Tennis - Australian Open, Tag 3: Nadals Traum von Titelverteidigung platzt - Laura Siegemund erreicht zweite Runde

Von SID/SPOX
nadal-aus-1200
© getty

Rafael Nadals Traum von einer erfolgreichen Titelverteidigung bei den Australian Open ist früh zerplatzt. Der 36 Jahre alte Grand-Slam-Rekordchampion verlor sein Zweitrundenmatch gegen den US-Amerikaner Mackenzie McDonald deutlich angeschlagen. Mit Laura Siegemund ist eine Deutsche weiter.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Rafael Nadal winkte noch einmal ins Publikum, atmete tief durch und humpelte dann unter Schmerzen aus der Rod Laver Arena: Der Traum des Superstars von einer erfolgreichen Titelverteidigung bei den Australian Open ist früh und auf bittere Art und Weise zerplatzt. Der 36 Jahre alte Grand-Slam-Rekordchampion verlor sein Zweitrundenmatch gegen den US-Amerikaner Mackenzie McDonald deutlich angeschlagen am Mittwoch mit 4:6, 4:6, 5:7.

"Ich wollte als Titelverteidiger nicht aufgeben", sagte Nadal mit versteinertem Gesicht: "Es ist die Hüfte. Ich konnte die Rückhand überhaupt nicht schlagen und nicht mehr laufen. Aber ich wollte das Match zu Ende bringen." Ob es sich um eine Verletzung am Muskel oder Gelenk handelt, wisse er nicht: "Heute ist es ein schwerer Moment, ein schwerer Tag." Mit noch nicht absehbaren Konsequenzen.

"Ich hoffe wirklich, dass mich die Verletzung nicht lange von den Plätzen fernhält", fügte Nadal an: "Denn dann ist es schwer, den ganzen Erholungsprozess wieder zu absolvieren." Der verletzungsgeplagte Topspieler meinte damit nicht allein die Genesung: "Es geht um die viele Arbeit, die man investieren muss, um wieder auf ein anständiges Niveau zu kommen."

Gegen McDonald hatte Nadal von Beginn an Probleme mit sich und seinem Gegner. Zunächst aber unter rein sportlicher Betrachtung. Doch dann trat plötzlich der Schmerz auf und der Linkshänder nahm beim Stand von 3:5 im zweiten Satz eine Behandlungspause in Anspruch. Seiner Frau Maria schienen die Szenen deutlich zuzusetzen, ihr liefen auf der Tribüne Tränen die Wange herunter.

Nadal, der auch 2009 bei den Australian Open triumphiert hatte und im vergangenen Jahr überraschend zum Titelgewinn gestürmt war, kam dann noch einmal zurück. Doch er wirkte deutlich beeinträchtigt und ging auf schnelle Punktgewinne. Es reichte nicht mehr und Nadal konnte sein schlechtesten Resultat bei einer Major-Teilnahme seit 2016 nicht mehr verhindern. Damals hatte er vor seinem Drittrundenmatch bei den French Open zurückgezogen.

"Manchmal ist es frustrierend. Manchmal ist es schwer zu akzeptieren. Manchmal ist man all die Verletzungen einfach nur leid", sagte Nadal. Er wird nun tatenlos mit ansehen müssen, ob sein serbischer Widersacher Novak Djokovic die Chance nutzt, nach Grand-Slam-Siegen mit ihm gleichzuziehen.

Australian Open: Siegemund hält deutsche Fahne hoch - Maria nach langer Wartezeit raus

Laura Siegemund war ziemlich "happy", nachdem sie die deutschen Frauen in Melbourne vor der Nullnummer bewahrt hatte. "Klar versucht man irgendwie auch für sein Land zu spielen", sagte die 34-Jährige, die aber nicht zuletzt auch sich selbst eine echte Freude mit ihrem Auftaktsieg bei den Australian Open bereitet hatte. Tatjana Maria richtete dagegen nach einer unnötigen Niederlage den Blick schnell wieder nach vorne.

Siegemund kämpfte in ihrem Erstrundenmatch nach langer Wartezeit am Mittwoch die Italienerin Lucia Bronzetti 2:6, 6:4, 6:3 nieder. Wimbledon-Halbfinalistin Maria verlor dagegen bei ungemütlichen Bedingungen Down Under gegen Bronzettis Landsfrau Lucrezia Stefanini mit 6:3, 5:7, 4:6. "Es geht weiter", sagte die 35-Jährige: "Das Jahr ist noch jung."

Für Siegemund war es der erste Sieg bei einem Grand-Slam-Turnier seit ihrer Viertelfinal-Teilnahme bei den French Open 2020. Und sie stellte in Melbourne die gleiche Ausbeute her wie bei den deutschen Männern, die einzig den Erfolg von Alexander Zverev verzeichneten. Zverev spielt nun in der Nacht zum Donnerstag (ca. 5.00 Uhr MEZ) gegen den US-Amerikaner Michael Mmoh, Siegemund könnte fast zeitgleich ihr Duell mit der an Position 27 gesetzten Rumänien Irina-Camelia Begu beginnen.

Die Schwäbin Siegemund hatte am Mittwoch die Nerven bewahrt, immer wieder war der Start des Matches aufgrund von Wetterkapriolen verschoben worden. "Es ist extrem schwierig unter den Bedingungen", sagte sie bei Eurosport: "Wir haben zwei Tage auf das Match gewartet, uns gefühlte 15 Mal aufgewärmt - und dann gab es immer wieder Nieselregen zwischendurch. Da muss man sich auf eine Achterbahn einstellen." Sie spielte im australischen Sommer mit langen Klamotten.

Siegemund und Maria hätten eigentlich bereits am Dienstag loslegen sollen, doch extreme Hitze und Regenfälle setzen dem Veranstalter in der Planung zu und forderten von wartenden Spielern Geduld ein. Maria, die den Schwung ihres starken Wimbledon-Laufs nicht mitnehmen konnte, hatte sich andere Bedingungen gewünscht.

"Ich glaube, dass es für mich besser gewesen wäre, in der Hitze zu spielen", sagte sie: "Dann sind die Bälle einfach schneller. In der Kälte werden die nach zwei, drei Punkten megagroß und dann geht da wirklich nicht mehr viel raus." Allerdings hätten alle das gleiche Problem, fügte sie an.

Tennis, Australian Open,
© getty

Australian Open: Swiatek weiter auf Kurs

Iga Swiatek wird der Rolle der Titelfavoritin bei den Australian Open weiter gerecht. Auf ihren Erstrundensieg gegen die deutsche Nummer eins Jule Niemeier ließ die 21-Jährige einen sicheren Zweitrundenerfolg gegen Camila Osorio aus Kolumbien folgen. Swiatek setzte sich am Mittwoch 6:2, 6:3 durch.

"Ich werde den freien Abend heute genießen", sagte Swiatek: "Und ich werde sicher kein Sushi essen, denn das habe ich jetzt fast eine Woche gegessen."

Auch die US-Amerikanerin Cori Gauff, Nummer sieben der Setzliste und in Topform nach Melbourne gereist, gab sich keine Blöße. Im namhaften Duell mit der früheren US-Open-Siegerin Emma Raducanu, in der ersten Runde Bezwingerin der Hamburgerin Tamara Korpatsch, setzte sich Gauff mit 6:3, 7:6 (7:4) durch. Die an drei gesetzte US-Amerikanerin Jessica Pegula besiegte die Belarussin Aljaksandra Sasnowitsch ebenfalls glatt in zwei Sätzen mit 6:2, 7:6 (7:5).

Die Polin Swiatek ist seit dem Rücktritt von Melbourne-Vorjahressiegerin Ashleigh Barty die dominierende Spielerin auf der Tour. Im vergangenen Jahr gewann Swiatek zum zweiten Mal die French Open und erstmals die US Open. Nun soll ihre Premiere Down Under folgen.

Australian Open: Kohlmann rechnet mit Leistungssteigerung von Zverev in zweiter Runde

Bundestrainer Michael Kohlmann rechnet mit einer Leistungssteigerung von Alexander Zverev schon im Zweitrundenduell bei den Australian Open. "Ich könnte mir vorstellen, dass das nächste Match schon deutlich besser wird", sagte Kohlmann dem SID nach dem "guten Schritt" des zuvor lange verletzten deutschen Topspielers, der sich in fünf Sätzen gegen den Peruaner Juan Pablo Varillas durchsetzte.

Kohlmann nahm die Bewegungsabläufe des Olympiasiegers, der nun auf Michael Mmoh (USA) trifft, teilweise als "noch nicht so rund" wahr. Dies sei aber normal nach mehr als sieben Monaten Zwangspause.

In der kommenden Runde, in der Zverev erneut sehr gute Chance habe, würde Kohlmann eine aggressive Spielweise bevorzugen. "Er muss halt zusehen, dass er offensiv spielt. Weil es in der Offensive immer leichter ist, sich zu bewegen als in der Defensive", sagte der 49-Jährige. Auch Zverevs Coach Sergi Bruguera sehe das so, meinte Kohlmann: "Je mehr Matches er kriegt, umso schneller wird es gehen."

Mit Blick auf die gesamten fünf deutschen Männer war der Bundestrainer mit der Ausbeute eines einzigen Erstrundensiegs nicht zufrieden. Jan-Lennard Struff, Yannick Hanfmann, Daniel Altmaier und Oscar Otte hatte ihre Auftaktpartien verloren.

"Klar hätte ich mir gewünscht, dass der eine oder andere hier noch eine Runde gewonnen hätte. Auch im Hinblick auf den Davis Cup, der direkt im Anschluss ist." Die deutsche Mannschaft trifft am 3./4. Februar in Trier auf die Schweiz.

Australian Open: Djokovic hat Oberschenkelprobleme im Griff

Titelfavorit Novak Djokovic hat seine Oberschenkelprobleme eigenen Aussagen zufolge im Griff. "Dem Bein geht es gut. Es ist nicht ideal, aber es wird besser", sagte der einstige Weltranglistenerste aus Serbien nach seinem Auftaktsieg gegen den Spanier Roberto Carballes Baena.

"Ihr habt mich am Montag trainieren sehen, da war ich bei vielleicht 50 Prozent", so der Djoker. "Mal sehen, wie es sich morgen anfühlt, wenn die Medikamente und entzündungshemmenden Tabletten aufhören zu wirken."

Rund zwei Stunden brauchte der 35-Jährige für den 6:3, 6:4, 6:0-Erfolg, der auch ein "wirklich guter Test" in Bezug auf seine Blessur gewesen sein, die ihn seit mehr als einer Woche beschäftigt. Djokovic spielte mit einem Tapeverband am linken Oberschenkel. "Ich bin wirklich froh, dass es im Verlauf des Matches besser wurde. Der dritte Satz war großartig. Das ist ein gutes Zeichen", sagte er.

Australian Open, Tag 3: Die Top-Matches im Überblick

  • Frauen

Spielerin 1Spielerin 2Ergebnis/Uhrzeit
Diana Shnaider (RUS)Maria Sakkari (GRE/6)6:3, 5:7, 3:6
Iga Swiatek (POL/1)Camila Osorio (COL)6:2, 6:3
Jessica Pegula (USA/3)Aliaksandra Sasnovich (BLR)6:2, 7:6
Lucrezia Stefanini (ITA)Tatjana Maria (GER)3:6, 7:5, 6:4
Lucia Bronzetti (ITA)Laura Siegemund (GER)6:2, 4:6, 3:6
Emma Raducanu (GBR)Coco Gauff (USA/7)3:6, 6:7
  • Männer

Spieler 1Spieler 2Ergebnis/Uhrzeit
Tomas Martin Etcheverry (ARG)Jannik Sinner (ITA/15)3:6, 2:6, 2:6
Alex Molcan (SVK)Felix Auger-Aliassime (CAN/6)6:3, 6:3, 3:6, 2:6, 2:6
Rafael Nadal (ESP/1)Mackenzie McDonald (USA)4:6, 4:6, 5:7
Taro Daniel (JPN)Denis Shapovalov (CAN)3:6, 6:7, 5:7
Juncheng Shang (CHN)Frances Tiafoe (USA/16)4:6, 4:6, 1:6
Hubert Hurkacz (POL/10)Lorenzo Sonego (ITA)3:6, 7:6, 2:6, 6:3, 6:3
John Millman (AUS)Daniil Medvedev (RUS/7)5:7, 2:6, 2:6
Stefanos Tsitsipias (GRE/3)Rinky Hijikata (AUS)6:3, 6:0, 6:2
Artikel und Videos zum Thema