Gewehre für die Langlauf-Frauen

SID
Das Loch, das Magdalena Neuner wohl hinterlassen wird, sollen auch Langläuferinnen füllen
© Getty

Für den Gesamtsieg bei der Tour de Ski sind Deutschlands Langläufer zu langsam, deshalb sollen zumindest einige Frauen künftig mit dem Gewehr in die Loipe gehen.

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Natürlich nicht, um die überlegene Konkurrenz zu beseitigen, sondern um das Biathlon-Team des Deutschen Ski-Verbandes (DSV) nach dem Abschied von Superstar Magdalena Neuner zum Saisonende zu verstärken. Der spektakuläre Plan kommt von Sportdirektor Thomas Pfüller höchstpersönlich.

"Wir werden die eine oder andere Langläuferin nach der Saison einer Schießprüfung unterziehen", sagte Pfüller vor den beiden Finaletappen der Tour de Ski der Nachrichtenagentur dapd: "Wenn ich zwischen den Sportarten abwägen muss, haben wir im Biathlon eine Riesentradition und die Sponsoren hinter uns. Es darf mit Blick auf Olympia 2014 dort kein Leistungsloch geben."

Mehr Geld, mehr Erfolgspotenzial

Schließlich steckt in der beliebtesten Wintersportart mehr Geld und Erfolgspotenzial als im Skilanglauf. Und nach dem Abschied von Kati Wilhelm, Simone Hauswald und Martina Beck vor der Saison fallen künftig die absolute Vorzeigefigur Neuner (Rücktritt) und Kathrin Hitzer (Schwangerschaft) aus. "Das kann keine Nation verkraften. Wir haben dann nur noch Tina Bachmann und Andrea Henkel, die in der Gesamtleistung mit der Weltspitze mithalten können", sagte Pfüller.

Deshalb sollen Langläuferinnen umgeschult werden, obwohl es in der Vergangenheit eher andersherum gelaufen war. Die Biathletin Miriam Gössner hatte die deutsche Langlauf-Staffel bei Olympia und der WM jeweils zu Silber geführt. Damit das in Richtung Biathlon auch so gut klappt, schielt Pfüller nach talentierten Langläuferinnen, die zumindest zur erweiterten Weltspitze gehören.

Zum Beispiel nach Denise Herrmann (23) oder Hanna Kolb (20), die auf der sechsten Etappe der Tour de Ski mit den Plätzen vier und acht im Sprint überzeugt hatten: "Das sind alles Kandidatinnen. Bedingung ist halt, dass sie ein gewisses Talent zum Schießen mitbringen."

Sachenbacher-Stehle: "Die Tiere im Wald haben überlebt"

Definitiv nicht in Frage kommt Olympiasiegerin Evi Sachenbacher-Stehle. Die hatte in der Saisonvorbereitung mit dem Biathlon-Team in Munio mittrainiert und natürlich auch mal das Gewehr in die Hand genommen - mit mäßigem Erfolg. "Ich habe alles Mögliche getroffen, nur die Scheiben nicht. Aber die Tiere im Wald mussten nicht leiden, die haben überlebt", sagte Sachenbacher-Stehle über ihre Schießkünste.

Auch die anderen erfahrenen Langläuferinnen wie Nicole Fessel, Stefanie Böhler oder Katrin Zeller kommen laut Pfüller nicht für den "Waffeneinsatz" in Frage. Die 32 Jahre alte Zeller liegt nach sieben von neun Etappen immerhin auf Platz neun der Gesamtwertung bei der Tour de Ski - mit Chancen, bis auf Rang vier vorzurücken. Das wäre die beste Platzierung für die deutschen Frauen in der Tour-Geschichte.

"Aber im Kampf um den Gesamtsieg haben wir halt keine Chance", sagte Pfüller: "Auch bei den Männern nicht, weil die älteren Athleten wie Angerer oder Teichmann nur punktuell um die Medaillen mitlaufen können." Und Jens Filbrich sowie Tobias Angerer liegen auf den Gesamtplätzen 12 und 13.

Wilhelm hat es vorgemacht

Der Sportdirektor hofft aber, dass die junge Langläufer-Generation um den Olympiazweiten Tim Tscharnke (derzeit Tour-17.) in ein paar Jahren wieder um den Gesamtsieg bei der Tour de France des Winters mitkämpfen kann. Deshalb - und weil die Nachwuchssituation bei den Biathlon-Männern besser ist - steht bei den Langlauf-Männern keine Kandidatensuche nach guten Schützen an.

Es werden nur treffsichere Frauen gesucht. Mit der Verlockung einer Karriere wie der von Ex-Langläuferin Kati Wilhelm, die nach ihrer Umschulung zur Biathletin drei Olympiasiege und fünf WM-Titel abschoss.

Die Biathlon-Termine 2011/12

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