UFC

Klare Sieger und Überraschungen

Von Oliver Copp
Quinton Jackson (l.) setzte sich bei UFC 130 nach Punkten gegen Mark Hamill durch
© ufc

UFC 130 aus Las Vegas ist Geschichte und hat einen zwiespältigen Eindruck hinterlassen. Beide Hauptkämpfe endeten klar, aber trotzdem unbefriedigend. Es gab eine Menge Überraschungssiege und den besten Brian Stann, den man bislang gesehen hat.

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Im Main Event der Veranstaltung aus der MGM-Grand-Garden-Arena in Las Vegas traf der frühere Weltmeister im Halbschwergewicht, Quinton Rampage Jackson, auf einen Veteranen der dritten Staffel der UFC-Realityshow "The Ultimate Fighter", Matt The Hammer Hamill.

Die erste Runde spielte sich vollständig auf den Beinen ab. Matt Hamill taktierte hauptsächlich, indem er seinen Gegner mit hoch gezogenen Kicks zum Kopf und mit Legkicks auf Distanz hielt. Jackson versuchte hingegen, die Distanz zu überbrücken und Hamill Schwinger ans Kinn zu setzen. Beide Kämpfer wurden in der Runde getroffen, aber keiner von ihnen wurde angeklingelt.

Schaler Beigeschmack bleibt

Wie bereits in der ersten Runde, wehrte Rampage auch in Runde zwei die Takedownversuche von Hamill gekonnt und ohne Schwierigkeiten ab. Als sich Hamill an einem Ankle Pick versuchte, bei dem man sich in weiter Entfernung zum Gegner fallen lässt und versucht, seinen Knöchel zu greifen, musste er sogar einen Kniestoß im Aufstehen einstecken, der ihm hätte gefährlich werden können. Mit vierzig Sekunden verbleibender Kampfzeit in der Runde drehte Jackson auf und traf seinen Gegner hart mit Schlägen und Kniestößen, konnte ihn jedoch auch nicht ernsthaft in Bedrängnis bringen.

In der dritten und letzten Runde wirkte Jackson insgesamt fitter und präsenter. Seine Schläge saßen besser, seine Beinarbeit war ausgezeichnet und er bestimmte zu jeder Zeit das Tempo. Gleichzeitig muss man Hamill Respekt dafür zollen, dass er keine Scheu davor hatte, mit Jackson in den Schlagabtausch zu gehen. Die Punktrichter werteten am Ende einstimmig mit 30-27 für Quinton Jackson - das einzig denkbare Ergebnis.

Ein schaler Beigeschmack blieb trotz allem, da der Kampf weit hinter seinem Potential zurückblieb. Insbesondere warf der Kampfverlauf die Frage auf, wie sinnvoll ein Aufeinandertreffen zwischen Jackson und dem amtierenden Weltmeister im Halbschwergewicht, Jon Jones, wäre. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass wir Stand heute mit größerer Wahrscheinlichkeit Lyoto Machida an der Stelle sehen werden.

Story kassiert Buhrufe

Der Kampf der Supergrappler zwischen Roy Nelson und Frank Mir was alles andere als eine Augenweide und unter dem Strich eher peinlich. Spitzensportler dieser Kategorie sollten nicht nach fünf Minuten kurz vor dem Umfallen mangels Sauerstoff stehen.

Dieser Kritikpunkt geht sicherlich mehr an Roy Nelson als an Frank Mir, aber beide machten von der Kondition her keine glückliche Figur. Die Punktrichter werteten 30-27, 30-27 und 30-26 für den Sieger Frank Mir. Absolutes Highlight des Kampfes: ein schöner Hüftwurf von Frank Mir gegen Ende der ersten Runde.

Der 2,10 Meter große Wolkenkratzer der UFC, Stefan Struve aus den Niederlanden, ging gegen den Amerikaner Travis Browne in der ersten Runde spektakulär k.o. Nach 4:11 Minuten der ersten Runde lief Struve in einen Superman Punch, und die Lichter gingen sofort aus.

Rick Story holte sich einen Zermürbungssieg gegen den früheren Weltmeisterschaftsanwärter Thiago Alves. Nach drei hart umkämpften Runden werteten die Punktrichter 29-28 für ihn, was viele Zuschauer in der Halle mit lauten Buhrufen quittierten.

Tatsächlich konnte man den Fight aber kaum anders werten. Zugleich beeindruckend und überraschend war die Tatsache, dass sich Story in die Höhle des Löwen begab und wieder und wieder den Schlagabtausch mit dem Brasilianer suchte.

Stann vom Start weg dominant

Brian Stann schlug den früheren Sengoku-Weltmeister Jorge Santiago nach 4:29 Minuten der zweiten Runde technisch k.o. Der frühere Soldat Stann ließ von der ersten Minute an keinen Zweifel daran, dass er den Sieg nach Hause holen wollte und dominierte mit harten Legkicks und präzise sitzenden Schlägen. Bereits in der ersten Runde gelang ihm ein Knockdown, und während Santiago diese brenzlige Situation noch überstand, bedeutete der nächste Knockdown in der zweiten Runde das endgültige Kampfende.

Im Überraschungssieg des Abends setzte sich Demetrious Mighty Mouse Johnson einstimmig nach Punkten (29-28) gegen den früheren WEC-Weltmeister Miguel Torres durch. Die erste Runde war von Grappling wie aus dem Bilderbuch geprägt. Johnson gelang ein Takedown, Torres gelangte durch einen Sweep in die Oberlage, konnte daraus jedoch kein Kapital schlagen und wurde gegen Ende der Runde selbst wieder auf den Rücken gedreht.

Dazu kamen etliche technisch ausgezeigte Aufgabegriffe, die von beiden Kämpfen perfekt gekontert wurden. Die zweite Runde stand der ersten in nichts nach. Die dritte Runde und damit den Sieg sicherte sich Johnson kurz vor dem Ende mit einer gelungenen Schlagsalve und einem Takedown.

Eindrucksvolles Boetsch-Debüt

Tim Boetschs Debüt im Mittelgewicht glückte gegen Kendall Grove eindrucksvoll. Der Ringer kontrollierte alle drei Runden nach Belieben und ließ Grove keinen Raum, um seine Knie ins Ziel zu bringen. Boetsch gewann verdient auf allen drei Punktrichterzetteln mit 30-27 Punkten. Wenn er noch an seinem Striking arbeitet, hat er eine interessante Zukunft im Mittelgewicht vor sich.

In einem rein brasilianischen Duell setzte sich Gleison Tibau nach 3:28 Minuten der zweiten Runde mit einem Rear-Naked Choke durch. Tibau mavövrierte sich nach einem Knockdown zuerst in die Full Mount, eroberte dann die Back Mount mit eingehakten Beinen und beendete den Kampf dort per Würgegriff.

Der jüngste Kämpfer der UFC, Michael McDonald, gewann nach Punkten (29-28, 29-28, 27-30) gegen Chris Cariaso. Beide versuchten viel, konnten sich aber nur wenige echte Gelegenheiten herausarbeiten. Solider, wenngleich wenig spannender Sieg für McDonald. Wie Tony Weeks alle drei Runden an Cariaso geben konnte, ist mir allerdings schleierhaft.

Im Eröffnungskampf setzte sich Renan Barao nach Punkten (30-27, 30-27, 29-28) gegen den früheren WEC-Weltmeister Cole Escovedo durch. Barao ließ früh keinen Zweifel daran, dass er den Sieg will und attackierte mit Schlägen, ausgefallenen Kicks und Slams.

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