Friesinger Zweite, Wolf fällt zurück

SID
Über 1000m belegte Anni Friesinger bei der Sprint-WM in Moskau Platz zwei
© Getty

Zur Halbzeit der Sprint-WM in Moskau muss sich Titelverteidigerin Jenny Wolf mit Platz zwei begnügen. Anni Friesinger dagegen feierte auf dem sechsten Rang ein riesiges Comeback.

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Titelverteidigerin Jenny Wolf muss um Gold bangen, Anni Friesinger steuert nach einem Super-Comeback auf der großen Eisschnelllauf-Bühne schon wieder auf Medaillenkurs: Die Laune der beiden Kufen-Königinnen hätte nach dem ersten Tag der Sprint-WM in Moskau unterschiedlicher kaum sein können.

Während Friesinger ihren Silberrang im 1000-m-Rennen und Platz sechs zur Halbzeit des Vierkampfes mit einem strahlenden Lächeln quittierte, war Wolf mit Rang zwei hinter ihrer Erzrivalin Beixing Wang alles andere als zufrieden.

Wolf bereits nach Auftaktsieg bedient

Die Weltrekordlerin aus Berlin gewann zwar die 500m, war aber schon danach gründlich bedient. "Ich bin in der zweiten Kurve zu wenig Risiko gegangen. Jetzt wird es eine knappere Angelegenheit, als ich mir das gewünscht habe", meinte Wolf nach ihrem Auftaktsieg, der ihr trotz Bahnrekordzeit von 38,00 Sekunden nicht deutlich genug ausgefallen war.

Prompt verlor die Ausnahmesprinterin durch Platz zehn über die ungeliebten 1000m die Führung an Wang, die nun mit dem großen Vorsprung von 0,43 Sekunden in den zweiten 500-m-Lauf am Sonntag geht. Friesinger hat derweil auf die Drittplatzierte Chinesin Yu Ying nur 37 Hundertstelsekunden Rückstand.

"Anni darf man nicht abschreiben"

Mit Blick auf Friesinger, die über 500m Zwölfte geworden war, bewies Wolf Weitblick und sagte schon nach dem ersten Rennen: "Anni darf man nicht abschreiben." Mit frischem Selbstvertrauen nach dem gelungenen 500-m-Start stürmte Friesinger auf der doppelten Distanz in zwischenzeitlicher Bahnrekordzeit von 1:16,48 Minuten (Wolf: 1: 17,58, Platz zehn) schon wieder aufs Podest. Nur die Niederländerin Margot Boer (1:16,29) war schneller.

"Ich bin super zufrieden. Ich hätte nicht gedacht, dass es so schnell gehen könnte", meinte Friesinger nach dem lange ersehnten ersten Vergleich mit der Weltspitze nach 314 Tagen Wettkampfpause. Lächelnd fügte sie hinzu: "Da geht noch was."

Friesinger: "Ich war sehr aufgeregt"

Vor nur gut 2000 Zuschauern in der nicht mal halb gefüllten Krylatskoje-Halle, darunter zahlreiche Soldaten zum "Auffüllen", musste Friesinger über 500m als Erste aufs Eis - und produzierte direkt einen Fehlstart. "Ich war sehr aufgeregt", sagte die 32-Jährige, die sich im Juli einer Meniskusoperation unterzogen hatte.

Doch die 15-malige Weltmeisterin blieb konzentriert. Die befürchteten Schwierigkeiten beim Start blieben aus, die ersten 100m lief sie wie erhofft unter elf Sekunden (10,94). In 39,08 Sekunden unterbot sie am Ende deutlich die Zeiten aus den letzten Testrennen. Sichtlich erleichtert winkte sie ins Publikum.

Unterschiedliche Zielvorstellungen

Friesinger hatte sich vor dem Wettkampf in der russischen Hauptstadt, die sie seit ihrem Vier-Strecken-Sieg bei der Allround-WM 2005 zu ihren Lieblingsstädten zählt, sehr zurückhaltend geäußert.

"Eine Medaille ist für mich völlig außer Reichweite", sagte Friesinger: "Ich brauche Geduld, auch wenn Geduld nicht gerade zu meinen Stärken gehört."

Dagegen ging Jenny Wolf das Unternehmen Titelverteidigung mit riesigem Selbstvertrauen an. "Ich bin fit, ich habe gut trainiert, ich bin da, wo ich sein will. Mein Ziel ist eine Top-3-Platzierung, aber wenn ich über 500m einen Vorsprung herauslaufen kann, ist der Sprung nach ganz oben nicht unrealistisch."

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