Pinkel-Attacke auf Schweizerinnen

Von Alexander Mey
Maribor hat auch seine schönen Seiten. Nur dafür hatten die Schweizerinnen wohl kein Auge mehr
© Getty

Skandal in Maribor. Den Schweizer Skiläuferinnen wurde ganz übel mitgespielt. Sie tappten unter anderem in die Urinfalle. Es gab aber auch eine Heldin in Slowenien. Außerdem: Zwei Party-Hochburgen, Rodler-Wahnsinn, ein Tor-Eklat und ein Weltcup, den keiner braucht. Die Tops und Flops des Wochenendes.

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+ Totaler kann ein Triumph nicht sein

Unfassbar, unsere Rodler. So langsam aber sicher läuft man gerade im Hinblick auf Olympia in vier Wochen Gefahr, großer Fan der Rinnenflitzer zu werden. Schon in den letzten Wochen wurden die Rodler in den Tops und Flops regelmäßig gelobt, doch in Oberhof setzten sie allem die Krone auf.

Einem Dreifach-Sieg bei den Damen folgte ein Dreifach-Sieg bei den Doppelsitzern. Dem wieder folgte ein - raten Sie mal - Dreifach-Sieg bei den Herren. Würde dann bei gleichem Ausgang in Vancouver neun Medaillen in drei Disziplinen machen. Nicht schlecht...

- Pfui Teufel!

Arme Schweizer Skirennläuferinnen! Sie erlebten in Maribor ein Wochenende komplett zum Vergessen. Es ging schon ganz bitter los, als betrunkene slowenische Fans auf Trainingsmaterial der Eidgenössinnen pinkelten. Eklig, aber wenigstens kein materieller Verlust.

Aber der kam noch. Denn wenig später wurden ihnen Taschen und Rucksäcke mit Klamotten vom Hotelgang geklaut. Extrem ärgerlich, aber immerhin kein sportlicher Verlust.

Aber - wie soll es anders sein - auch der kam noch. Denn beim Slalom am Sonntag schaffte es keine einzige Schweizer Athletin in den zweiten Durchgang. Maribor - immer eine Reise wert. Fragen Sie mal in der Schweiz nach.

+ Die Königin der Tore

Hurra, schrie man im "ZDF", nachdem Marlies Schild als Führende im Slalom von Maribor ausgeschieden war. Maria Riesch hatte angeblich damit den Slalom-Weltcup gewonnen. Hatte sie aber gar nicht. Denn alle Rechen-Genies des öffentlich-rechtlichen Rundfunks hatten eine Athletin völlig vergessen, die nur ganz knapp hinter Riesch liegt: Kathrin Zettel.

Die Österreicherin gewann in Maribor nicht nur den Slalom, auch der Riesenslalom war ihr nicht zu nehmen. Und überhaupt ist ihre Bilanz in Slalom und Riesenslalom in dieser Saison beängstigend. In elf Rennen war sie nie schlechter als Fünfte. Neunmal stand sie sogar auf dem Podium. Wenn das mal keine Medaillenkandidatin für Vancouver ist!

- Irrfahrt durch den Stangenwald

Manchmal gibt es selbst im Medienzeitalter noch Situationen, in denen jede Technik versagt. So geschehen im ersten Durchgang des Slaloms in Wengen. Das letzte Tor war so blöd gesteckt, dass alle Fahrer beim Sprint ins Ziel nur ganz knapp daran vorbei fuhren.

Oder doch nicht? Renndirektor Günter Hujara hatte den Verdacht, dass einige Läufer das besagte Tor auf der falschen Seite passiert hatten und demnach disqualifiziert werden müssten. Kurios: Selbst aus mehreren Kameraperspektiven war nicht bei allen Wackelkandidaten zweifelsfrei zu erkennen, ob sie links oder rechts am Tor vorbei gefahren sind. Am Ende hieß es: Im Zweifel für die Angeklagten. Es gab keine Disqualifikationen.

Aber Ärger: Ivica Kostelic, einer der verdächtigten Fahrer, regte sich über das Misstrauen gegenüber seinen Fähigkeiten auf. "Schwachsinn! Man wollte mich bewusst provozieren. Ich bin doch kein Volksschüler, dass ich am letzten Tor - noch dazu an so einem einfach zu nehmenden - vorbeifahre", sagte er.

+ Party-Time im Mekka des Wintersports

Am Wochenende steppte gleich an zwei Wintersport-Standorten der Bär. In Ruhpolding verfolgten insgesamt fast 100.000 Fans den Biathlon-Weltcup. Auch wenn es keinen deutschen Sieg gab, war die Stimmung wie immer gigantisch. "Ruhpolding hat die besten Fans", lautete dann auch das Lob von Biathlon-Funktionär Alexander Tichonow.

Eine ähnlich gigantische Party stieg in Wengen. Dort tickten allein bei der legendären Lauberhorn-Abfahrt rund 35.000 Fans total aus, als ausgerechnet ihr Nationalheld Carlo Janka das Rennen gewann. Dazu gab es jede Menge Alkohol und schlechte Musik. Das komplette Paket eben.

- Ein Weltcup, den keiner braucht

Bei allem Verständnis dafür, dass auch die ehemals große Skisprung-Nation Japan ihre Weltcups ausrichten soll: Die beiden Springen in Sapporo am Wochenende waren überflüssig wie ein Kropf. Die Übertragungszeiten unchristlich, die halbe Weltelite zu Hause geblieben, der Zeitpunkt der Asien-Reise kurz vor Olympia extrem ungünstig. Was sollte das?

Immerhin hatte es für zwei Springer etwas Gutes. Simon Ammann belohnte sich für die Reisestrapazen mit der Weltcup-Führung, der Deutsche Andreas Wank sprang mit einem zweiten und einem fünften Platz sicher in Richtung Olympia. Die Frage ist nur, ob sich dort die weite Reise nach Japan nicht noch rächt.

Maria Riesch in Maribor auf dem Podium