Claudia Pechstein erlebt bei Mehrkampf-WM Einbruch

SID

Berlin - Die Geste sprach Bände: Claudia Pechstein strich sich mit der flachen Hand über die Kehle und kämpfte gegen die Tränen. Schon nach dem ersten Tag der Mehrkampf-WM der Eisschnellläufer in ihrer Heimatstadt Berlin sind die Medaillenträume der fünfmaligen Olympiasiegerin geplatzt.

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Damit gilt das erste medaillenlose Abschneiden deutscher Eisschnellläuferinnen bei Allround-Championats seit 1980 als sicher. "Ich habe das Rennen verrammelt, statt technisch gut zu laufen", schimpfte die 35 Jahre alte Lokalmatadorin, nachdem sie in mäßigen 40,01 Sekunden nur Platz neun belegt hatte.

Geradezu ein Debakel erlebte sie auf ihrer einstigen Paradestrecke über 3000 Meter, auf denen sie - so schlecht laufend wie nie im zurückliegenden Jahrzehnt - abgeschlagen ebenso nur auf Platz neun einkam. "Der Titel wäre ein Traum gewesen, aber davon bin ich nie ausgegangen. Aber auf eine Medaille hatte ich schon gehofft", gab sie enttäuscht zu.

"Ein rabenschwarzer Tag"

Frustriert war auch der Damen-Bundestrainer. "Das war katastrophal. Ich kann das nicht erklären. Vielleicht hat ihr das ganze Theater um Achim Franke im WM-Vorfeld nicht gut getan", spekulierte Markus Eicher.

Erst vier Tage vor der WM hatte Pechstein ihren jahrelangen Erfolgstrainer Franke zu einem Comeback auf dem Eis bewegt und für viel Medienaufmerksamkeit gesorgt. Genutzt hat dies wenig. "Ein rabenschwarzer Tag. Unerklärlich, nach den Resultaten der letzten Wochen", konstatierte Team-Chef Helge Jasch.

Auch Anschütz-Thoms enttäuscht

Gleichfalls total enttäuschend verlief der Tag für Daniela Anschütz-Thoms. Über 500 Meter war in 39,98 Sekunden vor 3500 Zuschauern in der ausverkauften Eisschnelllauf-Halle der Hauptstadt nur wenig schneller als Pechstein und konnte auch über 3000 Meter als Achte keinen Boden gut machen. "Als ich durchs Ziel lief, wusste ich: Mist, vorbei", meinte die Erfurterin enttäuscht.

"Es lief einfach nicht. Alles ist ein bisschen frustrierend", fügte sie hinzu. Sie liegt nach zwei Strecken nur auf Platz acht und ist damit sogar noch beste Deutsche. Die einzige, die zum Auftakt nicht enttäuschte, war die Berlinerin Katrin Mattscherodt, die als Zehnte über 3000 Meter dem Finaleinzug einen Schritt näher kam.

Überraschende Führende

In Führung liegt nach zwei Strecken überraschend Vize-Europameisterin Paulien van Deutekom aus den Niederlanden, die in 4:03,33 Minuten die 3000 Meter für sich entschieden hatte. Hinter 500-Meter-Siegerin Christine Nesbitt aus Kanada folgt Titelverteidigerin Ireen Wüst nur auf Platz drei des Klassements. Wütend über sich selbst vergoss die 21-Jährige vor den TV-Kameras bittere Tränen.

Bei den Herren legte ihr Landsmann Sven Kramer die Grundlagen zur Verteidigung seines im Vorjahr erkämpften Titels. Unter dem Jubel von mehr als 1500 Landsleuten gewann der Weltrekordler in 6:13,35 Miuten die 5000 Meter und setzte sich vor Doppel-Weltmeister Shani Davis (USA) an die Spitze der Konkurrenz. Zuvor hatte Kramer über 500 Meter in 36,22 Sekunden den dritten Platz belegt.

Seine Chance auf den Finaleinzug wahrte der Berliner Tobias Schneider, der beim Halbzeit Platz 13 innehat. Der Erfurter Robert Lehmann liegt in der Zwischenwertung auf Rang 17.