Die Leere nach Magdalena Neuner

Von SPOX
Wer füllt die Lücke, die Magdalena Neuner hinterlässt? Die WM brachte wenig Aufschluss
© Imago

Die Biathlon-WM in Ruhpolding sollte die Bühne für die großen Neuner-Festspiele werden, aber am Ende waren Martin Fourcade und Tora Berger die großen Protagonisten der Titelkämpfe. Dennoch ist eines klar: Ohne Magdalena Neuner geht der deutsche Biathlonsport schwereren Zeiten entgegen.

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Die Goldesel - Martin Fourcade & Tora Berger: Die Siege in den Einzelentscheidungen der Herren gingen nur über Martin Fourcade. Drei Mal holte der Franzose Gold. Nur über die 20 Kilometer erwischte er trotz der besten Laufzeit mit fünf Schießfehlern und Rang 25 einen gebrauchten Tag. Dennoch ist der Franzose derzeit eine Klasse für sich. Im Massenstart der Herren ließ er sich auch von den bis zum letzten Schießen unglaublich schnellen und fehlerfreien Auftritten Andi Birnbachers an den Scheiben nicht aus der Ruhe bringen und fuhr am Ende am Aufstieg wieder einmal allen davon.

Ähnlich stark waren die Auftritte der Norwegerin Tora Berger. In zwei Einzelentscheidungen gewann sie Gold und auch mit der norwegischen Mixed-Staffel stand sie ganz oben. Sie zeigte dabei wieder ihre läuferische Klasse: Im Massenstart ließ sie in der Schlussrunde die Französin Marie-Laure Brunet und die Finnin Kaisa Mäkäräinen eiskalt stehen.

Biathlonverrücktes Ruhpolding: Ungeachtet der größtenteils unwinterlichen Bedingungen und des phasenweise ungemütlichen Wetters war die WM in Ruhpolding ein Publikumsmagnet: Über 240.000 Zuschauer besuchten die Wettkämpfe. Noch einmal knapp 40.000 Mehr als bei der WM 2004 im thüringischen Oberhof. Vor allem die Wettbewerbe der Frauen, die kurzerhand zu einer Abschiedstour von Magdalena Neuner umfunktioniert wurden, sorgten für Höllenlärm auf der Zielgeraden und Menschenaufläufe am Streckenrand. Auch im TV brachte die WM starke Quoten. In der Spitze schauten in Deutschland bis zu sieben Millionen Menschen zu, im Schnitt etwa fünf Millionen. Der Biathlon-Boom ist hierzulande ungebrochen.

Flops

Die Aussichten ohne Neuner: Doch ob dieser Boom auch ohne Magdalena Neuner aufrecht erhalten werden kann, steht in den Sternen. Bei den Männern konnte lediglich Andreas Birnbacher phasenweise überzeugen, auch wenn er am Ende glücklos blieb. Bei den Frauen sorgte Tina Bachmann mit ihrem vierten Platz im Massenstart für Aufsehen. Doch ein Medaillengarant, wie es Magdalena Neuner in den letzten Jahren war, sucht man vergebens. Gerade im Hinblick auf eine für spätestens 2021 angepeilte WM in Oberhof fehlt es an Kandidaten, die das riesige Loch, das Neuner hinterlässt, füllen könnten. Nun will der Deutsche Ski-Verband (DSV) die erwirtschafteten 500.000 Euro Gewinn der WM im wahrsten Sinne des Wortes zur Aufrüstung verwenden: Skilangläuferinnen wie die zweifache Olympiasiegerin Evi Sachenbacher-Stehle soll der Wechsel zum Biathlon schmackhaft gemacht werden. Als Belohnung winkt ein finanziell sicherer Platz als Kaderathlet.

Die deutschen Männer: Was sich am ersten WM-Wochenende andeutete, manifestierte sich im weiteren Verlauf der Titelkämpfe. Die deutschen Biathleten laufen ihrer Form hinterher. In der Mixed-Staffel setzte der Sprint-Weltmeister von 2011, Arnd Peiffer, mit zwei grausigen Schießen eine Führung in den Sand. Im folgenden Sprint der Herren schoss kein einziger deutscher Starter weniger als zwei Fehler. Keiner der deutschen Männer blieb in einem Einzelrennen ohne Schießfehler. Das ist katastrophal!

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