist, weil ihr Pferd Elvis heißt und weil sie gezeigt hat, dass auch deutsche Dressur-Reiterinnen nur Menschen sind und keine abgebrühten, gefühllosen Leistungsschweine, die dem Rest der Welt die Lust am Sport und die Chance auf Medaillen und Triumphe rauben. Danke, Nadine Capellmann.

Tag 9:

Mann des Tages: John Einmahl. Guter Name, guter Typ. Der Mann ist Mathematik-Professor und an der Uni im niederländischen Tilburg tätig. Dort hat er anhand der Daten von über 2500 Leichtathleten ausgerechnet, wie schnell denn theoretisch ein 100- oder 200-Meter-Rennen gelaufen werden könnte. 9,29 Sekunden für die 100 und 18,63 Sekunden für die 200 seien nach Einmahl das Optimum. Jetzt steht der Weltrekord über die 100 bei 9,69. Über 200 hält Michael Johnson die Bestmarke mit 19,32. Vielleicht muss ja Herr Einmahl seine Berechnungen neu anstellen, wenn Usain Bolt die 200 in Angriff genommen hat.

Frau des Tages: Oma. So einfach ist das heute. Eigentlich müsste man sagen: Omas, denn es geht gleich um zwei betagte Frauen. Die eine ist Schwimm-Oma, die andere Turn-Oma. Letztere heißt Oksana Chusovitina, ist 33 Jahre alt und holte am Sonntag Silber im Sprung für Deutschland. 1992 hatte sie schon Gold in Barcelona gewonnen, damals für die GUS. Ihre Kontrahentinnen von Peking trugen in der Mehrheit damals noch Windeln. Mit 41 Jahren hat Schwimmerin Dara Torres aus den USA drei Mal Silber in Peking gewonnen und ihre Gesamt-Olympia-Bilanz auf 12 Medaillen ausgebaut - vier von jeder Farbe. 1984 schlug sie bereits das erste Mal zu. Damit ist sie die vierterfolgreichste Sommerolympionikin aller Zeiten. Vor ihr liegt unter anderem Birgit Fischer, die Kanu-Oma.

Tag 10:

Mann des Tages: Es gibt viele gute Gründe, Irving Jahir Saladino Arandes zum Mann des Tages zu machen. Zum einen ist er Olympiasieger im Weitsprung geworden, zum anderen ist allein der Klang seines Namens eine Auszeichnung wert. Irving Jahir Saladino Arandes heißt halt nicht jeder. Ein deutscher Kanute wird zum Beispiel Torsten Eckbrett gerufen. Dafür kann er zwar nichts, aber er muss sich ja trotzdem keinen falschen Hoffnungen hingeben. Zurück zu Herrn Saladino. Er hat dafür gesorgt, dass erstmals Panama bei diesen Olympischen Spielen Erwähnung gefunden hat. Und wir alle wissen, wie schön Panama ist. Wissen wir doch, oder? Noch was mit richtigen Fakten wird gefordert. Hier bitte: Saladino hat die erste Goldmedaille für Panama in der Olympischen Geschichte geholt.

Frau des Tages: Sie passt spielend leicht in jedes Handtäschchen, denn sie ist winzigklein. Man kann sie auch ohne Mühe darin herumtragen, denn sie ist federleicht. Wenn man Chinesisch könnte, könnte man sie fragen, ob sie schon zur Schule geht. Aber dann wird ihr Trainer sauer, und führt vielleicht ein Telefonat und dann kriegt man womöglich Ärger. He Kexin ist Olympiasiegerin am Stufenbarren geworden. He Kexin ist 16 Jahre alt, sieht aber aus wie eine spätentwickelte Achtjährige. Lange wird sie nicht auf dem Turn-Olymp bleiben, denn sie altert sehr schnell. Vor neun Monaten war sie 13. Das stand da in China in der Zeitung, und ein Sportfunktionär stellte sie in aller Öffentlichkeit auch als 13-Jährige vor. Dann wurde sie ruckzuck 16 und durfte Gott sei Dank mitmachen bei Olympia.

Tag 11:

Mann des Tages: Matthias Steiner. Vor einem Jahr hatte er seine Frau bei einem Autounfall verloren, nun hielt er ihr Bild bei der Siegerehrung in der Hand. So glücklich war er weiß Gott nicht immer. "Es geht ganz schnell, dass man irgendwo in einer Bar landet und Alkoholiker wird", meinte der gebürtige Österreicher. Doch Gewichte wurden seine Droge, er stemmte und riss sie solange in die Höhe, bis er ganz oben stand. Mit seiner Frau. In der Hand. Im Herzen. Anschließend hätte er am liebsten "die Bühne abgebaut und mit nach Hause genommen". Was für ein Kerl.

Frau des Tages: Ausnahmsweise mal eine tragische. Lolo Jones war über 100 m Hürden die haushohe Favoritin, ihre 12,43 Sekunden war in diesem Jahr keine gelaufen. Über 80 Meter sah im Endlauf auch alles gut aus für die Amerikanerin, dann trat sie in die vorletzte Hürde und strauchelte als Siebte ins Ziel. Die Tränen flossen in Sturzbächen über ihre Wangen - auch das sind olympische Momente.

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