Boll: Tischtennis "fehlt eine Fankultur"

SID
Im Aufbau professioneller Strukturen sieht Boll den Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft
© getty

Im deutschen Tischtennis fehlen nach Meinung von Rekord-Europameister Timo Boll (Düsseldorf) professionelle Vereinstrukturen, Identifikation mit Spielern und regelmäßige Medienbegleitung für einen Aufschwung.

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Im Interview mit der Kölnischen Rundschau und dem Bonner Generalanzeiger vor der DM am Wochenende in Chemnitz beschränkte der Ex-Weltranglistenerste außerdem seine Ambitionen auf Olympia 2016 in Rio und die Heim-WM 2017.

"Wir müssen es schaffen, dass jeder Verein professionelle Strukturen aufbaut", sagte Boll mit Blick auf den hochgradig durchorganisierten Betrieb bei seinem Klub Borussia Düsseldorf: "Wir wollen, dass die Popularität des Tischtenmnis in Deutschland nicht nur an Düsseldorf oder mir festgemacht wird. Es soll sich auch mal jemand mit einem anderen Verein identifizieren. Bei uns fehlt eine Fankultur."

Boll: "den Sport für die Medien attraktiv machen"

Ein Resultat sei der niedrige Bekanntheitsgrad von Spielern in Deutschland. "Da kennt man vielleicht mich, die Älteren außerdem Jörg Roßkopf und die Sportbegeisterten noch Dimtrij Ovtcharov."

Zur Verbesserung der Situation will Boll ungeachtet weitgehend wirkungslos gebliebener Veränderungen in den vergangenen Jahre weiter "den Sport für die Medien attraktiv machen". Abgesehen jedoch von der Erkenntnis, dass mehr Events wie das Ligarekord-Spiel vor fast 5500 Zuschauern zuletzt in Hamburg hilfreich seien ("Man riecht nicht mehr den Turnhallenmief"), schlug der ehemalige WM-Dritte keine neuen Wege vor.

Unzufriedenheit mit TV-Resonanz

Aus seiner Unzufriedenheit mit der Resonanz auf Deutschlands jüngste Erfolge im TV machte Boll kein Hehl: "Wir müssen uns nicht vor anderen Sportarten verstecken. Wir haben Fernsehverträge mit den Öffentlich-Rechtlichen, aber wenn sie uns dann selbst bei Großveranstaltungen relativ selten zeigen, ist das enttäuschend." Dabei hinge generell viel an den Medien, und beim Fernsehen läge "der Schlüssel, wie populär eine Sportart ist".

Mit eigenen Erfolgen zur Popularitätssteigerung seines Sports beizutragen, hält Boll nur noch mittelfristig für möglich: "Ich bin immer noch mit der beste Spieler der Welt. Die nächsten zwei, drei Jahre kann ich noch auf allerhöchstem Niveau spielen. Bei Olympia 2016 oder der WM 2017 voraussichtlich in Düsseldorf möchte ich noch ein Wörtchen mitreden." Die Olympischen Spiele 2020 in Tokio nannte der Linkshänder entgegen früherer Aussagen allerdings nicht mehr als Ziel.