Erst vom Auto überrollt, dann Silber

Von SPOX
Anschieber Joshua Bluhm (r.) holte mit Pilot Johannes Lochner WM-Silber
© getty

Im Sommer hing Joshua Bluhms Leben noch am seidenen Faden, in Igls meldete sich der Bob-Anschieber zurück - und wie! Felix Neureuther übertrumpft seinen Papa Christian in Fernost. Außerdem: Arnd Peiffers dramatischer Crash, die verfluchte 4 und warum der FC Bayern liefern muss.

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Mann des Wochenendes: Felix Neureuther

Bisher fehlte der Name Neureuther in der Siegerliste des Weltcups in Yuzawa Naeba. Papa Christian hatte es während seiner Laufbahn in Japan nur auf Rang zwei und drei geschafft. Das änderte Sohn Felix mehr als 40 Jahre nach den Podestplätzen seines Vaters, als Fünfter nach dem ersten Durchgang raste er im Slalom noch zum Sieg.

"Es ist immer schön, auch dort erfolgreich zu sein, wo es der Vater war. Das ist bei uns auch Familiengeschichte", sagte Felix. Und wie hat der Papa die Triumphfahrt seines Sprösslings erlebt? "Ich habe von Felix' Sieg auf dem Flughafen in Frankfurt erfahren. Ich wurde angesprochen, dass mein Sohn in Japan gewonnen hätte. Da habe ich gleich im Internet nachgeschaut und mich riesig gefreut", sagte Christian der Bild.

Zur Erklärung: Neureuther senior war mit Frau Rosi Mittermaier eben erst aus den USA zurückgekehrt. Völlig überraschend aus dem Ski-Urlaub.

Frau des Wochenendes: Anja Schneiderheinze

Eigentlich war es für Anja Schneiderheinze eine Saison zum Vergessen, bisher sprang nur ein einziger Podestplatz heraus. Doch bei der WM in Igls war die 37-Jährige mit ihrer Anschieberin Annika Drazek plötzlich voll da. Der verdiente Lohn: Das erste WM-Gold für die deutschen Frauen seit fünf Jahren.

"Jetzt gehen wir zeitig ins Bett und trainieren dann weiter", meinte Schneiderheinze, die bis 2001 noch Eisschnellläuferin war, ehe sie dann logischerweise doch die Korken knallen ließ.

Kurios: Die Polizistin wurde nicht einmal im eigenen Bob Weltmeisterin. Da sie der Konkurrenz nur hinterherfuhr, schnappte sie sich vor dem Weltcup am vergangenen Wochenende in St. Moritz den Zweier-Schlitten von Cathleen Martini. Seither läuft es!

Die Story des Wochenendes: Joshua Bluhm

Als Anschieber holte Bluhm mit seinem Piloten Johannes Lochner in Igls WM-Silber im Zweierbob. Dabei wäre Bluhms Leben im Sommer beinahe zu Ende gewesen. Der 21-Jährige wurde am 27. Juli 2015 bei einem Motorradunfall von einem Auto überrollt und schwer verletzt.

Er erlitt ein Schädel-Hirn-Trauma und Verletzungen an der Lunge, es bestand akute Lebensgefahr. "Ich habe keine Erinnerung mehr daran. Aber ich hatte großes Glück, dass mich der Rettungshubschrauber so schnell ins Krankenhaus gebracht hat", sagte Bluhm.

Seit Dezember sitzt er wieder im Bob, jetzt ist er Vizeweltmeister. Chapeau!

Der Hattrick des Wochenendes: Francesco Friedrich

Friedrich sicherte sich in Igls mit Anschieber Thorsten Margis seinen dritten WM-Titel im Zweierbob in Folge. "Wir sind so erleichtert", sagte Friedrich: "Was die nervliche Belastung und die Vorbereitung betrifft, war es das schwierigste Rennen meiner Karriere."

Dabei hatte sich der 25-Jährige erst vor drei Wochen einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zugezogen, die WM-Teilnahme war zwischenzeitlich in Gefahr. "Vielen Dank an meine Physiotherapeuten, die mich erst hierher gebracht haben", sagte Friedrich.

Nur der Italiener Eugenio Monti (1957 bis 1961) holte im kleinen Schlitten bislang mehr als drei WM-Titel in Serie. Der Hattrick gelang vor Friedrich sonst nur dem heutigen Bundestrainer Christoph Langen (1993 bis 1996).

Schock des Wochenendes: Arnd Peiffer

Es waren dramatische Szenen, die sich beim Biathlon-Weltcup in Presque Isle abspielten. Peiffer war bei einer Abfahrt auf einer Eisplatte ausgerutscht und kopfüber gegen einen Baum geknallt. "Ich war richtig schockiert, wie er da lag. Der Schnee war voller Blut", sagte Co-Trainer Andreas Stitzl.

Peiffer wurde ins Krankenhaus gebracht, wo es einige Zeit später Entwarnung gab. "Man könnte sagen, ich hatte noch Glück im Unglück. Die Röntgen- und CT-Untersuchungen im Krankenhaus haben keine Brüche oder Hirnblutungen ergeben", so Peiffer, der sich eine mittelschwere Gehirnerschütterung, Prellungen im Brustbereich und Schürfwunden im Gesicht zuzog.

Der Ärger des Wochenendes: Fritz Dopfer

Er kann einem wirklich leid tun. Zum vierten Mal ging Dopfer als Führender in den zweiten Lauf, doch auch beim Slalom in Japan wurde es wie einen Tag zuvor im Riesenslalom nichts mit dem ersten Weltcup-Sieg seiner Karriere - Rang vier. Stattdessen gewann Neureuther.

"Ich bin traurig für ihn, es tut mir extrem leid für ihn", sagte der deutsche Cheftrainer Mathias Berthold. Dopfer meinte: "Japan war eine Reise wert für mich, auch wenn es noch besser hätte laufen können. Aber Skifahren findet eben nicht im Konjunktiv statt. Ich arbeite weiter hart an mir! Gratulation an Felix!"

Die Rodler des Wochenendes: Natalie Geisenberg/Tatjana Hüfner/Felix Loch

Hüfner sicherte sich in Altenberg den EM-Titel. Geisenberger belegte zwar nur den vierten Platz, schnappte sich aber zum vierten Mal in Serie den Sieg im Gesamtweltcup. Dieses Kunststück gelang Loch bereits zum fünften Mal hintereinander, zudem wurde er Europameister und vor zwei Wochen auch Weltmeister.

"Jetzt habe ich mit dem Triple vorgelegt und es wäre schön, wenn die Bayern nachziehen können", sagte Loch in Richtung der Münchner Truppe von Trainer Pep Guardiola. Wisst's bescheid!

Der Spaß-Flieger des Wochenendes: Severin Freund

Freund schaffte es beim Skifliegen in Vikersund in drei Wettbewerben nie auf das Podest. Erst belegte er Platz zehn, dann Rang fünf, zum Abschluss wurde Freund Vierter. Gerade das letzte Fliegen am Monsterbakken machte dem 27-Jährigen allerdings richtig Laune.

"Das war einfach ein extrem geiler Wettkampf", sagte Freund, der auf 236,5 und 226,5 Meter segelte: "Die Bedingungen waren heute optimal. Es hat einfach nur Spaß gemacht."

Der Medaillenfluch des Wochenendes: Claudia Pechstein

Vierte über 3000 Meter, Vierte über 5000 Meter, Vierte in der Mannschaftsverfolgung: Pechstein klebte bei der WM in Russland das Pech an den Kufen - keine Medaille trotz starker Leistungen.

"Drei Mal Platz vier, in neun Tagen werde ich 44 Jahre alt - vielleicht hat es damit was zu tun", nahm die fünfmalige Eisschnelllauf-Olympiasiegerin den Medaillenfluch mit Humor.

Die Dauersiegerin des Wochenendes: Therese Johaug

Johaug unterstrich ihre Stellung als Königin des Langlaufs auch beim Weltcup im schwedischen Falun. Die 27-jährige Norwegerin gewann am Sonntag 24 Stunden nach ihrem Erfolg im Einzelrennen auch den Freistil-Massenstart über zehn Kilometer souverän und feierte ihren 14. Saisonsieg. Unglaublich!

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