DSV-Adler verpassen Medaille

SID
Michael Uhrmann gab mit einem schwachen Sprung eine Medaille für das DSV-Team aus der Hand
© Getty

Die deutschen Skispringer haben die erhoffte Medaille auf der Großschanze in Oslo nach einem Hüpfer von Michael Uhrmann verpasst. Der Rastbüchler kam in seinem letzten Karrieresprung bei dem nach dem ersten Durchgang wegen Windes beendeten Teamspringen auf dem Holmenkollen nur auf 110 Meter und gab das sicher geglaubte Edelmetall noch aus der Hand.

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Michael Uhrmann blickte entsetzt auf die jubelnden Slowenen und war untröstlich. Mit dem letzten wirklich wichtigen Sprung in seiner langen und erfolgreichen Karriere hätte er Deutschland zum ersten Mal seit zehn Jahren Team-Gold auf der Großschanze bescheren können. Doch Uhrmann hüpfte am windumtosten Holmenkollen auf lächerliche 110 Meter - und sogar noch am Podest vorbei. 0,7 Punkte, umgerechnet rund 39 Zentimeter, fehlten Uhrmann und Co. zu Bronze, das beim Abbruch nach dem ersten Durchgang Slowenien holte.

"Ich habe überhaupt kein Gefühl gehabt, ich kam einfach nicht ins Fliegen", stammelte Uhrmann, als er wieder Worte gefunden hatte. Als er als drittletzter Springer der Abschlussgruppe in die Spur gegangen war, lag Deutschland sogar noch in Führung. Doch Gold gewann wie gewohnt Österreich. Norwegen sicherte sich Silber vor Slowenien, das niemand auf der Rechnung hatte.

Schuster mit Abbruch nicht einverstanden

Bundestrainer Werner Schuster haderte mit dem Jury-Entscheid, das Springen nach nur einem Durchgang abzubrechen. "Das hat mich überrascht. Für mich war das fragwürdig und nicht nachvollziehbar. Das Ergebnis ist für uns alle sehr enttäuschend, Platz drei steht uns sportlich eigentlich zu", sagte er.

Besonders Pechvogel Uhrmann tat Schuster "persönlich richtig leid. Er ist sehr konsterniert". Auf der Normalschanze hatten seine "Adler" noch den dritten Rang belegt, diesmal blieb Martin Schmitt, Richard Freitag, Severin Freund und Uhrmann nur Blech. Dabei hatte speziell Uhrmann, der seine Laufbahn im Frühling beendet, auf mehr gehofft.

Österreich überragend

Österreich schrieb indes Geschichte: Nach Gold durch Daniela Iraschko bei den Frauen gewannen die Alpenrepublik alle vier Wettbewerbe bei den Männern. Seit Einführung des Teamspringens 1982 hatte es bei einer WM bisher noch nicht einmal ein Triple gegeben. Normalschanzen-Weltmeister Thomas Morgenstern holte gar schon seinen siebten WM-Titel - auch das ist ein Rekord. "Wir können stolz sein, dass wir so eine WM hingebracht haben", sagte Morgenstern.

Der Tournee-Sieger fühlte aber auch mit Uhrmann. "Es tut mir leid für ihn, er war eigentlich sehr gut drauf." ÖSV-Chefcoach Alexander Pointner, dessen Springer Andreas Kofler seinen eigenen Schanzenrekord um eineinhalb auf 141 Meter steigerte, betonte: "Wir sind verdient Weltmeister geworden, aber man muss sagen, dass es sehr an der Grenze war. Jeder hatte bei diesem Wettkampf Bauchschmerzen." Das galt wohl besonders für Uhrmann.

Klubkollege Freund spendete Trost. "Das ist halt Skispringen, und das ist halt auch der Holmenkollen", sagte er eingedenk der schwierigen Bedingungen an eine der trotz Schutzwällen windanfälligsten Anlage der Welt: "Wir machen das an der frischen Luft, da kann das passieren." Freund zeigte im deutschen Team die zweitbeste Leistung hinter dem starken Freitag, der den viertbesten Sprung der gesamten Konkurrenz bot.

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