Höfl-Riesch beendet ihre Karriere

SID
Maria Höfl-Riesch gewann in ihrer Karriere dreimal Gold bei Olympischen Spielen
© getty

Ski-Rennläuferin Maria Höfl-Riesch hat knapp dreieinhalb Wochen nach den Olympischen Spielen in Sotschi ihren Rücktritt erklärt. Die dreimalige Olympiasiegerin und zweimalige Weltmeisterin gab ihren Entschluss in München bekannt.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Der Satz, auf den alle im Saal gewartet hatten, kam Maria Höfl-Riesch nur unter erkennbar großen Mühen über die Lippen. Ja, verkündete die dreimalige Olympiasiegerin nach einem langen Anlauf schwer schluckend, sie habe sich entschieden, ihre Karriere als Ski-Rennläuferin zu beenden.

"Es fällt mir schwer, aber ich denke, es ist die richtige Entscheidung", erklärte die dreimalige Olympiasiegerin, und der Klos im Hals war deutlich zu hören, als sie ergänzte: "Es ist ein trauriges, wehmütiges, aber auch erleichterndes Gefühl."

Die Ski-Königin steigt vom Thron, 13 Jahre, oder genau genommen 4780 Tage nach ihrem ersten Start bei einem Weltcup-Rennen, und dreieinhalb Wochen nach jenen Momenten, die ihre Entscheidung maßgeblich beeinflusst hatten.

"Aufhören", das sei "nach Olympia das erste Bauchgefühl gewesen", berichtete die 29-Jährige, dort in Sotschi habe sich ja schließlich alles erfüllt, wofür sie noch einmal alles gegeben hatte. Bei den Rennen in Rosa Chutor hatte sie Gold in der Kombination und Silber im Super-G gewonnen.

"Aufhören, wenn es am schönsten ist"

Beinahe die gesamte vergangene Saison hatte Höfl-Riesch zuvor gegrübelt. Weitermachen, noch eine Saison dranhängen, sich eine Art Abschiedstour gönnen? Oder aufhören? Als der Traum von Gold wahr geworden war, wusste sie die Antwort.

"Ich habe so viel, alles, was ich hatte, noch mal in dieses Jahr hineingesteckt. Ich habe alles dafür getan, dieses höchste Ziel noch einmal zu erreichen. Der größte Traum hat sich für mich nochmal erfüllt, und man soll aufhören, wenn es am schönsten ist."

Der Abschied wäre vollends perfekt gewesen, hätte Höfl-Riesch am vergangenen Wochenende auch noch ein zweites Mal nach 2011 die so begehrte große Kristallkugel für die Beste im Gesamtweltcup gewonnen.

Im viertletzten Saison-Rennen der Saison aber war sie vergangenen Mittwoch beim Weltcup-Finale in Lenzerheide schwer gestürzt - der ramponierte Ellbogen schmerzt noch immer. Sie gewann trotzdem den Abfahrtsweltcup, doch in der Gesamtwertung zog Anna Fenninger aus Österreich noch vorbei.

Drei Goldmedaillen bei Olympia

In den vergangenen Tagen und Wochen war Höfl-Riesch noch ein paar Mal beinahe auf Knien angefleht worden, ihre Karriere doch bitte fortzusetzen. "Maria darf nicht aufhören. Wir brauchen sie unbedingt", sagte ihr langjähriger Weggefährte Felix Neureuther.

Auch er räumte allerdings ein: "Ich würde es verstehen, wenn sie aufhört. Denn sie hat alles in ihrer Karriere gewonnen." Und sie gewann oft dann, wenn sie mit dem Rücken zur Wand stand.

Ihre Bilanz ist eindrucksvoll, national sowieso - dort sind ihr allenfalls Rosi Mittermaier und Katja Seizinger ebenbürtig. Auch international gehört sie zur Liga der Größten - vor allem wegen ihrer Erfolge bei Großveranstaltungen.

Die Bilanz: Dreimal Gold bei Olympia, dazu einmal Silber; zweimal Gold und viermal Bronze bei Weltmeisterschaften; ein Gesamtweltcup, fünf weitere kleine Weltcup-Kugeln. 27 Rennen im Weltcup gewonnen. "Eine traumhafte Karriere, wenn man sich das so anschaut", sagte Höfl-Riesch.

Zwei Kreuzbandrisse

Es hätte noch mehr werden können: Doch Kreuzbandrisse im Januar 2005 und Dezember 2005 verhinderten einen Start bei der WM 2005 und bei Olympia 2006, und bei der WM 2007 war Höfl-Riesch noch nicht wieder so richtig fit. "Ich bin schon stolz", sagte sie, "dass ich nach den schwersten Verletzungen meine größten Erfolge hatte." Aufzustehen, wenn sie am Boden lag - das war die größte Stärke von Höfl-Riesch. Und nicht selten gelang ihr das auch noch innerhalb von nur einem Tag.

Warum alle gehofft haben, dass Höfl-Riesch doch noch ein Jahr weitermacht, ist leicht zu erklären: Mit Ausnahme von Viktoria Rebensburg, bei Olympia schon mit Gold (2010) und Bronze (2014) im Riesenslalom dekoriert, gibt es keine Siegfahrerin mehr im Deutschen Skiverband.

Erfolge werden rar werden, die Lücke, die Höfl-Riesch hinterlässt, wird womöglich über Jahre nicht zu schließen sein. Was sie selbst nun tun wird? "Urlaub." Und dann? "Da ist noch nichts spruchreif."

Applaus zum Abschluss

Einer wird sie ganz besonders vermissen, in vielerlei Hinsicht. Er hat sie entdeckt, sie gefördert. "Die Maria ist noch nicht so alt, dass sie aufhören muss. Und sie ist eine leidenschaftliche Skifahrerin", sagte Wolfgang Maier, früher ihr Trainer, heute der Alpin-Direktor des DSV.

Er habe gehofft, sagte er mit einem traurigen Blick, dass Höfl-Riesch "mit dem Herzen" entscheide - nun war es der Bauch. Und ein bisschen auch die Vernunft.

Aber nein, leicht war es nicht. Als sie am Donnerstag in einem Saal am Münchner Flughafen Abschied nahm, vor ihren Eltern, vor Ehemann Marcus, vor vielen Wegbegleitern, da brandete am Ende noch einmal heftiger Applaus auf - und Maria Höfl-Riesch kämpfte gegen die Tränen an.