Svendsen: "Ich habe vor gar nichts Angst"

Von Interview: Felix Maier-Lenz
Nicht selten lässt sich Emil Hegle Svendsen mit gefletschten Zähnen ablichten
© Getty

Emil Hegle Svendsen wird in den Medien immer wieder gerne als "der neue Ole Einar Bjoerndalen" bezeichnet. Doch das wird dem 24-Jährigen nicht gerecht, ist er doch selbst ein äußerst erfolgreicher Biathlet. Zweimal hintereinander war er Dritter im Gesamtweltcup, bei den Weltmeisterschaften 2008 und 2009 holte der Norweger insgesamt drei Goldmedaillen.

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Auch in die aktuelle Saison ist Svendsen überaus erfolgreich gestartet - zwei Siege stehen bereits zu Buche. Mit SPOX spricht er über sein schweres Erbe, das große Ziel Vancouver und verrät, welche seiner Kolleginnen die attraktivsten sind.

SPOX: Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem starken Saisonbeginn. Hatten Sie erwartet, gleich so gut loszulegen?

Emil Hegle Svendsen: Tatsächlich ja. Ich hatte schon vor den ersten Rennen ein so gutes Gefühl, dass ich wirklich damit gerechnet habe, gleich ganz vorne zu landen.

SPOX: Sieht so aus, als ob Ihr Sommertraining erfolgreich war.

Svendsen: Stimmt. Ich habe aber eigentlich genauso trainiert wie im letzten Jahr. Sehr angenehm war, dass ich keine Probleme mit irgendwelchen Krankheiten oder Ähnlichem hatte. Dadurch konnte ich mich voll auf mein Training konzentrieren.

SPOX: Sie und Ole Einar Bjoerndalen haben sich die ersten Siege in dieser Saison quasi untereinander aufgeteilt.

Svendsen: Das war natürlich ein außergewöhnlich guter Start für unser Team. Aber andere Athleten werden uns ganz bestimmt einen harten Kampf liefern. Ich darf mich keine Sekunde ausruhen, wenn ich ganz oben bleiben will.

SPOX: Für die Deutschen verlief der Saisonauftakt dagegen weit weniger gut. Was erwarten Sie von den DSV-Athleten?

Svendsen: Die Deutschen sind fast jedes Jahr nach Weihnachten besser als davor. Ich bin sicher, dass das auch dieses Jahr der Fall sein wird. Außerdem haben sie einige junge, erfolgshungrige Biathleten, von denen ich glaube, dass sie groß rauskommen werden. Die Deutschen sind mental immer ganz stark, sie werden also den etwas schlechteren Auftakt verkraften.

SPOX: Viele sagen, in dieser Saison zählt nur Olympia. Was sind Ihre Erwartungen für Vancouver?

Svendsen: Mein Ziel sind Medaillen, mein Traum eine goldene. Abgesehen davon will ich ganz einfach viel Spaß haben.

SPOX: Haben Sie nicht etwas Angst bezüglich Ihrer Frühform? Der Saisonhöhepunkt ist schließlich erst im Februar.

Svendsen: Wenn es um Biathlon geht, habe ich ehrlich gesagt vor gar nichts Angst. Ich mache mir da überhaupt keine Sorgen, dass ich meine Form bis Vancouver konservieren kann.

SPOX: Ich könnte mir vorstellen, dass die Erwartungen in Norwegen sehr hoch sind. Macht es das schwerer für Sie?

Svendsen: In der Tat, die Erwartungen sind riesig. Medaillen sind absolut notwendig, um die Fans bei Laune zu halten. Dieser Druck ist für mich aber sehr gut. Ich liebe solchen Druck, dadurch werde ich erst richtig fokussiert und motiviert.

SPOX: In der deutschen Presse werden Sie oft als "der neue Ole Einar Bjoerndalen" bezeichnet, beziehungsweise viel mit ihm verglichen. Ist das ein Kompliment oder stört Sie das?

Svendsen: Ich bekomme das mit, dass wir oft miteinander verglichen werden. Mit dem besten Biathleten aller Zeiten verglichen zu werden, ist eine unheimliche Ehre für mich. Andererseits ist es mein Ziel, ihn zu schlagen.

SPOX: Wie ist Ihr Verhältnis zu Bjoerndalen und generell im Team untereinander?

Svendsen: Das ist wirklich sehr gut. Wir arbeiten als Mannschaft sehr gut zusammen und helfen einander. Gerade die Älteren geben uns Jüngeren wertvolle Tipps. Da kann ich immer noch sehr viel lernen. Außerdem sind das alle richtig gute Freunde und super Jungs.

SPOX: Einer der Älteren ist Halvard Hanevold. Dem haben Sie beim Saisonauftakt im Ziel eine Geburtstagstorte ins Gesicht geworfen. Sollten Sie nicht etwas mehr Respekt vor dem Alter zeigen?

Svendsen: (lacht) Er hätte mit mir dasselbe gemacht. Ich finde, auch in unserem Beruf sollte immer etwas Raum für den einen oder anderen Scherz sein, nicht wahr?

SPOX: In der Tat. Sie sind ja nun einer der Besten Ihres Berufs. Was würden Sie selbst als Ihre Stärken und Schwächen bezeichnen?

Svendsen: Meine Vorteile sind, dass ich körperlich und mental sehr stark bin. Schwächen sehe ich ehrlich gesagt keine großen.

SPOX: Der Sport ist das eine, Freizeit das andere. Was machen Sie, um zu entspannen oder mal etwas runter zu kommen?

Svendsen: Ich schaue sehr viele Filme, bin aber auch einfach sehr gerne in der freien Natur. Besonders gerne gehe ich freeriden.

SPOX: Wie kam es, dass Sie ausgerechnet Biathlet wurden?

Svendsen: Ich habe einige Sportarten ausprobiert: Fußball, Laufen, Golf und Eishockey zum Beispiel. Aber beim Biathlon war ich sofort mit ganzem Herzen dabei. Ich habe das von Anfang an geliebt.

SPOX: Jede Karriere geht irgendwann zu Ende, Haben Sie schon Pläne für die Zeit nach dem aktiven Sport?

Svendsen: Vielleicht bereise ich ein wenig die Welt. Aber danach habe ich noch überhaupt keine Ahnung.

SPOX: Verfolgen Sie eigentlich auch den Weltcup der Damen? Wer, außer den Norwegerinnen natürlich, ist denn da Ihre Favoritin?

Svendsen: Da schaue ich natürlich auch gerne zu. Meine Favoritinnen sind Svetlana Sleptsova, Magdalena Neuner und Helena Jonsson. Das sind alles großartige Sportlerinnen. Und gut aussehen tun sie auch noch (lacht).

SPOX: Das stimmt allerdings. Sie haben ja auch eine Freundin, die Biathletin ist. Es gibt einige Pärchen in der Biathlon-Szene.

Svendsen: Meine Freundin hat inzwischen aufgehört und studiert jetzt. Insgesamt sind jetzt also weniger Pärchen unter uns als vorher (lacht).

SPOX: In einem deutschen Fernsehinterview hat Christoph Stephan Sie als "so schnell wie er arrogant ist" bezeichnet. Können Sie sich das erklären?

Svendsen: Wenn er denkt, dass ich arrogant bin, ist es sein gutes Recht, das zu glauben. Ich muss aber sagen, dass ich es etwas merkwürdig finde, dass er so etwas sagt. Insbesondere deshalb, weil wir uns erst ein- oder zweimal begrüßt haben und sonst noch nie miteinander gesprochen haben. Allein davon kann er ja wohl unmöglich wissen, was für ein Mensch ich bin.

Christoph Stephan im Interview