Schmitt im Schatten der neuen Vorflieger

SID
Der lilane Helm wurde zu seinem Markenzeichen: Martin Schmitt
© Getty

So ganz genau weiß "Dino" Martin Schmitt nicht einmal, ob das nun seine 16. oder 17. Vierschanzentournee sein wird. Eines ist aber sicher. "Ich gehöre nicht zum Favoritenkreis oder habe die Erwartung, dass ich ums Podest mitspringe", sagt der 33-Jährige.

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Der viermalige Weltmeister und Olympiasieger wirkt trotz dieser bitteren Erkenntnis total entspannt und nimmt die Nebenrolle im Schatten des neuen deutschen Vorfliegers Richard Freitag an. "Richy hat ein Riesenpotenzial, weiß, was er will und ist mental stark. Von der Sprungqualität muss er sich vor niemandem verstecken", sagt Schmitt vor dem Auftaktspringen am 30. Dezember in Oberstdorf voller Überzeugung: "Wenn es dieses Mal bei der Tournee nicht klappt, dann eben nächstes Jahr."

Der Mann mit dem berühmten lila Helm findet es gut, dass Deutschland erstmals seit dem letzten Gesamtsieg von Sven Hannawald vor einem Jahrzehnt wieder einen Anwärter auf den Triumph beim Grand Slam der Skispringer hat.

Damals war auch die große Zeit des 28-maligen Weltcupsiegers Schmitt, der zwischen 1998 und 2000 dreimal in Folge am Oberstdorfer Schattenberg triumphierte. Dass es nie mit einem Gesamtsieg bei der Tournee geklappt hat, ärgert ihn noch heute: "Unterm Strich bin ich sehr zufrieden mit meiner Karriere. Ich hatte meine Erfolge."

"Aber wenn man sich eine Karriere malen könnte, würde ich sicher ein Platz für den Tourneesieg finden." Dass es damit jetzt noch klappt, scheint völlig ausgeschlossen, schließlich ist fast ein Jahrzehnt seit seinem letzten Weltcup-Sieg vergangen.

Hannawald leidet mit Schmitt

Selbst seinem alten Weggefährten Sven Hannawald tut es weh, wenn "ich den Martin da hinten rum krebsen sehe". Doch der einstige Seriensieger Martin Schmitt selbst hat keine Probleme mit seiner neuen Rolle im Mittelmaß der Skisprung-Welt. Ich hätte natürlich sagen können: Ich höre auf. Aber ich bin nicht so eitel, dass ich sage: Es ist unter meiner Würde, 30. zu werden. Ich gehe das Risiko ein", erzählt Schmitt.

"Viel schlimmer würde ich finden, wenn ich vor zwei Jahren aufgehört hätte, und würde vor dem Fernseher denken, dass ich das auch noch hinbekommen könnte."

Er wirkt völlig im Reinen mit sich, wenn er das erzählt. Trotz der latenten Knieprobleme brennt in ihm immer noch der Ehrgeiz, es den Jungen doch noch irgendwann zeigen zu können. Deshalb wechselte er im hohen Wettkampfalter noch einmal auf eine neue Skimarke und feilte beim Sondertrainingslager in Lillehammer am perfekten Sprung.

Zudem hofft Bundestrainer Werner Schuster ("Ich schätze Martin als Mensch, Sportler und Vorbild"), dass der Routinier die Youngster Freitag und Severin Freund mental bei der Jagd nach dem Gesamtsieg unterstützen kann.

Noch nicht bereit für den Absprung

Das könnte vielleicht der erste Schritt auf dem Weg in die zweite Karriere als Trainer sein. "Vorstellen kann ich mir das schon, ich habe den Trainerschein gemacht. Ich denke, dass ich einiges weitergeben könnte", sagt Schmitt: "Ich habe einiges erlebt, viel richtig, viel falsch gemacht."

Ganz bereit für den Absprung ist er aber noch nicht. Er wünscht sich, dass diese Tournee nicht eine letzte als Springer wird.

Auch, wenn der "Dino" keinerlei Chancen auf die Sonderprämie von einer Million Schweizer Franken für den Sieg bei allen vier Tourneespringen hat: "Wenn ich auf den Vierfachsieg von mir wetten würde, würde ich für 100 Euro Einsatz ungefähr das Gleiche als Prämie herauskriegen."

Der Weltcup-Gesamtstand

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