Tennis - Australian Open, Tag 4: Alexander Zverev scheitert früh - Novak Djokovic kurz mit Problemen - Andy Murray mit Mega-Comeback

Von SID/SPOX
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© getty

Das Comeback auf der großen Bühne ist schon nach der zweiten Runde der Australian Open beendet: Auf Alexander Zverev wartet noch sehr viel Arbeit. Nur eine Deutsche ist noch im Wettbewerb vertreten. In der Night Session gab ein angeschlagener Novak Djokovic einen Satz ab.

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Alexander Zverev humpelte schwer ernüchtert in Badelatschen durch den Melbourne Park. "Es ist noch ein weiter Weg", sagte der deutsche Topspieler abgekämpft und enttäuscht, als sein sehnlichst erwartetes Grand-Slam-Comeback eine untrügliche Wahrheit hervorgebracht hatte: Der Olympiasieger ist siebeneinhalb Monate nach seiner schweren Verletzung noch ganze Tennis-Welten von seiner früheren Klasse entfernt.

"Ich habe harte Arbeit vor mir. Es war von meiner Seite einfach nicht genug", sagte der einstige Weltranglistenzweite, für den bei den Australian Open schon in der zweiten Runde Endstation war. Der 25-jährige Hamburger unterlag Michael Mmoh (USA), der Nummer 107 des ATP-Rankings, 7:6 (7:1), 4:6, 3:6, 2:6.

"Es gibt viele positive Sachen und welche, die ich besser machen kann", sagte Zverev, der ohne Erwartungen in das Turnier gegangen war: "Man muss aber auch realistisch bleiben, nach vorne schauen und sich selber auch sagen, es wird in den nächsten Monaten besser."

Während Zverev, dem auch ein schmieriger "Gruß" eines Vogels im zweiten Satz kein Glück brachte, nach dem Ende seines harten Realitätschecks die Enttäuschung noch in den Knochen saß, freute sich Laura Siegemund über ihren unerwarteten Drittrundeneinzug, den sie sich gegen die favorisierte Rumänin Irina-Camelia Begu verdiente. "Da muss man bissl die Arschbäckle zusammenkneifen, und dann guckt man halt, dass man das Ding rockt", sagte die 34-Jährige aus Metzingen über die Endphase ihres 5:7, 7:5, 6:3-Erfolgs, in dem es vor allem über den Kampf, über die Mentalität ging.

Australian Open: Laura Siegemund sorgt weiter für Furore

Siegemund will künftig aufgrund zahlreicher Verletzungen ihren Fokus mehr aufs Doppel verlegen, zeigt aber in Melbourne, dass sie es auch als Einzelkämpferin noch immer drauf hat. "Ich weiß, dass ich sehr gutes Tennis spielen kann", sagte die letzte verbliebene Vertreterin des deutschen Tennis: "Ich bin schon noch flott unterwegs." Und sie will mit einem nächsten starken Auftritt am Samstag, dann gegen die Französin Caroline Garcia, die Nummer vier der Welt, weiter für Furore sorgen.

Das will auch Zverev wieder, doch zunächst geht die Aufbauarbeit weiter. "Mein Fuß ist gesund. Aber ich bin nicht auf dem körperlichen Level, auf dem ich war. Ich bin nicht so schnell, meine Kondition ist nicht so gut, wie sie war", sagte er nach dem "guten Test" am anderen Ende der Welt: "Ich bin froh, dass ich noch drei Monate Zeit bis zum nächsten Grand Slam habe und bis dahin viele Matches spielen werde."

Es gibt viel aufzuholen, Zuspruch erhielt er von Boris Becker, der Zverevs Kampfgeist und Einsatz lobte. "Die Arbeit steht noch bevor, aber das war schon mal ein guter Anfang", sagte der Eurosport-Experte. Die nächste Bewährungsprobe erhält die deutsche Nummer eins im Davis Cup. Die deutsche Mannschaft trifft am 3./4. Februar in Trier auf die Schweiz und will erneut den Sprung in die Gruppenphase schaffen. Und Zverev weitere Schritte in Richtung aller Klasse machen.

Australian Open: Djokovic trotz Oberschenkelproblemen in Runde drei

Titelfavorit Novak Djokovic hat auf dem Weg zu seinem 22. Grand-Slam-Titel die nächste Hürde genommen, dabei aber erneut Probleme mit dem angeschlagenen Oberschenkel offenbart. In der zweiten Runde der Australian Open setzte sich der serbische Topspieler mit 6:1, 6:7 (5:7), 6:2, 6:0 gegen den Franzosen Enzo Couacaud durch. Für Unmut sorgten zudem betrunkene Fans auf der Tribüne, die Djokovic kurzerhand aus dem Stadion werfen ließ.

"Um ehrlich zu sein, ist es überhaupt nicht gut", sagte Djokovic bei Eurosport zu seiner Blessur: "Ich schaue von Tag zu Tag. Bei meinem ersten Match war es besser. Letztendlich hängt es vom lieben Gott ab."

Nach problemlosem ersten Satz machte Djokovic im zweiten Durchgang der linke Oberschenkel zu schaffen. Der einstige Weltranglistenerste ließ sich behandeln, bewegte sich dennoch weiter unrund und verlor den Satz im Tiebreak.

Anschließend besserte sich Djokovics Zustand aber sichtlich - er ließ den Weltranglisten-191. im weiteren Matchverlauf nicht mehr in die Nähe eines Satzgewinns kommen. In Runde drei wartet nun der Bulgare Grigor Dimitrow (Nr. 27) auf den 35-Jährigen.

Gestört wurde Djokovics Konzentration im vierten Satz nur noch durch wiederholte Zwischenrufe einer kleinen Gruppe offenbar alkoholisierter Fans. "Er ist komplett betrunken und wollte mich von Anfang an provozieren. Er ist nicht hier, um Tennis zu schauen", beschwerte sich der Serbe beim Stuhlschiedsrichter über einen besonders lauten Zuschauer - mit Erfolg: Wenig später wurden die Männer aus dem Stadion geleitet.

Auf dem Weg zu seinem zehnten Titel in Melbourne hat Djokovic einen weiteren großen Konkurrenten weniger: Nachdem bereits der an Position eins gesetzte Rafael Nadal schwer angeschlagen ausgeschieden war, verabschiedete sich auch die Nummer zwei der Setzliste, Casper Ruud. Der Norweger verlor sein Zweitrundenmatch gegen Jenson Brooksby (USA) überraschend in vier Sätzen.

Andy Murray gewinnt Marathon-Match

Der britische Doppel-Olympiasieger Andy Murray bleibt hingegen dank eines Comebacks weiter im Turnier. Nach seinem spektakulären Fünfsatz-Sieg gegen Matteo Berrettini (Italien) in Runde eins gewann der dreimalige Grand-Slam-Sieger auch sein nächstes Marathonmatch.

Nach fast sechs Stunden verwandelte der 35-Jährige um 04.06 Uhr Ortszeit den ersten Matchball zum 4:6, 6:7 (4:7), 7:6 (7:5), 6:3 und 7:5 gegen den Australier Thanasi Kokkinakis. In Runde drei trifft Murray auf Roberto Bautista Agut (Spanien/Nr. 24).

Australian Open: Zweimaliger Grand-Slam-Finalist Casper Ruud raus

Holger Rune, zweimaliger Grand-Slam-Finalist aus Norwegen, unterlag dem US-Amerikaner Jenson Brooksby am Donnerstag 3:6, 5:7, 7:6 (7:4), 2:6 und muss die Hoffnung auf den ersten großen Titel vorerst aufgeben. Ruud war im vergangenen Jahr sowohl bei den French Open als auch den US Open ins Finale eingezogen. In Melbourne ging er an Position zwei gesetzt an den Start. Auch der topgesetzte Rafael Nadal hat sich bereits aus dem Turnier verabschiedet.

Doppelspezialist Andreas Mies ist erfolgreich in sein erstes Grand-Slam-Turnier nach der Trennung von Kevin Krawietz gestartet. Der 32 Jahre alte Kölner setzte sich mit dem Australier John Peers 7:6 (7:5), 6:7 (4:7), 6:3 gegen die Inder Yuki Bhambri/Saketh Myneni durch und erreichte die zweite Runde.

Im November hatten Krawietz/Mies, die 2019 und 2020 die French Open gemeinsam gewannen, ihre Trennung bekanntgegeben. Krawietz spielt künftig mit dem Frankfurter Tim Pütz, mit dem er auch im Davis Cup ein Team bildet. Der Coburger fehlt allerdings in Melbourne, weil er sein erstes Kind erwartet. Pütz verpasste an der Seite des Franzosen Nicolas Mahut den Zweitrundeneinzug.

Australian Open: Wimbledon-Finalistin Jabeur scheitert in Runde zwei

Die an Position zwei gesetzte tunesische Topspielerin Ons Jabeur ist bei den Australian Open überraschend früh gescheitert. Die Wimbledonfinalistin von 2022 verlor in der zweiten Runde des Grand-Slam-Turniers mit 1:6, 7:5, 1:6 gegen die ungesetzte Tschechin Marketa Vondrousova.

Jabeur, die sich bereits in der ersten Runde beim Dreisatzsieg über Tamara Zidansek (Slowenien) schwergetan hatte, fand nur selten zu ihrem Spiel und schien auch körperlich eingeschränkt zu sein. Die 28-Jährige muss damit weiter auf ihren ersten Grand-Slam-Titel warten. Vondrousova trifft in Runde drei auf ihre erst 17 Jahre alte Landsfrau Linda Fruhvirtova.

Australian Open: Danielle Collins jubelt zu früh

Danielle Collins ließ ihren Schläger fallen und riss die Arme jubelnd in die Luft. Die US-Amerikanerin hatte den Drittrundeneinzug nach einem harten Stück Arbeit geschafft - dachte sie zumindest und ging in Richtung des Netzes, um sich die Gratulation ihrer Gegnerin Karolina Muchova abzuholen. Doch die kam nicht.

Collins, die 29-jährige US-Amerikanerin, hatte sich beim Stand von 7:3 im Tiebreak des dritten Satzes zu früh gefreut. Im Entscheidungsdurchgang wird seit 2019 in Melbourne ein sogenannter Match-Tiebreak bis 10 gespielt. "Ich wäre am liebsten im Boden verschwunden", sagte die an Position 12 gesetzte Spielerin im Anschluss, ihr verfrühter Jubel war Collins ziemlich peinlich. Immerhin gewann sie am Ende tatsächlich mit 6:7 (1:7), 6:2, 7:6 (10:6).

Rafael Nadal: Lange Pause nach frühem Aus

Bittere Nachricht für Rafael Nadal am Tag nach seinem Zweitrunden-Aus: Der 36 Jahre alte Spanier hat eine Verletzung am Iliopsoas-Muskel (Hüftbeuger) des linken Beines erlitten.

Damit fällt der Grand-Slam-Rekordchampion wieder einmal sechs bis acht Wochen aus. Dies teilte Nadal nach einer MRT-Untersuchung mit. Der Spanier hat immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen.

Hier gibt es weitere Informationen in der ausführlichen News.

Australian Open: Toiletten-Diskussionen um Djokovic

Toiletten-Diskussionen um Novak Djokovic: Der 21-malige Grand-Slam-Sieger hat Berichten widersprochen, er sei in seinem Erstrundenmatch am Dienstag ohne Erlaubnis von Schiedsrichterin Aurelie Tourte während des ersten Satzes aufs stille Örtchen gegangen.

"Ich habe mich ihr oder den Regeln nicht widersetzt. Sie hat mir die Erlaubnis erteilt und gesagt, ich solle schnell sein", schrieb Djokovic bei Instagram. Die Schiedsrichterin habe ihm nur hinterhergerufen, um ihm zu sagen, dass die Toilette auf der anderen Seite des Feldes sei. Er habe aber eine gefunden.

Das Reglement sieht Toilettenpausen in erster Linie zwischen den Sätzen vor, schließt dies aber im üblichen zeitlichen Rahmen während der Seitenwechsel auch nicht aus. Djokovic gewann das Match gegen Roberto Carballes Baena 6:3, 6:4, 6:0.

Australian Open, Tag 4: Die Top-Matches im Überblick

  • Frauen

Spielerin 1Spielerin 2Ergebnis/Uhrzeit
Aryna Sabalenka (BLR/5)Shelby Rogers (USA)6:3, 6:1
Veronika Kudermetova (RUS/9)Katue Volynets (USA)4:6, 6:2, 2:6
Caroline Garcia (FRA/4)Leylah Fernandez (CAN)7:6, 7:5
Belinda Bencic (SUI/12)Claire Liu (USA)7:6, 6:3
Ons Jabeur (TUN/2)Marketa Vondrousova (CZE)1:6 7:5, 1:6
Laura Siegemund (GER)Irina-Camelia Begu (ROM/27)5:7, 7:5, 6:3
  • Männer

Spieler 1Spieler 2Ergebnis/Uhrzeit
Casper Ruud (NOR/2)Jenson Brooksby (USA)3:6, 5:7, 7:6, 2:6
Taylor Fritz (USA/8)Alexei Popyrin (AUS)7:6, 6:7, 4:6, 7:6, 2:6
Alexander Zverev (GER/12)Michael Mmoh (USA)7:6, 4:6, 3:6, 2:6
Andy Murray (GBR)Thanasi Kokkinakis (AUS)4:6, 6:7, 7:6. 6:3, 7:5
Holger Rune (DEN/9)Maxime Cressy (USA)7:5, 6:4, 6:4
Novak Djokovic (SRB/4)Enzo Couacaud (FRA)6:1, 6:7, 6:2, 6:0
Andrey Rublev (RUS/5)Emil Ruusuvuori (FIN)6:2, 6:4, 6:7, 6:3
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