"Haben uns nie gegenseitig bekämpft"

Von Interview: SPOX-Video
Martin Schmitt war zusammen mit Sven Hannawald der deutsche Tospringer um die Jahrtausendwende
© spox

Martin Schmitt hob Skispringen in Deutschland auf ein neues Level, die Vierschanzentournee konnte er aber nie für sich entscheiden. Im Interview mit SPOX erklärt der Olympiasieger und zweimalige Gesamtweltcupsieger, warum es nie geklappt hat und spricht über seine Beziehung zu Sven Hannawald und Mentor Dieter Thoma.

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Besonders zu Beginn seiner erfolgreichen Karriere profitierte Schmitt vom heutigen ARD-Experten: "Am Anfang war ich natürlich stolz, mit Dieter reden und trainieren zu dürfen und mit ihm letztendlich in einer Mannschaft zu sein. Er hat sich stark um mich gekümmert, mir viel gezeigt und viel vermitteln können. Zum Einstieg in den Weltcup habe ich viel von ihm gelernt. Dafür bin ich ihm heute noch dankbar."

Doch während sich Thoma altersbedingt vom Leistungssport zurückzog, wuchs eine neue Generation von talentierten Springern heran. Neben Schmitt machte Hannawald, der als einziger Springer alle vier Springen einer Vierschanzentournee gewann, das Skispringen zu einer der beliebtesten TV-Sportarten in Deutschland. Neid und Eifersucht gab es bei den beiden Spitzensportlern trotzdem nie.

"Es war immer sehr kollegial, wir hatten immer einen fairen Umgang. Wir haben uns nie gegenseitig bekämpft. Das war ein gesunder Wettkampf - abseits der Schanze hatten wir nie ein Problem miteinander", so Schmitt. Er sieht in Hannawald stattdessen als einen Grund für seinen Erfolg.

"Unwahrscheinlich hohes Niveau"

"Wir haben beide von der Trainingsgruppe im Schwarzwald profitiert, wir hatten ein unwahrscheinlich hohes Niveau in der täglichen Trainingsarbeit. Der eine hat was gefunden im Materialbereich oder hat sich technisch weiterentwickelt - dann konnte man sich direkt dran orientieren", erklärte der heute 36-Jährige: "Man wusste ständig, wo man steht und was man zu tun hat, um in der Saison erfolgreich zu sein. Natürlich ist das in der Saison ein Zweikampf. Wenn man oben sitzt, will jeder gewinnen."

Besonders bei der Vierschanzentournee um den Jahreswechsel steigerte sich der Siegeswille, Schmitt gewann aber nie die Gesamtwertung. "Bei der Tournee muss alles zusammenpassen. Ich hatte im Weltcup immer gute Phasen um die Jahrtausendwende herum, bei der Tournee hat es aber nie für alle vier Springen gereicht", gibt er heute zu: "Ich hatte drei Mal die Chance - 1999, 2000, 2001 - aber da waren andere stärker. Das muss man akzeptieren. In den anderen Jahren war es nicht realistisch, da hatte ich die Form nicht. Aber in den drei Jahren hätte es klappen können."

Trotzdem ist er nicht unzufrieden: "Grundsätzlich erinnert man sich natürlich an die Erfolge. Ich habe dreimal Oberstdorf gewonnen, einmal Garmisch. Das waren Highlights, klar. Speziell das Auftaktspringen zu gewinnen ist eine besondere Sache."

Aus eigener Erfahrung weiß Schmitt, wie sich Richard Freitag, Severin Freund und die anderen Adler vor der Qualifikation zum Auftakt am 28. Dezember fühlen: "Weihnachten war immer eine kleine Ruhephase während der Saison, in der man Kraft für die Tournee tanken konnte. Ich habe die Zeit immer genossen, auch wenn der erste Wettkampfhöhepunkt der Saison angestanden ist."

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