"Wäre fast nach Vegas geflogen"

Von Interview: Sebastian Hahn
Ferdinand Tille wurde zum besten Libero der WM 2010 gewählt
© getty
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SPOX: Nach Ihrer Zeit in Mühldorf, Lohhof und Haching wechselten Sie 2011 erstmals ins Ausland nach Sete. Wieso zieht es immer mehr deutsche Spieler weg?

Tille: Ich wollte einfach mal etwas Neues sehen und ein anderes Land kennenlernen.

SPOX: Das klingt sehr nach einem Fußballer.

Tille: Okay, stimmt (lacht). Natürlich ist so ein Wechsel meist auch finanziell attraktiver, aber das war bei mir nicht der ausschlaggebende Punkt. Ich will auch betonen, dass ich nichts gegen die deutsche Liga habe. Aber ein bisschen Abwechslung tut jedem gut.

SPOX: Welche Vorteile bringt das Ausland mit sich?

Tille: Man muss aus deutscher Sicht leider sagen, dass in Frankreich, Italien, Polen oder Russland die Ligen deutlich besser besetzt sind. Friedrichshafen und Berlin könnten dort vielleicht mithalten, danach wird es aber dünn. Im Ausland ist man dagegen meist an jedem Wochenende richtig gefordert.

SPOX: Im kommenden Jahr führt Sie Ihr Weg zu Skra Belchatow nach Polen. Welche Erwartungen haben Sie?

Tille: Das wird eine andere Welt sein. Jede Woche laufen alleine drei Spiele live im Fernsehen, dazu kommen noch die größeren Hallen mit mehr Fans. Ich habe schon mit den anderen Polen-Legionären im Nationalteam gesprochen, die mir ein paar Geschichten erzählt haben. Man wird dort offenbar ständig auf der Straße erkannt und muss manchmal nicht mal etwas bezahlen, wenn man Essen gehen. Das ist unvorstellbar. So etwas passiert in Deutschland wenn überhaupt nur den Beachvolleyballern.

SPOX: Nicht erst seit Olympia-Gold von Julius Brink und Jonas Reckermann gibt es einen kleinen Beachvolleyball-Hype. Haben Sie mal überlegt, in den Sand zu wechseln?

Tille: Als Jugendlicher wollte ich tatsächlich Beachvolleyball-Profi werden, aber das ist Vergangenheit. Mich würde es zwar immer noch reizen, aber das Niveau in der Weltspitze ist unglaublich hoch, da würde ich wohl kein Land sehen. Außerdem haben wir einen entscheidenden Vorteil.

SPOX: Welchen?

Tille: Die Hallenspieler bekommen feste Gehälter und können dadurch besser planen. Als Beachvolleyballer finanziert man sich das Leben mit Preisgeldern, das macht die ganze Sache ein wenig unvorhersehbar.

SPOX: Apropos Geld: Sie geben auf der Seite des DVV Pokern und Schlafen als Hobbys an. Wie groß ist Ihre Poker-Leidenschaft?

Tille: Ich habe früher davon geträumt, bei der World Series of Poker teilzunehmen. Ich wäre sogar einmal fast nach Las Vegas geflogen. Momentan pokere ich wegen meines Studiums aber nicht mehr so viel. Aber wer weiß, irgendwann klappt es vielleicht doch noch.

Seite 1: Tille über Haching und die Medaillenchancen

Seite 2: Tille über Volleyball im Ausland und Las Vegas

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