Pechstein plant Charme-Offensive

SID
Claudia Pechstein startet im März in Heerenveen
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Claudia Pechsteins Weg bleibt steinig. Ihr nächster Wettkampf findet in den Niederlanden statt, von wo viel Kritik über sie hereinbrach. Nun geht Pechstein in die Offensive.

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Die Rückkehr in die Weltspitze ist vollzogen, doch der Weg von Claudia Pechstein bleibt steinig. Die fünfmalige Eisschnelllauf-Olympiasiegerin bestreitet ihren nächsten Wettkampf Anfang März beim Weltcup-Finale im niederländischen Heerenveen - mitten in der Höhle des Löwen. Nach den verbalen Attacken der Oranje-Athleten und deren offen geäußerter Skepsis an ihren Top-Zeiten hat Pechstein die Initiative ergriffen und eine Charme-Offensive gestartet.

"Es gibt viele niederländische Fans, die mir geschrieben und zu meinen Leistungen gratuliert haben", sagte die Berlinerin nach ihrem Comeback in Salt Lake City. In den nächsten Tagen werden die "Mutmacher-Mails" auf ihrer Internet-Seite veröffentlicht. Gleichzeitig soll deutlich gemacht werden, dass ihr unter anderem auch der niederländische Hämatologe Anjo Veerman die vererbte Anomalie als Ursache für die schwankenden Blutwerte attestiert hatte. Veerman will sich im Vorfeld des Weltcup-Finales für entsprechende Fragen zur Verfügung halten.

Bart Veldkamp, einer der größten Kritiker Pechsteins, bleibt trotzdem zurückhaltend. "Ich weiß nicht, wie Claudia Pechstein in Heerenveen empfangen wird", sagte der frühere Freund von Anni Friesinger und heutige Trainer des Privatteams TVM: "Vielleicht gibt es Pfiffe, vielleicht nicht."

Blutpass eine gute Lösung

Der Olympiasieger von 1992 hatte Pechsteins Doping-Affäre mit einem Krebsgeschwür verglichen, mit dem die Eisschnelllauf-Welt leben müsse. Veldkamp betonte, dass nicht nur die Niederländer den Fall kritisch sehen: "Wir sind nur die einzigen, die es aussprechen, da wir im Vergleich zu anderen Nationen immer viel mehr Journalisten um uns herum haben."

Anders als Pechstein glaubt Veldkamp, dass der Weltverband ISU beim Thema Doping richtige Schritte eingeleitet hat. "Die Einführung des Blutpasses ist gut, auch wenn dazu viele Daten nötig sind", sagte Veldkamp: "Bei Dopingproben hatte ich schon als Läufer immer meine Probleme. Da musst du in ein Glas pinkeln und weißt nicht, woher das Glas kommt und was vorher damit passiert ist. Es ist leicht zu manipulieren. Deshalb ist der Blutpass eine gute Lösung."

Pechstein läuft wie zu ihren besten Zeiten.

Auch für Pechstein wird zurzeit vom Weltverband ein Blutpass erstellt. Dazu wird sie ebenso wie für die von ihr privat vorgenommenen Blutproben zur Ader gelassen. In den kommenden Tagen will sie erste Ergebnisse veröffentlichen und belegen, dass ihre Werte auch weiterhin schwankend sind. Über die Deutsche Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) will sie aus dem Grund noch in dieser Woche beim Weltverband eine Ausnahmegenehmigung einfordern, um wegen der schwankenden Werte nicht mehr aus dem Verkehr gezogen zu werden. Sollte sie diese nicht innerhalb von zehn Tagen bekommen, will sie den Internationalen Sportgerichtshof CAS einschalten.

Bei Pechsteins Rückkehr in die Weltspitze am Wochenende in Salt Lake City war auch angesichts ihres vorgerückten Alters Skepsis an den Zeiten laut geworden. Am Dienstag (22.) wird die Berlinerin 39, nach wie vor aber läuft sie wie zu ihren besten Zeiten. Sie selbst wundert sich nicht darüber. "Ich fühle mich auf jeden Fall nicht wie 39, das ist das Wichtigste. Egal, was über mich geschrieben wird. Im hohen Alter kann man auch in Ausdauersportarten gute Leistungen bringen. Das zeigen auch die Beispiele anderer Athleten."

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