Russisches Team weiter unter Doping-Verdacht

SID
Iwan Tscheressow steht unter einer Schutzsperre der IBU
© Getty

Nach der von der IBU verhängten Schutzsperre gegen den russischen Biathleten Iwan Tscheressow reißen die Doping-Verdächtigungen gegen das russische Team nicht ab. Teamkollege Kruglow führt die erhöhten Werte derweil auf das Höhentraining zurück.

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Die Doping-Verdächtigungen gegen die russischen Biathleten reißen nicht ab.

Weltmeister Iwan Tscheressow muss beim Weltcup in Oberhof wegen eines erhöhten Hämoglobinwertes zum wiederholten Mal eine Schutzsperre absitzen. Der Weltverband IBU ist allerdings bemüht, dass Vorkommnis als unspektakulär darzustellen.

IBU stellt Zwischenfall als unspekatkulär dar

"Tscheressow hat die übliche fünftägige Schutzsperre erhalten. Wir haben dann sofort zusätzliche Dopingtests durchgeführt, die Resultate liegen in zwei Wochen vor", sagte Jim Carrabre.

Der kanadische Chef der Medizinischen IBU-Kommission meinte, dass auf mögliche Manipulationen mit den Blutdopingmitteln EPO und NESP ebenso getestet würde, wie auf "andere mögliche Dopingvarianten".

Tscheressow war bereits im Dezember 2007 beim Weltcup in Pokljuka mit einem extrem überhöhten Hämoglobinwert von 18,2 Gramm pro Deziliter Blut (maximal zulässig sind im Biathlon 17,5, im Langlauf gar nur 17,0) in Dopingverdacht geraten. Alle Tests aber blieben negativ.

Am Dienstag muss sich der Russe in Ruhpolding einer erneuten Blutkontrolle unterziehen und darf im Falle eines zu erwartenden regelkonformen Resultates wieder starten.

Kruglow führt Werte auf Training zurück

Teamkollege Nikolai Kruglow führte den überhöhten Anteil der leistungsfördernden roten Blutbestandteile auf das Höhentraining in Ramsau am Dachstein zurück, "auf das jeder Körper anders reagiert".

Gegen immer wieder geäußerte Dopingvorwürfe mochte sich der ansonsten wortgewaltige Kruglow nicht zur Wehr setzen: "Kein Kommentar."

Kruglow hatte vor zwei Jahren am Oberhofer Grenzadler ein Weltcup-Jagdrennen in beeindruckender Manier vor Dimitri Jaroschenko und Sergej Tschudow gewonnen. Der vierte Teamgefährte, Sergej Roschkow, durfte damals wegen Überschreitung der Hämoglobinwertes nicht starten. Er führte eine fiebrige Erkältung als Begründung an.

Im "Fall Tscheressow" reklamiert die russische Mannschaft natürlich hohe Werte. Eine Ausnahmegenehmigung aber wurde bisher nicht beantragt.

"Die Möglichkeit besteht, aber die Russen haben noch nicht nachgefragt. Ich habe mit dem russischen Teamarzt darüber gesprochen, aber er meint, dass es kein Vertrauen in Personen außerhalb der Mannschaft gibt", meinte Jim Carrabre.

Russische Ärzte sorgen immer wieder für Negativ-Schlagzeilen

Erforderlich für eine Ausnahmegenehmigung ist die Offenlegung aller auch von den russischen Medizinern gemessenen Werte. Auch Ärzte der russischen Skijäger sorgten bereits für Negativ-Schlagzeilen.

Beim Weltcup in Antholz 2003 wurde Albina Achatowa nach dem Sieg der Gebrauch der verbotenen Stimulans Nikhetamid nachgewiesen. Die damalige Teamärztin erklärte, Achatowa nach einem Kreislaufkollaps ohne deren Wissen das Präparat "Cordiamini" injiziert zu haben. Die IBU glaubte diese Darstellung.

Nur die Ärztin wurde gesperrt, Achatowa eroberte bei der folgenden Heim-WM in Chanty Mansijsk zwei Goldmedaillen.

Olga Pylewa war bei Olympiasieg 2006 gedopt

Negativer Höhepunkt waren bisher die Olympischen Spiele in Turin 2006, wo Olympiasiegerin Olga Pylewa Doping die Stimulans Carphedon nachgewiesen wurde. Pylewa musste das gerade gewonnene 15-km-Silber abgeben und saß eine Zweijahres-Sperre ab.

In Oberhof führte sie unter dem neuen Namen Olga Medwedzewa (sie heiratete ihren langjährigen Trainer Waleri Medwedzew) Russlands Staffel-Quartett als Schlussläuferin zum Sieg.

Über ihre Dopingvergangenheit hat sie noch nie gesprochen.

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