Andrea Henkel ist nun die Beste

SID
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© Getty

Östersund - Nun ist sie die Beste! Obwohl Andrea Henkel als erste Skijägerin der Welt WM-Titel in allen fünf olympischen Disziplinen gewonnen hat, ist sie noch immer nicht wunschlos glücklich.

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"Eine Einzelmedaille wollte ich, zwei Siege habe ich. Gekrönt werden kann das noch mit dem Staffelerfolg. Der ist am schönsten, weil da vier aus der Mannschaft beteiligt sind", sagte die 30 Jahre alte Sportsoldatin aus dem thüringischen Großbreitenbach, die mit ihrem vierten Saisonerfolg hintereinander auch die Führung im Weltcup weiter ausbaute.

Mit ihren ersten Siegen auf den Strecken in Östersund hat sich Andrea Henkel bei ihrer zehnten WM-Teilnahme mit nunmehr sieben Titeln (zweimal Olympiasiegerin, fünfmal Weltmeisterin) auch allein an die Spitze der Gold-Rangliste im aktuellen deutschen Team vor Kati Wilhelm (dreimal Olympia-Gold, zweimal Weltmeisterin) gesetzt.

"Nicht immer im Mittelpunkt" 

Obwohl die nur 1,58 Meter große Thüringerin nicht nur die routinierteste und die erfolgreichste in der Mannschaft ist, waren bisher in der breiten Öffentlichkeit andere bekannter, stand sie selbst noch nicht so sehr im Mittelpunkt.

"Das habe ich nicht mitbekommen. Ich war ja mit den anderen im Trainingslager in Solleftea", antwortete sie ausweichend auf die Frage, ob sie das ärgern würde.

"Ich muss aber nicht immer im Mittelpunkt stehen. Bei den Wettkämpfen möchte ich es aber schon", ergänzte die ehrgeizige und kampfstarke Skijägerin, die Ehrenbürgerin ihrer Heimatstadt ist, aber auch schon die Schattenseiten des Sports erleben musste.

Gedanken ans Aufhören kursierten

In den zwei Wintern nach dem Olympiasieg 2002 in Salt Lake City gelang ihr kaum etwas. PR-Termine kosteten zu viel Kraft, störten die notwendige Regeneration.

Gedanken ans Aufhören kursierten. Da kam die WM 2005 genau richtig. In Hochfilzen reiste sie als Ersatzfrau an, profitierte von der Erkrankung ihrer langjährigen Zimmer-Kollegin und besten Freundin Martina Glagow, kam kurzfristig zum Einsatz - und wurde Weltmeisterin. Seitdem gab es weniger öffentliche Henkel- Auftritte abseits der Loipe, dafür jährlich Medaillen.

Mit ihren Leistungen beim goldenen WM-Auftakt in Östersund war die introvertierte, mit einer gehörigen Portion trockenen Humors ausgestattete Thüringerin "total zufrieden. Besser hätte ich es nicht machen können - gut gelaufen, fehlerfrei geschossen, genau so wie ich es mir vorgenommen hatte", bewertete sie die Rennen.

Reserven noch da 

Reserven sah sie trotzdem noch. "Ich war richtig erschrocken, als ich im Sprint nach dem ersten Schießen bereits 15 Sekunden Rückstand hatte. Das ist mein altes Leid. Ich schaffe einfach keine richtig schnelle Auftaktrunde", meinte sie.

"Es hilft ja nichts, weitermachen", habe sie in der Situation gedacht - und sich für die Einstellung ein Extralob des Bundestrainers gesichert. Genau dieser Kampfgeist zeichne die Kurze aus, meinte Uwe Müssiggang.

"So hat sie schon unseren letzten internen Test gewonnen und mit der Einstellung trainiert. Dafür hat sie jetzt den verdienten Lohn kassiert", meinte der Goldschmied der deutschen Frauen, dem Henkels Erfolg die 60. internationale Medaille als Bundestrainer bescherte.