Skispringer setzen alles auf Null

SID
Werner Schusters Motto: Nach der Tournee ist vor Olympia
© getty

Nach der verpatzten Vierschanzentournee zählt für die deutschen Skispringer nur noch Olympia. Werner Schuster machte noch in Bischofshofen Nägel mit Köpfen.

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Kurz vor der Heimreise verteilte Werner Schuster noch einmal Geschenke. Vier Olympia-Tickets vergab der Skisprung-Bundestrainer am späten Montagabend in Bischofshofen, wo wenige Stunden zuvor die enttäuschende Vierschanzentournee zu Ende gegangen war. Nicht etwa als Belohnung, sondern als klares Signal: Die Tournee ist Geschichte, ab jetzt zählt nur noch Sotschi.

Severin Freund, Richard Freitag, Andreas Wellinger und auch Marinus Kraus haben nun Planungssicherheit. "Diese Namen liegen für mich klar auf der Hand. Sie haben sich eindeutig abgesetzt", sagte Schuster. Gut möglich, dass dieses Quartett in Russland auch im Teamwettbewerb die deutschen Farben vertreten wird. Den fünften Platz werden Michael Neumayer und Andreas Wank bei den Weltcups in Wisla (16.1.) und Zakopane (18./19.1.) ausspringen.

Offen bleibt allerdings, wozu die deutschen Adler nach den Rückschlägen bei der Tournee noch in der Lage sind. "Medaillen machen" wolle das Team bei Olympia, sagte Optimist Schuster, ehe er zugab: "Im Einzel ist das im Moment nicht möglich. Aber es wird wieder möglich sein." Der Österreicher hofft auf den Faktor Zeit. Vier Wochen bleiben, um die Mannschaft in die Spur zu bringen.

Sorgenkind Severin Freund

Größtes Sorgenkind ist Severin Freund. "Die Tournee ist sicher nicht so verlaufen, wie ich es mir erhofft hatte", sagte der Niederbayer. Statt um den Sieg mitzuspringen, stand am Ende nur der indiskutable 16. Platz in der Gesamtwertung. Im Weltcup rutschte Freund während der Tournee vom vierten auf den neunten Rang ab. "Bei Severin ist es von A bis Z nicht gelaufen. Er ist wieder in seinen alten Fehler beim Absprung verfallen", sagte Schuster.

Ebenfalls viel Arbeit wartet auf Richard Freitag und Andreas Wellinger, die anderen beiden Hoffnungsträger für Olympia. Nicht nur deswegen wird das deutsche Team Ende Januar auf die Reise zu den Weltcups in Japan verzichten. Die übrigen Wettbewerbe etwa bei der Olympia-Generalprobe in Willingen sollen genutzt werden, "um uns für Sotschi in eine Position zu bringen", so Schuster.

Geiger fällt aus Weltcup-Team

Nicht mehr zum Weltcup-Team gehört vorerst Karl Geiger. Da Schuster ab dem kommenden Wochenende nur noch sieben statt sechs Athleten einsetzen darf, muss der 20-Jährige im zweitklassigen Continental Cup antreten. "Karl hat die Olympia-Norm, aber er ist definitiv noch nicht so weit", sagte Schuster. Bei der Tournee hatte Geiger in allen vier Wettbewerben den zweiten Durchgang verpasst.

Richten sollen es bei Olympia also die üblichen Verdächtigen Freund, Freitag und Wellinger. "Unser Ziel ist es, dort zwei Medaillen zu machen, eine im Einzel und eine mit der Mannschaft. An diesen Zielen halten wir fest", sagte Schuster zum Abschluss der Tournee noch einmal: "Wir haben das Niveau dazu, das haben wir oft nachgewiesen."

Für die Tournee allerdings, das weiß auch Schuster, galt das nicht. "Wir haben unsere Ziele klar verfehlt. Die Zeit war definitiv noch nicht reif", sagte der Bundestrainer, eher er die Heimfahrt antrat und sich in arbeitsreiche Wochen stürzte. Schuster: "Man wird sehen, ob die Mannschaft die Klasse hat und wir im Umfeld gut genug sind, um wieder ganz an der Spitze zu sein."

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