UFC

Schwedens bester Kämpfer will in die Weltspitze

Von Oliver Copp
Treffen in Stockholm aufeinander: Alexander Gustafsson und Thiago Silva
© ufc

Alexander Gustafsson hat in der UFC bislang einen Pfad der Zerstörung hinterlassen. Hinter vorgehaltener Hand sieht man ihn bereits als potentiellen Herausforderer - doch dazu muss er in Stockholm zunächst an Thiago Silva vorbei. Außerdem gibt der deutsche UFC-Star Dennis Siver sein Debüt im Federgewicht.

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Am Samstag wird die Ultimate Fighting Championship zum ersten Mal in Schweden veranstaltet. Im Rahmen von UFC Live: Gustafsson vs. Silva wird sich unter anderem entscheiden, ob der schwedische UFC-Kämpfer Alexander "The Mauler" Gustafsson demnächst in die Riege derer aufsteigen wird, die um einen Titelkampf gehandelt werden.

Darüber hinaus trifft der Wahl-Mannheimer Dennis Siver in seinem ersten Karrierekampf im Federgewicht bis 66kg auf den Top 5-Kämpfer Diego Nunes aus Brasilien.

Ehrlich gesagt war ich von der Nachricht von Dennis Sivers Wechsel in die nächstniedrigere Gewichtsklasse zunächst nicht überzeugt. Zu sehr waren die Bilder noch präsent, wie Siver vor dem Wiegen in Australien und in Las Vegas zuletzt aussah: dehydriert, erschöpft... einfach fertig.

Nunes ein ausgezeichneter Striker

Die Vorstellung, dass er noch einmal zehn Pfund niedriger antreten würde, war im ersten Moment schwierig. Mit etwas Abstand betrachtet erschien die Entscheidung aber dann logisch: Dennis' Status ist für das Leichtgewicht zu kompakt, die Arme zu kurz, und bei aller Zähigkeit ist er einfach nicht massig genug, um mit Kämpfern wie Gray Maynard, Donald Cerrone und Nate Diaz mitzuhalten.

Im Federgewicht erwartet Dennis die ungewohnte Situation, dass er größer sein wird als die meisten seiner Gegner. Siver, dem im Leichtgewicht oft nachgesagt wurde, er kämpfe steif und stehe zu statisch, könnten die vier Kilo weniger auch im Hinblick auf seine Explosivität helfen.

Gleichzeitig ist sein Gegner am Samstag, Diego Nunes, einer der schnelleren Kämpfer des Federgewichts und ein ausgezeichneter Striker.

Siver-Vorteile auf den Beinen

Obwohl sein Name in Fankreisen nicht so bekannt ist, gehört er qualitativ zu den besten Kämpfern seiner Klasse und stand bereits in einem Ausscheidungskampf um eine Titelchance gegen Weltmeister Jose Aldo. Mangelnde Bekanntheit sollte man nicht mit mangelnder Qualität gleichsetzen.

Diesen Fehler macht Siver allem Anschein nach nicht. Überrascht hat mich beim Lesen des aktuellen Blogs von Dennis Siver hier bei SPOX allerdings, dass er sagte, Nunes sei am Boden nicht so gut. Ausgehend von dem, was ich bislang an Videomaterial gesehen habe, hätte ich Nunes am Boden etwas vielseitiger eingeschätzt als Siver.

Auf den Beinen sehe ich den Vorteil allerdings deutlich beim Deutschen. Nunes ist zwar ein schneller, explosiver Striker, ihm fehlt aber die Knockoutpower, die man braucht, um nicht nur für die Punktrichter zu kämpfen, sondern auch Fights vorzeitig zu beenden.

Siver mit dem Knockout?

Mein Hauptkritikpunkt an Nunes ist, dass er in seinen Kämpfen gern gut startet, dann irgendwann den Schalter umlegt und zwar immer noch genug, um nach Punkten zu gewinnen, dabei aber kaum positiv im Gedächtnis bleibt. An dieser Stelle hält Siver die Trümpfe in der Hand.

Unterm Strich wird es kein einfacher Kampf für den Deutschen. Endet der Kampf durch Knockout, wird es Siver sein, dessen Arm am Ende nach oben geht. Endet er durch Aufgabe, glaube ich eher an einen Sieg von Nunes.

Bei vollen drei Runden entscheidet die Tagesform und die Frage, ob die Punktrichter in Schweden eine geringere Zahl von Wirkungstreffern höher werten oder eine Vielzahl kleinerer Treffer.

Entscheidung in Runde eins

Über diese Fragestellung braucht man sich im Hauptkampf vermutlich keine Gedanken machen. Auf der offiziellen Pressekonferenz am Donnerstag gaben sowohl Alexander Gustafsson als auch Thiago Silva zum Besten, dass der Kampf vor dem Ende der ersten Runde entschieden sein wird.

Für Silva ist es der erste Fight nach einer einjährigen Dopingsperre, für Gustafsson die Chance, seine Siegesserie auf fünf Kämpfe in Folge und den Kampfrekord auf 14-1 zu heben. Will Thiago Silva das Octagon als Sieger verlassen, wird er Gustafsson früh überrennen müssen.

Ansonsten vereint der Schwede alle Vorteile auf seiner Seite. Man will fast sagen, dass er in einer völlig anderen Liga spielt als Silva: Im Schnitt braucht er nur drei Minuten, um seine Gegner entweder auszuknocken oder zur Aufgabe zu zwingen.

Gustafsson: "Brauche noch ein, zwei Jahre"

Seine einzige Niederlage musste er bis dato gegen den Spitzenringer Phil Davis einstecken, und Gustafsson schwört, dass er heute ein völlig anderer Kämpfer ist. Im Zusammenhang mit der ersten Niederlage einer Karriere hört man oft, dass junge Kämpfer erst dadurch so richtig zu wachsen beginnen.

Vier beeindruckende Siege in Folge nach der Niederlage zahlen auf diese alte Weisheit ein, doch was den Titel angeht, stapelt Gustafsson tief. "Natürlich würde ich gern eines Tages gegen Jon Jones kämpfen, aber mein Trainer sagt, ich solle nichts überstürzen. Wahrscheinlich brauche ich noch ein, zwei Jahre, bis ich für eine solche Chance bereit bin", so der Schwede im Interview mit SPOX.

Auch Thiago Silva sieht den Hauptkampf von UFC Live als große Chance, gleich wieder ins Titelrennen einzusteigen. Es ist kein Geheimnis, dass sich viele Offizielle viel von Gustafsson erwarten. Gelingt es Silva, ihn beeindruckend zu besiegen, kann er damit vielleicht sogar die Scharte auswetzen, die seine Dopingsperre im Gedächtnis von Offiziellen wie Fans hinterlassen hat.

Weitere Highlights von UFC Live: Gustafsson vs Silva:

- Brian Stann will an vergangene Erfolge anknüpfen und die böse Niederlage gegen Chael Sonnen vergessen machen. Sein Gegner, der gebürtige Römer Alessio Sakara, hat natürlich völlig andere Pläne und will Stockholm als Sprungbrett nutzen, um die UFC nach Italien zu bringen.

- Siyar Bahadurzada aus Afghanistan trifft in seinem UFC-Debüt auf Paulo Thiago, der in Stockholm von einem halben Dutzend seiner Kollegen der brasilianischen Anti-Terror-Einheit BOPE unterstützt werden wird.

- Papy Abedi aus Schweden will seine zweite Chance nutzen, um gegen James Head die Scharte auszuwetzen, die seine Niederlage im UFC-Debüt gegen Thiago Alves hinterließ.

- Für Brad Pickett aus England und Damacio Page wird es in Stockholm um alles gehen, denn der Verlierer ihres Kampfes wird wohl aus der UFC entlassen werden. Da beide sehr talentierte und unterhaltsame Kämpfer sind, wäre ein Unentschieden wohl der beste Ausgang für alle Beteiligten mit Ausnahme der Fans.

UFC Live: Gustafsson vs. Silva wird am Samstag ab 21 Uhr live und kostenlos auf SPOX.com und UFC.tv übertragen. Die Vorkämpfe starten um 20 Uhr auf facebook.com/UFC.

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