Kasai schreibt Geschichte

SID
Noriaki Kasai stellte am Kulm einen neuen Rekord auf
© getty

Severin Freund jubelte kurz über seinen vierten Platz, dann verneigte sich der 25-Jährige ehrfurchtsvoll vor dem großen Noriaki Kasai. "Das ist sehr, sehr, sehr sensationell. Er springt vielleicht so gut wie noch nie", sagte der Niederbayer nach dem ersten Skifliegen des Winters, das der 41 Jahre alte Japaner überlegen für sich entschieden hatte. Am legendären Kulm in Bad Mitterndorf/Österreich wurde Kasai zum ältesten Gewinner der Weltcup-Geschichte.

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Dabei hatte Freund eine Woche nach dem enttäuschenden Ende der Vierschanzentournee durchaus Grund zur Freude. Nach Flügen auf 190 und 181 Meter schrammte er mit 358,4 Punkten nur um einen Rang am Podest vorbei. "Das ist ein gutes Zeichen und macht mir Spaß", sagte Freund, der die Tournee nur auf dem 16. Rang abgeschlossen hatte. Aufsteigende Form bewies auch Andreas Wellinger auf dem achten Platz.

Die Schlagzeilen gehörten jedoch Kasai. Der Altmeister hatte letztmals im Februar 2004 einen Weltcup gewonnen, nun verwies er mit 196 und 197 Metern und 391,6 Zählern den Slowenen Peter Prevc (381,5) und Superstar Gregor Schlierenzauer (Österreich/380,3) auf die Plätze. "Eigentlich hatte er schwere Bedingungen, und dann zeigt er den weitesten Sprung. Unfassbar", sagte Freund.

Kürzerer Anlauf

Das Springen vor 30.000 Zuschauern stand allerdings noch unter dem Eindruck des schweren Sturzes von Thomas Morgenstern am Freitag. Der Zustand des dreimaligen Olympiasiegers war am Samstag weiter stabil. Der 27-Jährige hatte sich im Training eine schwere Schädelverletzung und eine Lungenquetschung zugezogen und liegt auf der Intensivstation. Wohl auch aus Vorsicht entschied sich die Jury am Samstag für einen kürzeren Anlauf, einen 200-Meter-Flug bekamen die Fans nicht zu sehen.

Zahlreiche Athleten hatten zudem Genesungswünsche wie "Alles Gute, Morgi" auf ihren Skiern stehen. "Da sieht man mal, dass die Gesundheit das Wichtigste ist. Ob man 100 oder 200 Meter fliegt, ist am Ende Wurst", sagte Michael Neumayer, der auf dem 28. Platz landete: "Als Springer versucht man, das Ganze, so gut es geht, auszublenden."

Stoch wird nur Sechster

In den Punkten landeten auch Marinus Kraus und Andreas Wank auf den Plätzen 16 und 25. "Skifliegen ist etwas ganz anderes als Springen. Aber es gefällt mir, ich finde das richtig cool. Ich hatte zunächst ein paar Probleme, dann ging es aber", sagte Kraus. Richard Freitag (Aue) war bereits in der Qualifikation gescheitert und anschließend abgereist.

Nur auf Rang sechs landete der Pole Kamil Stoch, der mit 598 Punkten seine Führung im Gesamtweltcup vor dem Schweizer Simon Ammann (558) und Schlierenzauer (536) behauptete. Freund (385) ist als Neunter wieder bester Deutscher vor Wellinger (380) auf Rang zehn.

Am Sonntag steht in Bad Mitterndorf ein zweites Springen auf dem Programm. Die Wettbewerbe sind die einzigen Skiflug-Weltcups vor der WM im tschechischen Harrachov.

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