Skijäger sehen Doping-Vorwürfe als Rufmord

SID
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© Getty

Östersund - Doppel-Weltmeisterin Andrea Henkel wurde aus der Bahn geworfen, Magdalena Neuner stürmte unbeeindruckt zum WM-Sieg, und Michael Greis lief Staffel-Bronze nach Hause. Die Biathlon- Bundestrainer waren sauer und empfanden die anonymen Doping-Vorwürfe aus Österreich als Rufmord.

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"Die Art und Weise macht betroffen. Wir wissen nicht, aus welcher Ecke es kommt. Es gibt keinen Beweis", fasste Damen-Chef Uwe Müssiggang seine Überlegungen zusammen, nachdem alle deutschen WM-Teilnehmer Doping bestritten hatten.

Die als sichere Schützin geltende Andrea Henkel stand nach ihrem missratenen Auftritt beim Massenstart mit verheultem Gesicht im Zielraum Rede und Antwort. "Es geht nicht alles spurlos an einem vorbei, auch wenn man unschuldig ist", sagte sie nach Platz 22 mit acht Strafrunden und stellte fest: "Es ist eine Schweinerei."

Brutal feige und schlimm für die Glaubwürdigkeit 

"Wenn solche Unwahrheiten erzählt werden, ist es schlimm für die Glaubwürdigkeit des Sports", sagte Michael Greis. Der dreimalige Olympiasieger weiß, was auf ihn zukommt. Als vor Beginn des Weltcups in Antholz vor vier Wochen erstmals Doping-Gerüchte aufkamen, "dachte meine Cousine wirklich, ich hätte gedopt. Sie rückte Biathlon in eine Ecke mit dem Profi-Radsport."

"Brutal feige ist es, dass die Anzeige anonym erfolgt ist", meinte Michael Rösch, der mit der deutschen Männer-Staffel WM-Bronze in Östersund gewann. "Jeder ist enttäuscht und traurig, dass so etwas aus der Luft gegriffen wird. Es fällt schwer, sich auf den Sport zu konzentrieren", bemerkte Magdalena Neuner kurz nach ihrem Titelgewinn im Massenstart-Wettbewerb.

Greis musste lachen 

Als Greis am Abend vor dem Staffel-Rennen bei der WM von den neuen Verdächtigungen erfuhr, musste er zuerst lachen. "Dann habe ich mich hingelegt und normal geschlafen", berichtete er. Der Biathlon- Star aus Nesselwang stellte fest: "Ich bin aus dem Alter raus, um mich davon fertigmachen zu lassen. Blöd und traurig ist, dass ich mich rechtfertigen muss für eine Sache, an der nichts dran ist."

Seinem Staffel-Kollegen Alexander Wolf dagegen ging die Angelegenheit sehr nahe. "Das ist einfach eine Sauerei. Ich kann mich nicht richtig über die Bronze-Medaille freuen. Da bleibt immer etwas hängen", sagte der Oberhofer. Das sei so, als wenn man die Zeitung aufschlage und müsse lesen, man sei ein Kinderschänder.

Ullrich steht hinter der Mannschaft

Männer-Bundestrainer Frank Ullrich, der zusammen mit DSV-Sprecher Stefan Schwarzbach sein Team am Abend vor dem Staffelrennen über die Lage unterrichtet hatte, war außer sich vor Empörung. "Ich lege nicht nur eine Hand, sondern ich lege momentan beide Hände für diese Mannschaft ins Feuer", sagte der Erfolgs-Coach der deutschen Skijäger im "ZDF".

Als die Kameras aus waren, korrigierte sich Ullrich erschrocken. "Habe ich momentan gesagt? Ich lege ohne Einschränkung die Hände ins Feuer."