"Halte mich für nichts Besonderes"

SID
Neuner, Magdalena
© DPA

Östersund - Seit Magdalena Neuner mit ihrem WM-Dreifach-Triumph vor einem Jahr die Biathlon-Welt auf den Kopf gestellt hat, hat sie gelernt, "auch mal zu Dingen Nein zu sagen". Ansonsten aber glaubt die Skijägerin aus dem bayerischen Wallgau, sich nicht groß verändert zu haben.

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"Ich behaupte einfach, dass ich diejenige bin, die ich auch immer war. In meiner Familie ist das Bewusstsein für die wichtigen Dinge im Leben stark verankert. Ich habe sicherlich mehr Verpflichtungen und weniger Zeit für Privates, aber das sind Äußerlichkeiten, die meinen Kern nicht verändert haben", sagte die jüngste Dreifach-Weltmeisterin im Biathlon.

Beim WM-Auftakt am 9. Februar in Östersund feiert sie ihren 21. Geburtstag, will ihren Sprint-Titel verteidigen und am 10. Februar dann beim Massenstart glänzen.

Trotz Erfolg weiter bodenständig

Der Ruhm ist ihr nicht zu Kopf gestiegen, sie hat sehr wohl noch den Blick für die Leistung anderer. "Ich kann gut laufen und schießen, ein anderer malt schön, ein guter Chirurg führt eine schwierige Operation durch. Jeder Mensch hat Talente für irgendetwas. Ich halte mich für nichts Besonderes, nur weil man mich bei der Ausübung meines Talents auch im Fernsehen sehen kann."

Durch ihre drei Gold-Medaillen von Antholz ist Magdalena Neuner zum Star aufgestiegen. Sie wurde mit Auszeichnungen überschüttet, in der Werbung ist sie eine gefragte Frau. Doch "den Begriff 'Werbemillionärin' höre ich nicht so gerne". Der habe etwas Marktschreierisches, meint sie. Von ihrem Sport könne sie dank der Sponsoren gut leben: "Ich habe eine auskömmliche Vermarktungssituation. Im Vordergrund steht für mich aber der Sport."

Kaffee und Kuchen

Nach einer bislang eher durchwachsenen Saison will die Zollhauptwachtmeisterin bei der Weltmeisterschaft wieder voll angreifen. "Ja, ich werde versuchen, meinen Sprint-Titel aus Antholz zu verteidigen", versprach sie vor dem ersten WM-Rennen an ihrem Geburtstag am Samstag.

"Eine kleine Feier im Rahmen der Mannschaft mit Kuchen und Kaffee wird es sicherlich geben, aber der Tag steht natürlich ganz klar unter dem Zeichen des Wettkampfs."

Neuralgischer Punkt: Schießen

Die beiden Titelgewinne Ende Januar bei ihrer letzten Junioren-WM in Ruhpoling kamen gerade recht. "Siege sind immer gut für das Selbstvertrauen", sagt sie. Obwohl lediglich ein Weltcup-Saison-Erfolg in der Bilanz steht, ist sie guter Dinge.

Läuferisch war sie im Weltcup die stärkste Athletin, nur mit dem Gewehr zielte sie nicht immer genau. "Eigentlich muss ich nur schauen, dass ich die guten Trainingsschießergebnisse abrufe. Ich habe in der Wettkampfpause selbstverständlich einen Trainingsschwerpunkt auf das Schießen gelegt und hoffe, dass ich die Dinge nunmehr besser umsetzen kann."

Überrascht vom eigenen Erfolg

Über ihren blitzartigen Aufstieg ist Magdalena Neuner noch immer verwundert. "Ich wollte ja immer Leistungssportlerin werden, und Leistungssportler haben Ziele und Träume; dass sich meine Träume so schnell erfüllen ließen, damit habe ich selbstverständlich nicht gerechnet", meint sie.

Vor der Doping-Problematik verschließt sie die Augen nicht. Schließlich habe es ja bereits Dopingfälle im Biathlon gegeben. "Man sollte einerseits nicht naiv mit dem Thema umgehen, andererseits aber auch nicht mit Pauschalierungen arbeiten, die keine Grundlage haben", betont Magdalena Neuner und fordert "stärkere Kontrollen, langfristige Sperren für Dopingsünder".