Rumbrettern und abrocken

Von Interview: Daniel Börlein
Neuner, Magdalena, Biathlon
© Getty

München - Sie ist gerade mal 20, aber schon der Star des deutschen Wintersports.

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Magdalena Neuner ist dreifache Weltmeisterin, aber kein Stück abgehoben. Sie ist bei den Medien gefragt, wie kaum eine andere - und das nicht nur, weil sie ein Hingucker ist.

Vor der anstehenden Saison sprach SPOX.com mit der jungen Biathletin über Harfe, Punkrock, Motorräder, schöne Fotos - ach ja, und über Sport.

SPOX: Sie lieben Dinge, die auf den ersten Blick eigentlich nicht zusammen passen.

Magdalena Neuner: Wirklich?

SPOX: Nun ja, in Ihrer Freizeit spielen Sie Harfe, fahren aber auch Enduro.

Neuner: Stimmt, das passt eigentlich nicht zusammen. Aber die Harfe bevorzuge ich da, ganz klar. Ich habe mir jetzt eine ganz neue machen lassen. Für mich ist das ein Ausgleich. Wenn ich Musik mache, dann kann ich einfach abschalten. Da finde ich meine innere Ruhe. Musik tut der Seele gut.

SPOX: Und was hat es mit der Enduro auf sich?

Neuner: Am Anfang dachte ich mir: Einfach mal wild sein, mal ausbrechen. Da war ich erst 18 und bin über die Wiesen gebrettert. Jetzt hab ich eine gemütliche Maschine und fahr eher ruhig herum.

SPOX: Das Nächste, das eigentlich nicht zusammen passt, ist ihr Musikgeschmack. Sie hören Volksmusik, mögen aber auch Punkrock.

Neuner: Richtig, und ich will mich da auch gar nicht für eines von beiden entscheiden.

SPOX: Da würden Sie wohl auch innerhalb der Familie Probleme bekommen?

Neuner: Stimmt. Mein Bruder macht Volksmusik mit den 3-einigen-Musikanten und mein Cousin spielt bei den Beeswax, einer Punkrock-Band. Aber ich bin da total vielseitig. Es kann sein, dass ich zu Hause mit meiner Harfe Volksmusik spiele und mir im nächsten Moment Punkrock reinhaue. Es kommt auf die Situation an. Bei einem Punkrock-Konzert der Beeswax geht man halt einfach voll ab und bei den 3-einigen Musikanten ist es toll, wenn die auf einem Fest spielen.

SPOX: Sie sind in einer Großfamilie groß geworden. Haben da auch Ihre Großeltern die Erziehung mit übernommen?

Neuner: Ich bin schon von meinen Eltern groß gezogen worden. Aber wir haben immer sehr viel Kontakt zu meinen Großeltern gehabt.

SPOX: Was war Ihren Eltern in der Erziehung wichtig?

Neuner: Bei uns ist der Glaube sehr wichtig. Religion gehört bei uns in der Gegend einfach dazu. Auch Ehrlichkeit ist ganz wichtig. Natürlichkeit. Auch Tradition, und dass man sie lebt. Nicht dass man sagt: "Ich komme aus Bayern, habe aber gar keine Ahnung, was da so los ist." Ich war beispielweise in einem Trachtenverein. So etwas gehört bei uns eben dazu.

SPOX: Ricco Groß sagte zu SPOX.com, im Biathlon-Zirkus gehe es sehr familiär zu. Fühlen Sie sich deshalb vielleicht auch so wohl?

Neuner: Wahrscheinlich. Innerhalb der deutschen Mannschaft verstehen wir uns alle wirklich sehr gut. Man freut sich immer wieder auf die Wettkämpfe und Lehrgänge, weil man da alle wiedersieht. Weil man einfach befreundet ist, weil man sich gerne austauscht. Das ist einfach so ein Hühnerhaufen.

SPOX: In dem Sie das Küken sind.

Neuner: Eigentlich schon. Aber ich bin gar nicht so behandelt worden. Am Anfang hab ich mir schon gedacht, wenn du jetzt da in die Mannschaft kommst und die anderen sind alle acht bis zehn Jahre älter als du, dann muss ich mich wahrscheinlich schon erst mal unterordnen. Aber ich war sofort dabei, bin sehr gut aufgenommen worden. Ich war gleich eine von ihnen. Da gibt's keine Unterschiede. Da wird sich über die gleichen Themen unterhalten. Ich bin mittlerweile mit allen super gut befreundet.

SPOX: Gibt's auch eine beste Freundin?

Neuner: Ich bin mit Kathrin Hitzer auf dem Zimmer. Wir kennen uns schon relativ lange, haben schon viel miteinander erlebt und durchgestanden. Deshalb ist das schon noch mal eine besondere Beziehung. Mit Martina Glagow bin ich mittlerweile auch super befreundet. Da ist es schon so, dass man sich auch in der Freizeit trifft.

SPOX: Im letzten Jahr sind Sie förmlich von null auf 100 durchgestartet. Wer passt denn auf, dass Sie nicht abheben?

Neuner: Ich glaube, dass das mein ganzes Umfeld ist. Meine Familie und mein Management. Auch meine Freunde. Die sind fast alle Nicht-Sportler. Da ich noch immer viel mit denen zusammen bin, kommt man immer wieder ins "normale" Leben zurück und hat andere Gesprächsthemen. Ich glaube, es ist auch ganz wichtig, dass man nicht immer nur den Sport im Kopf hat, sondern dass man auch immer wieder andere Sachen sieht und hört. Wenn man dann erfährt, was andere für Probleme haben, dann bleibt man auch leichter auf dem Boden. Und Sport ist ja nicht das Wichtigste im Leben.

SPOX: Neben Ihren sportlichen Leistungen ziehen Sie auch durch Ihr Äußeres die Blicke auf sich. Gefällt es Ihnen im Mittelpunkt zu stehen?

Neuner: Ich bin eigentlich nicht der Typ, der gerne im Mittelpunkt steht. Ich habe nichts dagegen, wenn andere fotografiert werden. Auf der anderen Seite ist es schon toll, wenn man schöne Fotos von sich hat. Ich brauche das aber nicht für mein Ego.

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