Dytrt vermasselt DEU-Bilanz trotz Goldpaar

SID

Zagreb - Ein Wutanfall von Sportdirektor Udo Dönsdorf in den Katakomben des Sportdoms von Zagreb drückte das ganze Dilemma des deutschen Eiskunstlaufs aus.

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"Das Abschneiden von Annette ist nicht nur ärgerlich, es macht mich richtig wütend", schimpfte der sonst so zurückhaltende Delegationsleiter nach dem zwölften Platz von Annette Dytrt und einer wieder einmal missglückten Kür.

"Sie hat ja nicht einmal gekämpft. Dabei hätte es ein guter Schlusspunkt unter eine ordentliche Europameisterschaft sein können."

Ängstliche Vorstellung 

Tatsächlich war die ängstliche Vorstellung der talentierten Oberstdorferin das Kontrastprogramm zur Südtirolerin Carolina Kostner, die mit ihrer Leichtigkeit und exzellenten Kantentechnik den Titel verteidigte.

Die Einstellung zum Leistungssport vor großem Publikum könnte unterschiedlicher kaum sein. "Ich liebe es zu Springen und neue Höchstschwierigkeiten zu lernen", sagte Kostner, die von Michael Huth behutsam zum Erfolg geführt wurde.

Die 20-jährige Abiturientin gewann mit 171,28 Punkten gegen Sarah Meier (169,44) aus der Schweiz und Laura Lepisto (Finnland/165,65). Der ehemalige DDR-Meister Huth, der zuvor mit dem Tschechen Tomas Verner Gold holte, wurde zum erfolgreichsten Coach der Titelkämpfe.

Eisiges Verhältnis zur DEU 

Mit der Deutschen Eislauf-Union (DEU) ist das Verhältnis aber seit Jahren eisig, man wirft ihm vor, junge deutsche Läufer vernachlässigt zu haben. "Wir haben ihn zehn Jahre unterstützt mit unseren Kadersportlern", sagte Dönsdorf.

"Unter diesen von uns geschaffenen professionellen Bedingungen hat er nun aus zwei Ausnahmesportlern das Beste herausgeholt", sagte der Sportchef, der nun überlegen will, wieder gemeinsame Wege mit Huth zu beschreiten.

Der Weg von Dytrt, die ebenfalls im Allgäuer Leistungszentrum unter den Augen von Karel Fajfr ihre Bahnen zieht, stagniert im Mittelmaß.

"Ich könnte Trainingsweltmeisterin werden, so gut klappt bei mir immer alles vor den Wettkämpfen", erkannte die 24-Jährige, die derzeit aber die einzige DEU-Topläuferin ist, weil die Mannheimerin Sarah Hecken und die Dortmunderin Isabel Drescher auch 2008 bei der EM in Helsinki noch zu jung sind.

Liebers und Brummer erfrischend 

Jung, aber kämpferisch gaben sich bei ihrer Premiere auf europäischem Parkett die erfrischenden Peter Liebers und Clemens Brummer auf den Rängen 13 und 14.

Genau wie Huth, der ein ganzes Team im Allgäu zusammengestellt hat, ist die Berliner Trainingsgruppe von Viola Striegler zu einer Keimzelle für Talente geworden.

Der 19 Jahre alte Vierfach-Springer Liebers begreift sich eher als Mannschaftssportler in einer Individualsportart und hat vor größeren Aufgaben wie den Welttitelkämpfen im März in Göteborg keine Bange.

Steuer sucht Anschluss 

"Diese Nervenstärke von Peter brauchen auch andere", erkannte Dönsdorf, der für die WM auf den großen Durchbruch der noch zu unbekannten Doppel-Europameister Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy hofft.

Problemcoach Ingo Steuer, der in Schweden den Titel mit seinem Chemnitzer Paar anstrebt, suchte derweil in der kroatischen Hauptstadt sogar die Gemeinschaft im deutschen Team, um von seinem Image als Enfant terrible wegzukommen.