Als die deutschen Biathleten mit Platz drei den Sprung aufs Podest geschafft hatten, waren 17.000 Zuschauer bei der Weltcup-Staffel in Oberhof völlig aus dem Häuschen. "Hoch sollen sie leben", sangen die begeisterten Fans. Nur Weltmeister Norwegen mit dem ersten Saisonsieg und Frankreich lagen vor dem deutschen Team.
"Wir stehen zum zweiten Mal hintereinander als Dritter auf dem Siegerpodest. Wenn das bei Olympia auch klappen könnte, wäre es wunderschön", sagte Simon Schempp. Der von Bundestrainer Frank Ullrich überraschend auf die verantwortungsvolle Schlussposition beorderte Junioren-Weltmeister hielt dem Druck stand, schoss zweimal fehlerfrei und wehrte immerhin den Ansturm der Mitfavoriten Österreich und Russland ab.
"Das haben die Jungs klasse gemacht. Eine tolle Staffel ist mit dem Podestplatz belohnt worden", sagte Coach Ullrich, der auch Lokalmatador Christoph Stephan (Oberhof), Michael Greis (Nesselwang) und Arnd Peiffer (Clausthal-Zellerfeld) in sein Rundum-Lob einschloss. "Die Jungs haben auf der Strecke ihr letztes Hemd gegeben und beim Schießen trotz einiger Patzer die Strafrunde vermieden."
Routinier Greis mit Schwächen
Dabei begann das Rennen für das seit Turin 2006 sieglose deutsche Quartett gar nicht nach Plan. Die beiden vermeintlich Stärksten, Christoph Stephan und Michael Greis, patzten beim Schießen und vergaben so die erhoffte Spitzenposition.
Stephan verlor beim Stehendanschlag 20 Sekunden, als sich eine Patrone im Lauf seiner Waffe verklemmte und sich der Oberhofer bei klirrender Kälte mühte, das Malheur zu beheben. "Ich bin so ein Trottel. Mir frieren bei Kälte immer die Finger so schnell ein, und dann hast du halt Huddelei, wenn so etwas passiert", sagte Stephan.
Greis setzte ebenfalls beim Stehendschießen drei Patronen daneben, traf zwar mit seinen drei Nachlade-Möglichkeiten doch noch alle Ziele, aber ebenfalls mit Zeitverzug. "Naja, das waren zwei bis drei Fehler zuviel", sagte der Olympiasieger selbstkritisch: "Das hat schon nach Strafrunde ausgeschaut, aber ich bin cool geblieben."
Schempp mit großen Kampf
Dennoch eröffnete Arnd Peiffer die zweite Rennhälfte immerhin als Vierter nur zehn Sekunden hinter der Spitze. Der im deutschen Team längst zum "Mister Zuverlässig" aufgestiegene Youngster bot eine starke Leistung, schoss beinahe fehlerfrei, holte in einem hochklassigen Rennen fünf Sekunden auf und schickte Simon Schempp auf dem dritten Platz auf die Schlussrunde, den dieser tapfer verteidigte.
Beim Heim-Weltcup am Oberhofer Grenzadler steht am Freitag der 7,5-km-Sprint der Frauen auf dem Programm. Dann greifen auch die deutschen Topläuferinnen Magdalena Neuner (Wallgau) und Kati Wilhelm (Zella-Mehlis), die in der Staffel geschont worden waren, in das Geschehen ein.