Martin Schmitt und das Problem mit dem Ehrgeiz

SID
2002 in Salt Lake City gewann Martin Schmitt im Team-Springen die Goldmedaille
© Getty

Martin Schmitt war beim dritten Springen der Vierschanzentournee nur Zuschauer. Der 32-Jährige stemmte nach dem Aus in der Qualifikation frustriert Gewichte, statt sich in der Gesamtwertung weiter nach vorn zu arbeiten.

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Als Thomas Morgenstern und Simon Ammann sich am Bergisel ein heißes Duell um den Sieg bei der Vierschanzentournee lieferten, stemmte Martin Schmitt frustriert Gewichte. Bundestrainer Werner Schuster hatte den Vizeweltmeister zum Krafttraining verdonnert, nachdem Schmitt in der Qualifikation vor allem an seinem eigenen Ehrgeiz gescheitert war.

"Es ist natürlich bitter, bei einem Tourneespringen nicht dabei zu sein", sagte Schmitt. Vor dem Springen in Innsbruck lag der 32-Jährige in der Gesamtwertung auf dem elften Platz und hatte gute Chancen, sich noch weiter nach vorn zu arbeiten.

Der Traum von einer Platzierung unter den besten Zehn zerplatzte dann jedoch völlig unerwartet: "Ich hatte etwas Probleme mit dem Rhythmus der Schanze, bin nicht so zu meinem Sprung gekommen und habe mich von Anfang an ein bisschen schwer getan."

Allerdings trat in Innsbruck genau das ein, wovor Schuster schon nach der Qualifikation in Oberstdorf gewarnt hatte. "Martin muss sehen, dass er konzentriert weiterspringt und sein Ehrgeiz nicht mit ihm durchgeht", hatte Schuster gesagt.

Schuster: "So ein Sprung passiert ihm immer wieder"

Die Warnung schien zunächst völlig unnötig. Im ersten Durchgang von Oberstdorf wurde Schmitt Opfer der Bedingungen, verbesserte sich mit seinem zweiten Sprung dann um elf Plätze. Beim Neujahrsspringen wurde er sogar Siebter.

In Österreich sollte sich Schusters Befürchtung allerdings bewahrheiten. Und der Trainer schien den Absturz schon geahnt zu haben, anders ist die stoisch vorgetragene Fehleranalyse kaum zu erklären. "So ein Sprung passiert ihm immer wieder. Er war zu einseitig, und der rechte Ski bekam keine Luft", erklärte Schuster.

Das Aus von Innsbruck ist auch ein Indiz dafür, dass Schmitt seinen Sprungstil noch nicht völlig auf die neue Bindung umgestellt hat. Schmitt muss seine Agressivität beim Absprung richtig dosieren, denn das sensible System verzeiht kaum einen Fehler.

Mit den Anforderungen zu kämpfen

Der Routinier aus Furtwangen hatte bereits im Sommer mit den durch die veränderte Bindung hervorgerufenen Anforderungen zu kämpfen. Weil er mit dem Modell der Tüftler des Berliner Instituts für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) nicht zurecht kam, wechselte er nach der Sommersaison auf das slowenische Fabrikat, mit dem die Polen überragende Leistungen ablieferten.

Kurz vor dem Winter wechselte Schmitt wieder auf ein verändertes FES-Modell und sprang dennoch hinterher. Bei der Tournee springt der viermalige Weltmeister nun wieder mit der slowenischen Variante.

Schmitt helfen momentan nur viele Sprünge, um sich immer besser auf das neue System einzustellen. Deshalb ist eine Pause überhaupt kein Thema: "Martin hat schon einiges überstanden und wird auch das überstehen", sagte Bundestrainer Schuster. "Er weiß, dass er mehr leisten kann und wird das in Bischofshofen zeigen."

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