DTTB-Asse ohne WM-Medaille

SID
Timo Boll scheiterte genau wie Patrick Franziska im WM-Viertelfinale
© getty

Timo Boll kämpfte, haderte, brillierte, machte den Becker-Hecht - alles vergeblich: Trotz lautstarker "Timo, Timo"-Rufe auch vieler einheimischer Fans hat der Düsseldorfer Rekordeuropameister bei der Tischtennis-WM im chinesischen Suzhou im Viertelfinale die womöglich schon letzte Chance auf seine zweite Einzel-Medaille bei einer WM verspielt.

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Beim 2:4 gegen den drei Positionen höher notierten Welranglistenvierten Fan Zhendong war die "chinesische Mauer" für den 34-Jährigen im Spiel um einen Podesplatz wieder einmal zu hoch.

Das Aus für Boll trotz einer imponierenden Vorstellung gegen Chinas 16 Jahre jüngeres "Wunderkind" ließ die einzig verbliebene Hoffnung des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) auf eine Medaille im "Venedig des Ostens" platzen. Schon vor dem WM-Dritten von 2011 und letzten Europäer war auch Überraschungs-Viertelfinalist Patrick Franziska (Düsseldorf) im ersten deutsch-chinesischen Duell des vorletzten WM-Tages durch ein 1:4 gegen Ex-Juniorenweltmeister Fang Bo wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt worden.

Boll verlässt Suzhou zwar entgegen seiner vorherigen Hoffnungen mit leeren Händen, aber erhobenen Hauptes: "So ein Spiel haben mir sicher viele nicht mehr zugetraut", sagte der Linkshänder nach der gut 75-minütigen "Hitzeschlacht" (Boll) im von 5500 Zuschauern aufgeheizten Suzhou Expo Centre: "Es war ein großartiges Spiel, das Riesenspaß gemacht hat. Ich habe sogar die chinesischen Zuschauer auf meine Seite gezogen. Das macht mich stolz. Ich habe bewiesen, dass ich immer noch dazugehöre. Es hätte mich nicht zufrieden gestellt, wenn ich nur rumgegurkt hätte."

Boll trotzdem stark

In seinem dritten WM-Viertelfinale nacheinander verkaufte Boll sich nach manchen Problemen im WM-Verlauf in der Tat tatsächlich überaus teuer, verlangte dem früheren German-Open-Sieger Fan in mehreren spektakulären Rallyes alles ab und hätte die ersten beiden Sätze nicht wirklich verlieren müssen. "Die Sätze, die man gegen die Chinesen nicht gewinnt, brechen einem am Ende das Genick", sagte Boll.

Spätestens nach der letztlich vorentscheidenden 2:0-Führung fand Fan auf Bolls vielseitigen Schlagvariationen auch zumeist noch bessere Antworten. "Da habe ich manchmal staunen müssen. Fan Zhendong ist ein saustarker Spieler", sagte Chinas ehemaliger "Staatsfeind Nummer eins" über seinen Bezwinger.

China spielte durch Fans Erfolg wieder einmal Schicksal für den erfolgreichsten deutschen WM-Spieler (fünfmal Silber und zweimal Bronze): Schon zum 16. Mal bei Olympia- oder WM-Turnieren scheiterte Boll auf dem Weg zu großen Titeln oder wenigstens einer Medaille an Chinesen.

Auch Doppel gescheitert

Auch im Traumdoppel mit dem einheimischen Weltranglistenersten Ma Long, mit dem der deutsche Rekordmeister am Samstag in Suzhou gerne zum Weltmeister gekrönt worden wäre, hatte vier Tage zuvor ein Weltklasse-Duo aus dem Reich der Mitte alle Titelträume des Linkshänders platzen lassen. Boll: "Es war wieder ein neuer Anlauf, traurig nur, dass es nicht geklappt hat."

Seine ersten Negativerfahrungen mit Chinas Serien-Champions machte Franziska gegen Fang. "Das Niveau der Chinesen ist noch mal höher als das der Nicht-Chinesen", beschrieb der 22 Jahre alte Team-Vizeweltmeister seine Eindrücke: "Am Anfang ging mir alles zu schnell. Die Chinesen zeigen einem klar auf, wo man kleine Defizite hat. Aber jetzt weiß ich wenigstens, woran ich arbeiten muss."

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