"Weltklasse-Flieger" aus dem Nichts

SID
Markus Eisenbichler sprang beim Weltcup-Auftakt wie Phönix aus der Asche
© getty

Die erste große Pressekonferenz seines Lebens begann Markus Eisenbichler mit einem schelmischen Grinsen. "Erst mal Griaß Di!", sagte der Oberbayer, lehnte sich zurück und ließ die zahlreichen Fragen über sich ergehen. Besonders eine wurde dem Skisprung-Newcomer nach dem starken Weltcup-Auftakt in Klingenthal immer wieder gestellt: Was bitte, Herr Eisenbichler, ist mit Ihnen im Sommer passiert?

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So richtig kennt Eisenbichler die Antwort auch nicht. "Wir hatten ein Training in Garmisch, und da ist es auf einmal aufgegangen. Seitdem bin ich in einem Flow, und der lässt sich zum Glück nicht so leicht abstellen", sagte der 23-Jährige. Beim Start in die WM-Saison hatte der Sportsoldat mit dem Team Platz eins geholt, im Einzel folgte der beachtliche achte Rang.

Dabei war der Name Eisenbichler bislang nur Skisprung-Experten ein Begriff: In Klingenthal absolvierte der ehemalige Kombinierer aus Siegsdorf erst seinen elften Einzel-Weltcup. Doch langsam wird klar, dass Eisenbichler das nächste Produkt der erfolgreichen Aufbauarbeit von Bundestrainer Werner Schuster ist. Aus dem Nichts in die Weltspitze, das hatten zuvor auch Andreas Wellinger und Marinus Kraus schon geschafft.

Schuster wählt große Worte

Trainer Schuster scheut sich sogar nicht, beim Thema Eisenbichler ganz große Worte zu wählen. "Ich kann ruhig mal einen Superlativ nehmen: In der zweiten Sprunghälfte ist Markus bei uns der Beste. Und auch international sehe ich keinen, der besser ist. Er kann extrem gut fliegen", sagt der Österreicher. Heißt auf Deutsch: Gelingt der Absprung, geht es ganz weit nach unten. So wie am Samstag, als er auf 142 Meter segelte. Kein anderer DSV-Adler kam am Wochenende weiter.

Begonnen hat alles im kleinen Siegsdorf, wenige Kilometer westlich von Salzburg. Dort, wo auch Biathlon-Olympiasieger Peter Angerer geboren wurde. Doch Eisenbichler bevorzugte nach einem kurzen Flirt mit der nordischen Kombination das reine Fliegen: "Irgendwann habe ich das einfach ausprobiert. Dann wurde ich immer besser, kam ins Sportinternat in Berchtesgaden und hatte das große Ziel, einmal im Weltcup zu springen."

Über Umwege zum Erfolg

Das hat er inzwischen geschafft, wenn auch mit Umwegen. "Fliegen konnte er immer. Aber er musste sich eine kontinuierliche Arbeitsweise aneignen. Er war mehr so ein Schön-Wetter-Springer", sagt Schuster über die vergangenen Jahre, die Eisenbichler meistens im zweitklassigen Continental Cup verbracht hat: "Aber jetzt ist er weiter. Wie weit, werden wir sehen."

Seinen Platz im DSV-Team hat Eisenbichler, der die japanischen Flugkünstler Kazuyoshi Funaki und Noriaki Kasai als große Vorbilder nennt und "Pokern, Schafkopfen, Golf und Tennis" als Hobbys angibt, bis einschließlich zur Tournee sicher. Und verdrängen lassen will sich der Neuling so leicht nicht. "Mein Ziel ist es, den ganzen Winter im Weltcup zu bleiben, bis zum Schluss. Also auch bei den Großevents", sagt Markus Eisenbichler: "Die Ergebnisse kommen dann von alleine."