Hofer: "20 Nationen drängen in den Sport"

SID
Walter Hofer, Renndirektor der FIS, sieht die Zukunft des Skispringens im Osten
© Getty

Walter Hofer stand das Leuchten in den Augen, als er zum ersten Mal hinauf zum neuen Vikersundbakken blickte. Der Chef-Stratege sprach von einer neuen Dimension, die die monströs wirkende Schanze dem Skispringen geben werde. Doch eigentlich liegt die Zukunft des Sports, für den Hofer seit 20 Jahren verantwortlich ist, nicht in Norwegen.

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Hofer und seine Mitarbeiter richten den Blick in Richtung Osten. "Von Estland bis Kasachstan stehen uns 20 Nationen zur Verfügung, die wieder in den Sport drängen", sagt Hofer im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dapd. Die Konkurrenz der Veranstalter um einen Platz im Weltcup-Kalender wird härter, das Angebot vielfältiger.

Doch von neuen Märkten will Hofer nicht reden. Vielmehr seien es Kernländer, die zurückkehren. "Die Sowjetunion war ein großes Skisprung-Land mit Olympiasiegern und Tourneesiegern. Selbst aus Georgien haben wir eine Anfrage", berichtet der Österreicher. Den Stempel "Exot" würde er lediglich der Türkei aufdrücken. Dort findet in Erzurum gerade die Junioren-WM statt - auf einer gerade einmal drei Jahre alten Anlage.

240 Millionen in Almaty verbaut

Wie ernst es den einstigen Ostblock-Staaten in Sachen Skispringen ist, lässt sich deutlich an den Investitionssummen ablesen. Zehn Millionen Euro investierte Norwegen in den Umbau des Vikersundbakken. Verglichen mit den 240 Millionen, die im kasachischen Almaty verbaut wurden, erscheint diese Summe lächerlich.

Almaty ist eines der Lieblingsprojekte der FIS. Kürzlich machten die Kombinierer dort erstmals Station und waren von der Schanzenanlage hellauf begeistert. Man hat in Almaty keine Kosten und Mühen gescheut. Eigentlich, berichtet Hofer, sollte ein Villenviertel an der Stelle entstehen, wo heute zwei Schanzen samt Nachwuchsleistungszentrum und Internat stehen. Sitzt man auf dem Balken, bietet sich ein grandioser Blick über die frühere Hauptstadt Kasachstans.

Bauboom in Russland

Verglichen mit dem Bauboom in Russland steht Kasachstan deutlich hinten an. Schanzen in Sotschi, Tschaikowski, Nischni Nowgorod und Nischni Tagil sind so gut wie oder bereits fertig, neue Projekte sind in St. Petersburg, Moskau und Ufa geplant. "Das sind Anlagen auf höchstem Niveau", sagt Hofer: "Was diesen Ländern aber noch fehlt, ist ein Wintersport-Held. Das ist aber nur eine Frage der Zeit. Für uns ist wichtig, dass die Anlagen dann fertig sind."

Den Veranstaltern in den traditionellen Weltcup-Orten dürfte bei Hofers Worten ein flaues Gefühl im Magen ereilen. Doch der Renndirektor beruhigt: "Diese Diskussion ist ein Sturm im Wasserglas. Wir haben 80 Prozent arrivierte Ausrichter und wären schlecht beraten, Zakopane oder Willingen aus dem Kalender zu streichen."

Die weiteren 20 Prozent müssen sich also ein wenig strecken. Etwas Zeit bleibt noch, denn der Kalender lässt erst nach den Winterspielen von Sotschi tief greifende Änderungen zu. Und so klickt sich Walter Hofer auf seinem Computer durch ein paar Bilder der neuen Anlagen.

Besonders stolz zeigt er die Voher-Nachher-Fotos. Fast überall ist zu sehen, wie an öden Hängen funkelnde Skisprung-Arenen entstanden sind. "Das ist schon toll, was dort passiert", sagt er. Und hat dabei wieder dieses Leuchten in seinen Augen.

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