Anja Blieninger kämpft um Comeback

SID

Ofterschwang - Die Bilder in ihrem Kopfkino werden wohl besonders intensiv sein, wenn Anja Blieninger auf der Videoleinwand im Ziel Maria Riesch & Co. die Piste beim Weltcup-Riesenslalom in Ofterschwang hinuntersausen sieht.

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"Da stecken viele Erinnerungen drin. Aber ich glaube nicht, dass ich völlig die Krise kriege. Inzwischen kann ich das etwas besser kontrollieren, hoffe ich", sagt die 26 Jahre alte Skirennfahrerin, die aufgrund zweier schwerer Verletzungen seit zwei Jahren kein Rennen mehr bestreiten konnte.

Erstmals in diesem Winter will die Oberbayerin aus Garmisch- Partenkirchen zu einem Wettkampf gehen. "Das ist schon ein Zwiespalt", gesteht Anja Blieninger. "Bei den ersten Rennen in Ofterschwang seit meinem Sturz dort, will ich gerne dabei sein. Aber es ist auch nicht einfach. Man denkt schon daran, was hier passiert ist. Dieser Unfall wird immer gegenwärtig sein."

"Ich wusste nicht mehr, wie es geht" 

Am 3. Februar 2006 war die Technik-Spezialistin des Deutschen Skiverbands (DSV) beim Einfahren für den Riesenslalom in Ofterschwang gestürzt, über eine Bodenwelle geschlittert und im unpräparierten Gelände gelandet. "Ab da weiß ich für Stunden fast nichts mehr. Da habe ich nur einzelne Bruchstücke wie die Erinnerung an den Rettungshubschrauber", erzählt die Sportsoldatin, die sich bei dem Crash ein Handgelenk und beinahe sogar das Genick brach.

Die Schäden an der Halswirbelsäule waren folgenschwerer als zunächst angenommen. "Im ersten Moment haben wir - ich, Trainer und Eltern - nicht wirklich kapiert, was da los ist", erzählt Anja Blieninger nachdenklich. "Mein Umfeld hat die ganze Situation dann schon schneller begriffen als ich, wobei viele Probleme auch erst nach Monaten auftraten."

Zwei Kreuzbandrisse (1998 und 2002) hatte sie schon überstanden, doch dieses Mal litt Anja Blieninger unter massiven motorischen Problemen, der geplante Olympia-Start in Turin war geplatzt. Nach mehr als vier Monaten Pause musste sie das Skifahren von Grund auf neu lernen: "Wie in einem Kinderkurs, mit Querfahrten bei Schritttempo. Ich wusste nicht mehr, wie es geht."

Gedanken ans Aufhören 

Geduldiges Individualtraining mit DSV-Damentrainer Mathias Berthold brachte die 18-fache Weltcup-Starterin (bestes Resultat: Slalom-12. im Januar 2006 in Maribor) ganz langsam in Form, im vergangenen Herbst war sie wieder fit - bis sie sich am 3. Oktober beim Training in Hintertux das linke Schienbein brach. Mit der komplizierten Spiralfraktur war auch diese Saison für Anja Blieninger beendet, bevor sie begonnen hatte.

"Gedanken ans Aufhören", hatte sie, doch die Vollblut-Athletin entschloss sich, einmal mehr für ihr Comeback zu kämpfen. Koordinations- und Beweglichkeitstraining macht sie schon wieder, auch leichten Muskelaufbau.

Ende Februar, vielleicht auch erst im März, will Anja Blieninger wieder mit leichtem Skifahren beginnen, "im April hoffentlich erstes Stangentraining". Einen festen Zeitplan erlaubt der kaum kalkulierbare Heilungsverlauf zwar nicht, doch eines steht für Anja Blieninger fest: "Ich will wieder Rennen fahren."