"Wir buddeln nicht nur im Sand"

Von Interview: Carolin Blüchel
Volleyball, Beach, EM, Sara Goller, Laura Ludwig, Hamburg
© DPA

München - Der kometenhafte Aufstieg zweier blonder Mädels hebt die Beachvolleyball-Welt aus den Angeln.

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In Hamburg wurden Sara Goller und Laura Ludwig zum ersten Mal Europameister. Spätestens seitdem zählen die beiden auch bei den Olympischen Spielen zu den Medaillenhoffnungen.

Bei SPOX.com spricht Deutschlands Top-Duo über den rasanten Aufstieg, das Erlebnis Olympia, und die ewige Debatte über ihre sexy Outfits. 

SPOX: Mit etwas Verspätung zunächst noch herzlichen Glückwunsch zu Ihrem ersten EM-Titel. Wie haben Sie denn die Goldmedaille von Hamburg gefeiert?

Ludwig: Danke. Wir haben mit Familien, Freunden und dem Betreuerteam gefeiert. Weil alle da waren, war der Erfolg natürlich besonders schön.

SPOX: Jetzt steht das sportliche Highlight eines jeden Athleten vor der Tür: die Olympischen Spiele. Als frisch gebackene Europameisterinnen gelten Sie nun dort zum erweiterten Kreis der Favoriten. Wie lebt es sich mit dieser Bürde?

Ludwig (lacht): Sehr gut. Genau da wollten wir ja hin.

SPOX: Die Qualifikation für Olympia haben sie scheinbar mühelos geschafft. Hätten Sie es sich so einfach vorgestellt?

Goller: Na ja, einfach ist jetzt auch relativ. Bevor man große Erfolge feiert, ist der Weg ganz und gar nicht einfach. Wir hatten viele Tiefs, haben viel Schweiß und Tränen gelassen.

SPOX: Davon war aber gar nichts zu merken.

Goller: Vielleicht sah es von außen mühelos aus, aber es war alles andere als das. Nur dass die Qualifikation letztendlich so schnell klappt, hätten wir Anfang letzten Jahres selbst nicht geglaubt.

SPOX: Worauf freuen Sie sich bei Olympia am meisten - abgesehen vom eigenen Wettkampf natürlich.

Ludwig: Auf die Stimmung. Auf das, was im Bauch passiert, wenn man zum ersten mal das Olympische Dorf betritt, wenn man die Eröffnungsfeier sieht, und wenn man so vielen Sportlern aus der ganzen Welt auf einmal begegnet.

SPOX: In der Vergangenheit war Beachvolleyball bei Olympischen Spielen immer ein Zuschauermagnet. Was glauben Sie, ist der Grund dafür?

Goller: Eben diese Stimmung. Generell ist Olympia ja sehr emotional. Die Zuschauer nehmen mit dem Sportler an Momenten teil, die er sein ganzes Leben nicht mehr vergisst. Real-life-Soap quasi. Beim Beachvolleyball gibt es zusätzlich die Lifestyle-Komponente und viele guten Typen, die meistens auch sehr emotional sind. Das reißt die Leute mit.

SPOX: Ob es auch ein wenig an den knappen Outfits liegt?

Goller: Ach ja, die knappen Outfits, die hatte ich noch vergessen. Ich frage mich ja, ob die Leichtathleten diese Frage auch immer beantworten müssen. Na ja, ich werde ja den ein oder anderen treffen und mal nachhaken.

SPOX: Stört es Sie, dass darum ein so großer Hype gemacht wird?

Goller: Nicht solange es im Rahmen bleibt. Natürlich stört es uns, wenn wir als Sportler nicht ernst genommen werden, sondern nur die sind, die immer in kurzen Höschen im Sand buddeln. Aber wenn wir dadurch ein paar Leute mehr anlocken, die sich dann darüber hinaus für den Sport begeistern, find ich das gut.
Ludwig: Und mal im Ernst, wir sehen das Ganze relativ leidenschaftslos. Bei 30 Grad willst du soviel mehr auch nicht anhaben.

SPOX: Was würden Sie eigentlich von einem Mixed-Wettbewerb halten?

Goller: Zum Spaß wäre es ok. Aber ansonsten behalte ich lieber Laura, die ist eh besser.

SPOX: Könnte ein solcher Wettbewerb Zukunft haben? Schließlich wäre es eine weitere Möglichkeit, Medaillen zu gewinnen.

Goller: Wahrscheinlich nicht. Man ist ja 300 Tage im Jahr mit dem Partner zusammen. Das würde nur Probleme geben.

SPOX: Probleme?

Goller: Na ja, entweder man ist ein Paar, dann klappt's sowieso nicht, oder man bekommt Ärger mit dem eigenen Lebenspartner, dann klappt's auch nicht.

SPOX: Zurück zum Olympia. Welche Ziele haben Sie sich denn für Peking gesteckt? Die Konkurrenz ist ja sehr stark.

Ludwig: Olympische Spiele haben ihre eigenen Gesetze. Für alle teilnehmenden Teams sind Medaillen im Bereich des Möglichen. Wir sind in der vorteilhaften Position, nicht zu müssen aber zu können.

SPOX: Was ist eigentlich derzeit Ihr Erfolgsgeheimnis?

Goller: Wir sind ein kleines Unternehmen und denken auch so. Das macht uns stark. Wir versuchen immer das Bestmögliche herauszuholen, Schwachstellen aufzuspüren und zu beseitigen. Dabei haben wir viel Unterstützung vom gesamten Team, in dem jeder sein Bestes gibt, ohne direkt zu fragen, was er dafür bekommt.

SPOX: Sie sprachen von Schwachstellen. In welchen Bereichen gibt es denn noch Verbesserungsbedarf?

Goller: In sehr vielen und das wird sich wohl bis zu unserem Karriereende auch nicht ändern. Wir haben sportlich noch in vielen Bereichen Platz nach oben. Wir können durch unsere Athletik und unseren Enthusiasmus zwar viel wettmachen, aber wir sind noch lange nicht da, wo wir hinwollen.

SPOX: National haben Sie der Konkurrenz das Wasser aber schon ganz schön abgegraben, oder?

Goller: Wir haben aufgehört, uns nur im Vergleich mit anderen zu sehen. Für uns ist es wichtig, unsere eigene Situation immer neu zu analysieren und zu verbessern. Auf andere zu schielen macht diesen Vorgang langsamer und zieht Energie, die woanders besser aufgehoben ist. Ich denke, dass ist auch die beste Methode, Nummer eins zu werden bzw. zu bleiben.

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