Doppelsieg für Eisenbichler und Geiger: "Wie soll man das denn verdauen?"

SID
Karl Geiger (l.) und Markus Eisenbichler feiern ihren Doppelsieg in Innsbruck.
© getty

Historischer WM-Doppelsieg für die deutschen Skispringer: Markus Eisenbichler hat in Innsbruck den Weltmeistertitel von der Großschanze geholt, Karl Geiger gewann Silber. Bronze sicherte sich der Schweizer Killian Peier.

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Im Moment des größten Triumphs fuhren die Gefühle mit Markus Eisenbichler Achterbahn - doch zum Glück stand Zimmerkollege Karl Geiger auf dem Siegerpodest gleich neben dem leicht überforderten Skisprung-Weltmeister. "Wie soll man das denn auch verdauen, wenn man noch nie gewonnen hat und auf einmal WM-Gold hat?", fragte Eisenbichler: "Ich bin extremst glücklich, dass wir zu zweit auf dem Podium sind."

Gold und Silber für das "fliegende Doppelzimmer" in Innsbruck, in einem Wettkampf wie aus dem Märchenbuch. "Das ist einfach obergeil", sagte Eisenbichler und spürte einfach nur noch große Genugtuung. "Wir haben so hart gearbeitet, Tiefschläge erlebt, im Weltcup, bei Olympia oder einer WM", sagte der 27-Jährige: "Wenn man der richtige Typ ist, dann kommt man da gestärkt raus. Der Karl hat es bewiesen, ich habe es bewiesen."

Ohne Weltcupsieg in seiner Karriere war Eisenbichler nach Tirol gereist, nun stand er ausgerechnet bei der WM ganz oben - das kann man sich nicht besser ausdenken. "Im Moment fehlen mir die Worte", sagte Eisenbichler: "Ich werde wohl noch etwas brauchen, um das zu erfassen."

Werner Schuster spricht vom "kleinen Märchen"

Das Geschehen am Bergisel war auch dazu angetan, um fassungslos zu machen. Nach Traumflügen auf 131,5 und 135,5 m lag Eisenbichler mit 279,4 Punkten deutlich vor Geiger (267,3/131,0+130,5), der seine erste Einzelmedaille bei einem Großereignis gewann. "Das ist so genial", sagte Geiger: "Dass ich hier eine Medaille holen kann, habe ich irgendwie gerochen."

Der Schweizer Außenseiter Killian Peier (266,1), der nach dem ersten Durchgang noch überraschend geführt hatte, musste die beiden Deutschen vorbeiziehen lassen und holte Bronze. 24 Stunden nach dem Sieg des Kombinierers Eric Frenzel war es das zweite deutsche Gold der Titelkämpfe.

"Ich bin sehr stolz, das ist eine Riesengeschichte. Es ist ein kleines Märchen passiert", sagte ein gerührter Bundestrainer Werner Schuster: "Schön, dass ich das auf meine alten Tage noch erleben darf." Der Wahl-Tiroler, der zum Saisonende sein Amt niederlegt, krönte dank Eisenbichler und Geiger seine elfjährige Ära: "Ich wusste, wenn wir unsere Qualität auf Boden kriegen, werden die beiden nur schwer zu schlagen sein."

Eisenbichler ist der siebte Skispringer aus einer deutschen Mannschaft, der WM-Einzelgold geholt hat. Zuletzt hatte Severin Freund 2015 in Falun ebenfalls von der Großschanze triumphiert. Einen Doppelsieg zweier deutscher Springer hatte es zuletzt 1999 in Ramsau durch Martin Schmitt und Sven Hannawald gegeben.

Medaillenspiegel der Nordischen Ski-WM

  • 1. Norwegen: 4 Gold/ 2 Silber / 2 Bronze
  • 2. Deutschland 2 / 1 / 0
  • 3. Russland 0 / 1 / 2
  • 4. Schweden: 0 / 1 / 0
  • 4. Italien: 0 / 1 / 0
  • 6. Österreich 0 / 0 / 1
  • 6. Schweiz 0 / 0 / 1

Erst Weißbier, dann Mannschaftsspringen

Nach dem ersten Sprung hatte sensationell Peier geführt. Bestes Weltcup-Ergebnis des Schweizers: ein siebter Platz. "Da habe ich mir gesagt: Du musst attackieren, weil du hier Weltmeister werden willst", sagte Eisenbichler.

Geiger, Vierter zur Halbzeit, legte vor, übernahm die Führung und ließ Polens Olympiasieger Kamil Stoch (wurde Fünfter) und Österreichs Titelverteidiger Stefan Kraft (Sechster) hinter sich. Der japanische Topfavorit Ryoyu Kobayashi patzte und wurde schließlich Vierter. Dann gelang Eisenbichler ein Wundersprung, mit dem er Peier vor eine unlösbare Aufgabe stellte.

Bei strahlendem Sonnenschein am Bergisel sorgte Richard Freitag als Neunter für ein weiteres Topergebnis, damit sind die Deutschen der große Favorit für das Teamspringen am Sonntag.

Einen Rückschlag erlebte allerdings Andreas Wellinger. Der Olympiasieger von der Normalschanze verpasste den zweiten Durchgang der besten 30. Damit verlor Wellinger seinen Platz für das Teamspringen an Stephan Leyhe, der in der teaminternen Ausscheidung für den Einzelwettkampf das Nachsehen hatte.

Im Mannschaftsspringen, das hat sich Eisenbichler fest vorgenommen, soll es wieder krachen - und deshalb wollte er es nach dem märchenhaften Sieg eben nicht krachen lassen: "Wir werden gemütlich ein Weißbier trinken, und dann bereiten wir uns auf morgen vor."