WM: Teamwettbewerb nach Farce abgesagt

SID
Olympiasiegerin Tatjana Hüfner muss wegen technischer Probleme nochmal antreten
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Der Teamwettbewerb bei der Rodel-WM muss wegen technischer Probleme wiederholt werden. Mehrmals löste im Ziel die Startklappe für den nachfolgenden Teamkollegen nicht aus.

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"Desaster", "Worst Case", "Peinliche Panne": Was für die Team-Staffel als olympische Reifeprüfung gedacht war, entwickelte sich zur Farce. Nach einem Skandalrennen voller Pleiten, Pech und Pannen bei der Rodel-WM im italienischen Cesana ist die angestrebte Aufnahme des jungen Wettbewerbs ins Programm von Winterspielen in weite Ferne gerückt.

Die anwesende hochrangige IOC-Kommission wird ihrem Präsidenten Jacques Rogge, der darüber im April alleinverantwortlich eine Entscheidung fällt, jedenfalls nichts Gutes berichten.

"Der Worst Case ist eingetroffen. Schlimmer geht es nicht. Ich kann nicht sagen, was wir verbrochen haben, dass uns das hier passiert", sagte ein sichtlich geschockter Rodel-Weltverbandspräsident Josef Fendt.

Passiert war Schwerwiegendes: Aufgrund von technischen Problemen wurde zunächst bei vier Teams, darunter auch bei der favorisierten deutschen Staffel, trotz erfolgreichen Anschlags im Ziel die Startklappe für den nachfolgenden Teamkollegen nicht ausgelöst.

Fendt: "Wir haben uns nicht lächerlich gemacht"

Doch anstatt den Schaden möglichst gering zu halten, entschied sich die Jury zu einem Neustart - ein folgenschwerer Fehler. Schon beim ersten Wechsel des slowakischen Teams streikte die Technik erneut.

Der Wettkampf wurde abgesagt und geriet endgültig zur Farce. Im Weltverband gibt es Überlegungen, das WM-Staffelrennen beim Weltcupfinale in Sigulda/Lettland (19. und 20. Februar) nachzuholen.

"Mit dem Neustart haben wir uns nicht lächerlich gemacht", meinte Fendt, doch das sahen viele Beteiligten anders. "Das ist ein Desaster. Ich bin angefressen und sauer", sagte Bundestrainer Norbert Loch, dessen Meinung zur Rennwiederholung keine Fragen offen ließ: "Wie motiviert die Athleten noch sind, weiß ich nicht."

Der deutsche Co-Trainer und "ZDF"-Experte Georg Hackl war vom Chaos peinlich berührt: "Ich kann mich bei den Zuschauern dafür nur entschuldigen." Auch unter den Sportlern rumorte es. Im Zielbereich wurde jeder erfolgreiche Wechsel teilweise mit einem höhnischen Applaus bedacht.

Tatjana Hüfner: Angefressen!

Fendt aber kämpfte um die Zukunft der Team-Staffel bestehend aus je einer Frau, einem Mann und einem Doppelsitzer, obwohl es ähnliche Probleme schon bei der WM 2009 in Lake Placid gegeben hatte.

"Das Format ist klasse, doch die Technik muss mitspielen", sagte der FIL-Chef aus Berchtesgaden. Im diesjährigen Weltcup habe es in fünf Rennen immer reibungslos funktioniert.

Angefressen war auch Olympiasiegerin Tatjana Hüfner, die nach ihrem Sieg im Einzel am Samstag ihr zweites Gold holen wollte. Bei ihrem dritten WM-Triumph nach 2007 und 2008 hatte die 27-Jährige aus Oberwiesenthal Nerven bewiesen, als ihr im ersten Lauf ein grober Fahrfehler unterlaufen war.

"Das war eine Freiflugeinlage von mir. Danach musste mich zusammenreißen", sagte Hüfner über ihren Fauxpas in Kurve 16 der Olympiabahn von 2006. Im zweiten Durchgang gab die Seriensiegerin der Konkurrenz aber eine Lehrstunde und gewann vor Teamkollegin Natalie Geisenberger und der Kanadierin Alex Gough.

Loch schnuppert am Gold-Hattrick

Auch Olympiasieger Felix Loch schnupperte als Schnellster des ersten Durchgangs am Gold-Hattrick nach seinen WM-Siegen von 2008 und 2009.

Doch dann verdrängte der 16 Jahre ältere Italiener Armin Zöggeler auf seiner Heimbahn, auf der er noch kein Rennen verloren hat, Loch mit einem Fabellauf hauchdünn um 21 Tausendstelsekunden von der Spitze. Bronze ging wie schon 2008 an Andi Langenhan.

Die deutschen Doppelsitzer gingen dagegen erstmals seit 15 Jahren leer aus. Ronny Pietrasik/Christian Weise landeten als bestes BSD-Duo auf dem neunten Platz.

Die als Mitfavoriten ins Rennen gestarteten Tobias Wendl/Tobias Arlt beraubten sich mit einem Sturz und Rang 18 im ersten Lauf aller Medaillenhoffnungen. Den Titel sicherten sich die österreichischen Olympiasieger Andreas und Wolfgang Linger.

Einzel: Gold für Hüfner, Silber für Loch