Lölling holt WM-Silber

SID
Jacqueline Lölling kann ihre Freudentränen nicht unterdrücken
© getty

Die neue Vize-Weltmeisterin Jacqueline Lölling weinte nach ihrem Überraschungserfolg hemmungslos, Anja Huber-Selbach kämpfte zum Karriere-Ende mit den Abschiedstränen - die Entscheidung bei den Frauen wurde zum emotionalen Höhepunkt der Skeleton-WM in Winterberg.

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Ausgerechnet Lölling als jüngste Athletin im deutschen Kader gewann zum Abschluss einer Saison des Umbruchs das ersehnte Edelmetall für Deutschland.

Die Lokalmatadorin von der RSG Hochsauerland, die noch kein Weltcup-Rennen bestritten hat, ist mit 20 Jahren nun die zweitjüngste Medaillengewinnerin der WM-Geschichte.

"Es fühlt sich wahnsinnig gut an, ich bin überwältigt. Ich war vor dem letzten Lauf schon sehr nervös da oben, aber dann habe ich es einfach nur genossen", sagte Lölling im ZDF, "mit Silber hätte ich nie gerechnet." Nur die Kanadierin Melissa Hollingsworth war bei ihrem Silbergewinn 2000 in Igls mit damals 19 Jahren noch jünger als die Deutsche.

Den Sieg sicherte sich wie erwartet erstmals die britische Olympiasiegerin Lizzy Yarnold, Bronze ging an die Kanadierin Elisabeth Vathje (Kanada). Die Gesamtweltcup-Dritte Tina Hermann (23/Königssee) setzte mit Rang fünf ein weiteres Ausrufezeichen für den jungen deutschen Kader.

"Das war sehr emotional"

Bundestrainer Jens Müller freute sich mit seiner Medaillengewinnerin, sieht aber auch die Schwächen der deutschen Meisterin: "Das hat sie super gemacht. Sie ist gut in Form. Fahrerisch ist sie top, aber beim Start ist sie so weit weg. Das ist normalerweise kaum aufzuholen. Auf ihrer Heimbahn ist ihr das geglückt, auf anderen Bahnen wird das schwer."

Gegenüber Yarnold lag Lölling mit ihren vier Startzeiten summiert 0,89 Sekunden zurück, auf der Bahn war sie jedoch schneller.

Für die frühere Weltmeisterin Huber-Selbach (Berchtesgaden) bildete die WM einen sportlich unbefriedigenden Abschluss der Karriere. Die Olympiadritte von 2010 wurde mit 2,74 Sekunden Rückstand auf Yarnold nur 14. - im Ziel wirkte die 31-Jährige dennoch gelöst, die Teamkolleginnen trugen "Danke Anja"-Shirts.

Griebel auf Platz zwölf

"Das war sehr emotional. Wenn sich die eigene Mannschaft bedankt, ist das sehr schön", sagte Huber-Selbach mit Tränen in den Augen: "Es sind unheimlich viele Weggefährten da, wir hatten nochmal viel Spaß zusammen. Das wird ein lustiger Abend heute."

Die Heim-Titelkämpfe bilden das Ende ihrer erfolgreichen Laufbahn, in der Huber-Selbach den Skeletonsport in Deutschland mitgeprägt hat. Sophia Griebel (24/Suhl) platzierte sich am Samstag auf Rang zwölf.

Männer verpassen Podest

Das gute Ergebnis der jungen Starterinnen ist eine Bestätigung für den Kurs des Bob- und Schlittenverbandes für Deutschland (BSD). Nach den schwachen Ergebnissen der vergangenen Jahre wurde bereits alles auf die Winterspiele 2018 in Pyeongchang/Südkorea ausgerichtet, die Jugend erhielt ihre Chance und nutzte sie auf beeindruckende Weise.

Auch die Männer hatten sich am Donnerstag und Freitag gut geschlagen, das Podest letztlich allerdings deutlich verpasst. Christopher Grotheer (Oberhof) belegte den fünften Rang direkt vor Axel Jungk (24/Riesa). Top-Favorit Martins Dukurs (Lettland) fuhr souverän zu seinem dritten WM-Titel.

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