Trotz schwacher Tournee: Schuster optimistisch

SID
Werner Schuster ist seit 2008 Bundestrainer der deutschen Skispringer
© Getty

Die deutschen Skispringer standen in der Endabrechnung der Vierschanzentournee so schlecht wie seit 1995 nicht mehr da. Bundestrainer Werner Schuster blickt dennoch optimistisch in die Zukunft.

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Die schlechteste Tournee-Bilanz seit über 15 Jahren war schnell vergessen, Bundestrainer Werner Schuster blies sogar zum Angriff auf die Skisprung-Supermacht Österreich.

"Feiert mal schön, ihr habt es euch verdient", sagte Schuster mit Blick auf Vierschanzentournee-Sieger Thomas Morgenstern: "Aber wartet nur, nächstes Jahr kommen wir. Meine Trainerkollegen müssen sich daran gewöhnen, dass wir an manchen Tagen verdammt gut springen."

"Gesamtwertung war tabu"

Dass der elfte Gesamtrang von Michael Uhrmann kein berauschendes Ergebnis ist, gestand Schuster ohne Umscheife ein. "Wir wussten, dass die Gesamtwertung tabu ist. Das mussten wir hinnehmen", sagte er.

Zuletzt hatte das 1995 von Jens Weißflog angeführte Team die besten zehn der Tournee-Wertung verpasst. "Der einzige Wermutstropfen war, dass kein Springer einen Wettkampf voll durchziehen konnte und sich unter den besten fünf platzierte", meinte Schuster.

Der Bundestrainer betonte, es lohne sich mehr denn je, auf die Details zu schauen. Die DSV-Adler kämen von sehr weit unten, deshalb sei es bemerkenswert, wie sie sich in der Breite präsentiert und mit einzelnen Sprüngen die Weltspitze geärgert hätten. "An solchen Tagen werden Sehnsüchte geboren. Ich hoffe, dass das bei den jungen Springern tief ins Herz geht", sagte Schuster.

Medaille im Teamwettbewerb drin

Mit Blick auf die WM sprach der 41-Jährige wieder von einer Medaille im Team-Wettbewerb. Der Optimismus sei zurückgekehrt und man sei mit Norwegen und Finnland mindestens auf Augenhöhe. "Ich sehe gute Chancen, dass wir eine richtig schlagkräftige Mannschaft auf die Beine stellen."

Ihm schwebt dabei eine Mischung aus jungen und alten Springern vor. Ein heißer Kandidat ist Pascal Bodmer, der während der Tournee in Form gekommen ist. Severin Freund scheiterte nach starkem Auftakt eher an mentalen Schwächen. Die Routiniers Michael Uhrmann und Martin Schmitt hob Schuster besonders hervor: "Die waren vor der Tournee so weit von der Spitze weg, dass man dachte, das wird niemehr was. Hier waren dann einige Weltklassesprünge dabei."

Während Uhrmann nun verschnaufen kann und erst in Sapporo wieder zum Einsatz kommt, reisten Schmitt und Michael Neumayer gleich weiter zum Skifliegen nach Harrachov.

"Martin ist ein guter Flieger und er hat eine große Chance, sich noch ein Erfolgserlebnis zu holen", begründete Schuster die Nominierung. Im Anschluss soll der Vizeweltmeister noch einmal eine Trainingsphase einlegen, um sich speziell im Bereich der Bindung zu verbessern.

Pause für Neumayer

Bei Neumayer waren die Überlegungen ähnlich. Der Bayer aus Berchtesgaden, zum Abschluss in Bischofshofen als Achter bester Deutscher, fiel in den vergangenen Jahren nach der Tournee häufiger in ein Leistungsloch.

Um eine Wiederholung der Schwächephase zu vermeiden, soll der Team-Olympiazweite nach dem Skifliegen eine Pause erhalten. In Tschechien wird das Team von Maximilian Mechler (Isny), Felix Schoft (Partenkirchen), Christian Ulmer (Wiesensteig) und Danny Queck (Lauscha) komplettiert.

Schon in Harrachov bieten sich weitere Chancen, noch auf den WM-Zug aufzuspringen. Bisher hat nur Neumayer die interne Norm (zweimal Top sechs oder dreimal Top zwölf) erfüllt. Allerdings haben bereits sechs Springer die Verbandsnorm mit einem Ergebnis unter den besten Acht oder zweien unter den besten 15 gemeistert.

"Die Nominierung könnte ein Luxusproblem werden", meinte Schuster. Das Aufgebot soll nach der Team-Tour Anfang Februar bekannt gegeben werden. Das Luxusproblem würde Schuster dann sehr gerne lösen.

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