UFC

Findet Jon Jones zu alter Form zurück?

Von Oliver Copp
Bei UFC 172 tritt Glover Teixeira auf Jon Jones
© ufc

Am Samstag kehrt Halbschwergewichtsmeister Jon Jones zum ersten Mal seit seinem knappen Punktsieg gegen Alexander Gustafsson im September 2013 ins Octagon zurück. Sein Herausforderer: der gefährliche Striker Glover Teixeira.

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Jon Jones ist einer der talentiertesten Sportler dieser Generation. Er ist gewöhnt an schnelle, deutliche Siege und Gegner, die am liebsten ganz woanders sein würden, wenn sie ihn sehen. Den 21. September 2013 wird er nie vergessen, denn an jenem Tag veränderte sich alles.

Der Schwede Alexander Gustafsson, Jones' Herausforderer bei UFC 165 im kanadischen Toronto, war ein sehr guter Kämpfer. Doch in seinen letzten beiden Fights war er gegen Thiago Silva und Mauricio "Shogun" Rua weitgehend glanzlos geblieben. Zwar gewann er nach Punkten, aber selbst eingefleischte Fans des Schweden sahen ihn nach den dort abgelieferten Leistungen gegen Jones mit fliegenden Fahnen untergehen.

Jones war von den Buchmachern mit irgendwo zwischen 8:1 und 10:1 favorisiert worden. Auch Analysten schlugen eher Töne an, als würde ein Lamm zur Schlachtbank geführt. Nur dem Schweden selbst hatte scheinbar niemand mitgeteilt, wie stark seine Außenseiterrolle sei, denn Gustafsson triumphierte auf, wie es niemandem vor ihm gegen Jones gelungen war.

Geschockter Weltmeister

Ab der dritten Runde des Kampfes sah man in den Augen des Weltmeisters etwas, das man so bei ihm noch nie gesehen hatte: Verunsicherung... Besorgnis... vielleicht sogar Angst. Während die Punktrichter Jones am Ende mit 49-46, 48-47 und 48-47 vorn sahen, drängte sich beim Zusehen eher der Eindruck auf, Gustafsson habe den Sieg verdient. Die erste Runde gehörte ihm. In der zweiten und dritten Runde hinterließ er einen besseren Eindruck. Runden vier und fünf waren dann auch knapp - aber eher für Jones zu werten.

Viele Offizielle, Experten, Medienvertreter und Fans befeuerten in den folgenden Tagen das Internet mit Protesten und den Rufen nach einem sofortigen Rückkampf. Der Weltmeister ging darauf nicht weiter ein, aber er informierte die UFC, dass er nun erst einmal eine Pause brauche.

Während offiziell von Verletzungen gesprochen wurde, suchte Jones tatsächlich die Dienste eines Sportpsychologen auf. Er war völlig fassungslos, wie sehr ihm Gustafsson den Schneid abkaufen konnte. Überhaupt fühlte er sich beim Gedanken daran, selbst Treffer einstecken zu müssen, sehr unwohl. Seine Welt stand buchstäblich Kopf.

Nicht der interessanteste Herausforderer

Vier Monate später hat Jones wieder zu altbekannter Selbstsicherheit zurückgefunden und schwingt dieselben Sprüche gegen Glover Teixeira, die er seinerzeit gegen Alexander Gustafsson gebracht hatte: "Er ist ein guter Kämpfer, verdient aber keinen Titelkampf", "Ich bin ihm in allen Bereichen überlegen", bis hin zu "Das wird ein Spaziergang für mich".

Bei Lichte besehen gibt es im Halbschwergewicht tatsächlich Herausforderer, die als Gegner interessanter wären als Glover: Gustafsson beispielsweise, Daniel Cormier, Phil Davis und Dan Henderson, um einige Namen zu nennen. Gleichzeitig war zum Zeitpunkt der Entscheidung für Glover Teixeira Daniel Cormier gerade erst im Halbschwergewicht angekommen, Henderson mitten in einer Niederlagenserie, Gustafsson aus persönlichen Gründen nicht in der Lage, den Titelkampf zu bekommen, und Phil Davis noch nicht qualifiziert.

Der Brasilianer Teixeira hält zwanzig Siege in Folge, darunter fünf in der UFC und achtzehn vorzeitig. Er ist auf den Beinen brandgefährlich und trainiert mit John Hackleman und Chuck Liddell - eine bessere Auszeichnung für strikingbetonte Kämpfer gibt es wohl nicht.

Wie stabil ist Jones?

Was geschieht, wenn er gleich zu Beginn Vollgas gibt und dem Weltmeister einige Bomben einschenkt? Hat Jones sich mental tatsächlich wieder so erholt, wie er es vorgibt? Oder könnte Teixeiras aggressiver Eröffnungsstil in die gleiche Kerbe schlagen wie Gustafsson und so Jones dieselben Fehler abverlangen? Ist Teixeiras Takedownverteidigung gut genug, um Jones auf den Beinen zu halten, wo der Herausforderer auf dem Papier die besseren Karten hat?

Fragen wie diese sind es, die den Titelkampf so interessant machen. Es geht weniger darum, ob Glover Teixeira das beste Halbschwergewicht der UFC ist, und mehr darum, inwieweit er Kapital aus Jones' vermeintlich angeknackster Psyche schlagen kann. Ein Sieg von ihm wäre trotz allem eine Sensation.

Phil Davis, der sich im Vorfeld bei einigen Pressekonferenzen mit Jones in die Wolle bekommen hatte, hat die Chance, sich mit einem Sieg gegen UFC-Rückkehrer Anthony "Rumble" Johnson selbst für einen Titelkampf zu qualifizieren. Johnson trat früher im Weltergewicht an, hatte aber immer wieder Schwierigkeiten beim Gewichtmachen und wurde dann von der UFC entlassen, nachdem er selbst im Mittelgewicht das Ziel um zunächst 12 Pfund, dann später sogar um 19 Pfund verpasste. Er bekommt nun nach zwei Jahren UFC-Pause eine zweite Chance.

Außerdem bei UFC 172:

  • Tim Boetsch und Luke Rockhold versprechen eine Schlacht auf den Beinen, bei der sie, so Boetsch, "danach vermutlich beide ins Krankenhaus müssen". Nach zwei Niederlagen in Folge und einem unverdienten Punktsieg gegen C.B. Dollaway braucht der "Barbarian" dringend eine beeindruckende Vorstellung, um seinen Verbleib in der UFC zu sichern.
  • Jim Miller steht nach sechs Jahren in der UFC an dem Punkt, an dem er noch einmal durchstarten muss, um jemals wieder in Reichweite eines Titelkampfes zu kommen. Mit zwölf UFC-Siegen und nur drei Niederlagen hat er das Zeug dazu und mit Yancy Medeiros einen gefährlichen aber schlagbaren Gegner.
  • Die bislang unbesiegte Ultimate Fighter-Kandidatin Jessamyn Duke gibt gegen die ungeschlagene Bethe Correia ihr reguläres UFC-Debüt. Weltmeisterin Ronda Rousey hält große Stücke auf Duke, und wenn es ihr gelingt, ihre Körpergröße von 1,80 Metern zu ihrem Vorteil zu nutzen, wird sie ihren Weg in der Damendivision der UFC gehen.

UFC 172: Jones vs. Teixeira wird in der Nacht von Samstag auf Sonntag ab 4 Uhr auf UFC.tv übertragen. Die Vorkämpfe starten um 00:30 Uhr auf exklusiv bei UFC Fight Pass auf UFC.tv.

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