Hanning als Spielverderber

SID
Durch den abschließenden Sieg gegen Island wurde die DHB-Elf doch noch Turniersieger
© getty

Nach dem Sieg beim eigenen Vier-Nationen-Turnier blicken die deutschen Handballer optimistisch in die Zukunft. Entscheidend sind aber die WM-Play-offs im Juni.

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Für einen Moment war die triste Gegenwart vergessen. Die Fans in Oberhausen feierten die deutschen Handballer ausgelassen, Kapitän Oliver Roggisch reckte strahlend den Siegerpokal in die Höhe. Bob Hanning avancierte nach dem Sieg beim eigenen Vier-Nationen-Turnier aber schnell zum Spielverderber und schärfte den Blick für die Realität.

"Wir haben das getan, was man von einer deutschen Mannschaft erwarten kann - nicht mehr und nicht weniger. Wir klopfen uns jetzt nicht auf die Schulter, weil wir dieses Turnier und den Supercup gewonnen haben", sagte der Vizepräsident des Deutschen Handballbundes (DHB) nach dem beachtlichen 32:24-Erfolg gegen Island in Oberhausen.

Hannings mahnende Worte sind nach den Spielen gegen Island, Russland (35:26) und Österreich (28:29) angebracht. Während die Turniergegner zur EM nach Dänemark (ab 12. Januar) reisen, bestreitet die DHB-Auswahl zwei Länderspiele in Tunesien und darf sich danach die europäische Elite im Fernsehen anschauen.

Heuberger überrascht

Die EM ist nach den Olympischen Spielen 2012 das zweite Turnier, das der Weltmeister von 2007 verpasst hat. Daher hängt die Zukunft des deutschen Handballs nun erst einmal von der WM-Teilnahme 2015 in Katar ab. Der Erfolg beim Supercup im November und der Turniersieg vom Wochenende sollten der Mannschaft von Bundestrainer Martin Heuberger aber viel Rückenwind für die entscheidenden Play-off-Spiele im Juni geben.

Er sei selber überrascht über die Leistung gegen Island, sagte Heuberger: "Ich bin sehr zufrieden mit der Entwicklung. Wir müssen den Reifeprozess der Mannschaft voranbringen." Der 49-Jährige machte bei den Spielen in Dortmund, Krefeld und Oberhausen aus der Not eine Tugend und gab aufgrund großer Personalsorgen Spielern aus der zweiten Reihe und Nachwuchsakteuren eine Chance. "Es ist wichtig, dass die vermeintlich zweite Reihe gezeigt hat, was sie kann", so Hanning.

Abgerechnet wird aber in fünf Monaten. "Martin Heuberger muss jetzt die Qualifikation für die WM 2015 schaffen. An diesem Ziel wird er gemessen", sagte Ex-Weltmeister Christian Schwarzer im Interview mit t-online.de.

Revanche gegen Österreich im März

Viel Zeit zur Vorbereitung bleibt dem Bundestrainer aber nicht. Im März gibt es noch ein Spiel in Österreich, im April steht eine Woche Training mit zwei Begegnungen gegen noch unbekannte Gegner an. Im Mai gibt es noch einen Kurzlehrgang, und dann schlägt im Juni die Stunde der Wahrheit. "Wie im Juni der Kader aussehen wird, kann ich noch nicht sagen", meinte Heuberger.

Der Bundestrainer kann aber auf eine breitere Basis setzen, zudem lobt er die Zusammenarbeit mit der neuen DHB-Spitze um Verbandschef Bernhard Bauer. "Es herrscht viel mehr Kommunikation. Es ist klar definiert, was der Verband von der Nationalmannschaft erwartet. Es ist wichtig, dass sich die Mannschaft mit im Boot sieht", erklärte Heuberger. Die Voraussetzungen für Erfolge in der Zukunft sind also auf vielen Ebenen geschaffen.

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