Magdalena Neuner: Die große Lust auf Privates

SID
Magdalena Neuner hat genug vom Leistungssport und will nun lieber ihr Leben genießen
© Getty

Magdalena Neuner hat am Sonntag ihre einzigartige Biathlon-Karriere beendet. Die 25-Jährige belegte beim letzten Rennen ihrer Karriere den sechsten Rang.

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Als Magdalena Neuner Anfang Dezember im Konferenzraum des Hotels "Krallerwirt" in Leogang ihren scheinbar überstürzten Rücktritt zum Saisonende begründete, hatte das etwas Symbolträchtiges. Ein kleiner österreichischer Skiort in den Alpen statt der großen Bühne des Sports.

Kein Geklüngel mit der Presse, keine exklusiven TV-Interviews, kein Star-Gehabe. Einfach nur die Ankündigung des leistungssportlichen Ruhestandes, in den die gerade erst 25 Jahre alt gewordene Rekordweltmeisterin nun im fernen Sibirien eintritt.

"Ich freue mich so auf ein normales Leben nach dem Sport", lautete Neuners wichtigste und unschlagbare Begründung des frühzeitigen Rückzuges aus dem medialen Boomsport des Winters.

Kometenhafter Aufstieg

Die Fans waren ebenso geschockt wie Trainer und Funktionäre, die fest damit rechneten, dass "Gold Lena" noch mindestens bis zu den Olympischen Spielen 2018 für Medaillen, TV-Präsenz und damit verbundenes Interesse der Sponsoren sorgen würde. Schließlich war die attraktive Blondine aus Wallgau im Werdenfelser Land zuvor geradezu kometenhaft vom Jahrhunderttalent zum größten Sympathieträger des Biathlon aufgestiegen.

Als Magdalena Neuner im Januar 2007 ausgerechnet vor der Traumkulisse der deutschen Skijäger-Hochburg Oberhof den ersten Weltcup-Triumph ihrer Laufbahn feierte, war sie nur Aushilfe in einem Team voller etablierter Weltklasse-Läuferinnen.

Statt wie geplant zur Junioren-WM, fuhr die Tochter eines Bankangestellten einen Monat später zur WM der Großen nach Antholz und räumte dort in den ersten WM-Rennen ihrer Karriere gleich drei Goldmedaillen ab. Geburtsstunde der "Lena-Mania", die immer krasser wurde und beim krönenden Abschluss mit viermal Edelmetall (zweimal Gold, einmal Silber, einmal Bronze) bei der Heim-WM vor wenigen Tagen in Ruhpolding ihren Höhepunkt erlebte.

Rücktritt schon nach Vancouver im Kalkül

Angst habe sie damals in Antholz überkommen, erzählte Magdalena Neuner später. Unwohl habe sie sich gefühlt. Im Fokus des öffentlichen Interesses, in dem sie selbst nicht mehr das Steuer ihres Lebens in der Hand zu halten schien. Der Widerspruch zwischen dem Spaß am Sport, dem unbedingten Willen zum Siegen und der Unlust des Schaulaufens danach, war für Magdalena Neuner nur durch den frühzeitigen Rücktritt zu lösen.

Zumal sie in den nur fünf Jahren ihrer Zugehörigkeit zur Weltspitze nicht nur zwei Olympiasiege, zwölf Weltmeistertitel und drei Gesamtweltcupsiege verbuchte, sondern auch zweimal deutsche "Sportlerin des Jahres" war sowie Millionen Euro verdiente und damit absolut unabhängig vom Willen Anderer entscheiden konnte.

Schon nach den Olympischen Spielen 2010, als Magdalena Neuner trotz zweimal Gold frustriert vom nicht ein zu dämmenden Rummel um ihre Person ("Ich konnte nicht einmal fünf Minuten privat mit meinen Eltern plaudern") aus Vancouver heimkehrte, wollte sie Ski und Gewehr an den sprichwörtlichen Nagel hängen.

Zwei Jahre später ist es nun definitiv so weit, die Chancen auf ein Comeback beziffert sie im Moment "auf 0,0 Prozent." Ob ihr die beschauliche Idylle der bayerischen Bergwelt nach den Jahren des Rummels auf Dauer ausreicht, weiß sie selbst nicht sicher. "Jetzt werde ich erst einmal mein Privatleben genießen. Mal schauen, was die Zukunft dann bringt."

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